
mer in einer Richtung durchströmt. Giebt die Anastomose selbst
einen Ast ab, so strömt das Blut von zwei Seiten zugleich in diesen
Ast weiter, oder in der einen Richtung weiter.
Während des Lebens muss nach Einwirkung eines zufälligen
Druckes die Richtung, in welcher die Anastomosen durchströmt
werden, sehr veränderlich seyn.
b. Von den C apil 1 argefässen.
1 . Bau der Capillargefässe.
In allen organisirten Theilen geschieht der Uehergang dès
Blutes aus den feinsten Zweigen der Arterien in die feinsten Zweige
der Venen durch netzförmige mikroskopische Gefässchefi, in deren
Maschen die eigentliche Substanz der Gewebe liegt. So sieht
man es an allen feinen- Injectionen, eben so bei mikroskopischer
Beobachtung des Blutlaufes an lebenden durchsichtigen Theilen,
wie an der Schwimmhaut, den Lungen und der Harnblase der
Frösche, dem Schwänze der Froschlarven, am bebrüteten Ei, an
jungen Fisclichen, an den Kiemen der Larven der Wässersalamän-
- der, an den Flügeln der Fledermäuse 'und im Gekröse aller Wir-
belthiere, endlich seihst an undurchsichtigen Theilen der Larven
der Salamander mit dem einfachen Mikroskope, wie ich in Meck.
Archiv für Anat. u. Physiol. 1829. beschrieben habe. - Die feinsten
Arterien bilden bei der Verzweigung immer mehr Anastomosen
unter einander, und diese Anastomosen gehen zuletzt in ein
continuirliches Netz über, von denen aus sich die Venenanfänge
wieder sammeln. Man nennt diese netzförmigen Uebergänge der
Arterien in Venen wegen ihrer Feinheit Capillargefässe. Es lässt
sich nicht bestimmt angeben, wo die feinsten Gefässe aufhören
Arterien zu seyn und wo die feinsten Venen in diesem Netze
anfangen. Denn der Uehergang ist allmählig, aber die netzförmigen
Uebergänge haben doch das Eigentümliche, dass die Ge-
fässchen einen gleichen Durchmesser behalten, dass sie nicht mehr
in einer Richtung dünner werden, wie Arterien und Venen, und
dass gerade, wo die GefäsSehen wieder in zunehmenden Zweigen
sich'sammeln, Arterien- und Vénenanfânge allmählig daraus
hervorgehen. Diess berechtigt aber nicht, mit B ichat ein eigenes
Capillargefässsystem im Unterschiede von Arterien und Venen
anzunehmen.
Die feinsten Capillargefässe sind dem Durchmesser der Blutkörperchen
angemessen; man misst sie an fein injicirten Theilen.
Der Durchmesser derselben variirt von toVö ~~ Tö*o"ö la bis
P. Zoll; im Durchschnitt ist er am häufigsten 0,00025—0,00050.
Die feinsten Capillargefässe hat man im Gehirne beobachtet, wo sie
nach E. H. W eber' s Messungen bià j-jVo =0,00019 P. Z. betragen;
in den Nieren des Menschen betragen sie nach meinen Messungen
0,00037 — 0,00058, in den Processus ciliares 0,00053. E. H. W eb
e r fand ihren Durchmesser in der Schleimhaut des Dickdarmes
0,00033 — 0,00050, in einer Lymphdrüse eben so, in der äussern
Haut 0,00080, in einer entzündeten Haut 0,00025 — 0,00050. Im
mit Blut gefüllten Zustande, wo sie wohl nicht so ausgedehnt als
im injicirten Zustande sind, sind sie noch wenig gemessen worden.
W eber fand sie am Hodensacke eines neugebornen Kindes, wo
sich die Oberhaut abziehen liess = yyyir E* Z. Bei ganz jungen
Thieren sind die Capillargefässe grösser, so wie auch die Blutkörperchen
de:s Embryo zum Theil grösser sind. Keine anderen
Elemente der tierischen Gewebe sind viel feiner. Die Muskelfasern,
welche man früher wohl zu fein angegeben hat, sind nach
P revost und D umas •^yVo E- Z. — 0,00012. Die Primitivfasern
der Muskeln des Menschen sind 5 — 6mal feiner als seine Blutkörperchen.
Ich fand die Primitivfasern der Nerven bei Säuge-
thieren y — j so dünn als die Blutkörperchen breit sind.
Mit anderen Kanälen verglichen, sind die Capillargefässe immer
kleiner, die Gallenkanälchen der Leber, die Harnkanälchen
der Nieren sind, wo sie am feinsten sind, immer noch einige Mal
stärker als die Capillargefässe, so dass letztere sich in ihren Zwischenräumen
und ihrem Bindegewebe oder Interstitialzellgewebe
verbreiten. So fänd ich die Ductus uriniferi serpentini corticales
der Pferdenieren injicirt =0,00137 — 0,00182 P. Z.'; die Harnkanälchen
der Schlangennieren bis ans Ende mit Quecksilber gefüllt
0,00232 — 0,00423 nach meiner Injection. Die gefiederten
blinden Enden der Harnkanälchen bei den Vögeln fand ich im
injicirten Zustande =0,00174 P. Z.J die feinsten Gallenkanälchen
der Leber bis ans Ende nach meine'n glücklichen Versuchen heim
Kaninchen mit Leim und Zinober injicirt, fand ich =0,00108
—0,00117 P; Z. Die feinsten bläschenförmigen Anfänge der Speichelkanälchen
der Parotis injicirt, fand E. H. W eber =0,00082,
nach meinen neueren Messungen sind sie beim Hunde mit Quecksilber
gefüllt 0,00187. • Die bläschenförmigen Anfänge der Kanäle
im Pankreas der Gans mit Queksilber injicirt, fand ich 0,00137
— 0,00297. In der Milchdrüse vom säugenden Igel fand ich sie
0,00712, beim säugenden Hunde injicirt =0,00260, Die Samenkanälchen
im Hoden des Menschen haben nach meinen Messungen
nicht injicirt 0,00470, mit Quecksilber gefüllt 0,00945. Siehe
das Weitere über meine älteren Injectionen und Messungen Meck.
Arch. fü r Anat. u. Phys. 1830. J. Muelber de glandularum sfru-
ctura penitiori earumque prima formatione in homine et animalibus.
Lips. fol. cum. tah. 17, p. 112. Alle diese verschiedenen Elemente
der Gewebe, Drüsenkanälchen, Muskelfasern, Nervenfasern, werden
von den Netzen der Capillargefässe umgeben und verbunden.
Die Primitivfasern der Muskeln, die Primitivfasern der Nerven
erhalten selbst keine Gefässe mehr, denn sie sind selbst dünner
als die feinsten Capillargefässe. Nie sieht man bei Untersuchung
frischer glücklicher Injectionen von diesen Theilen andere Capillargefässe,
als' solche, die sich in den Zwischenräumen der Primitivfasern
verbreiten. Es ist wohl eben so mit den feinsten Drüsenkanälchen.
Die Capillargefässe der Nieren legen sich überall
zwischen und über die Ductuli uriniferi hin, aber diese selbst
werden nach meinen Beobachtungen niemals injicirt.
Die Form der Capillargefässnetze ist im Allgemeinen sehr
einfach, und variirt bloss in dem Unterschiede von engeren und
weiteren Maschen der Netze, gleichförmigen oder länglichen Ma