Rückenmarkes und der Nerven, welche in den Nerven durch
Zellgewebe zu Bündeln und Plexus vereinigt sind, ohne selbst
in ihrem Verlaufe jemals zusammenzuhängen. Sie bestehen aus
einer Röhre und einem Inhalte, der im Gehirn und Rückenmark
überaus weich ist, in den Nerven aber viel mehr Consistenz hat
und sich selbst von der Röhre in einigem Zusammenhänge stellenweise
isoliren lässt. Die Primitivfasern des Gehirns werden
von leichtem Druck leicht stellenweise angeschwollen, varicös,
bei stärkerem Druck werden sie ganz zerstört und an ihrer Stelle
sieht man Kugeln und Kügelchen. Die Stärke dieser Fäden ist
übei aus verschieden, im Gehirn und Rückenmark sind sie dünner
als in den Nerven, in diesen sind sie gewöhnlich viel stärker als
die Elementartheile anderer Gewebe, und haben; __i_ Par.
Lin. im Durchmesser. Die graue Masse des Gehirns und Rückenmarkes
und die Masse der Ganglien besteht aus ziemlich grossen
Kugeln, die in den Ganglien durch festes Zellgewebe verbunden
sind, im Gehirn und Rückenmark aber überaus leicht zerstörbar
sind. Sie haben einen.Kern in ihrem Innern, zuweilen sogar,
namentlich die Ganglienkugeln, einen Nebenkern an der Oberfläche.
Eine ausführliche Darstellung der Structur der Nerven
kann erst später in der Nervenphysik gegeben werden. Die
Hauptbestandtheile des Gehirns und der Nerven in ohemischer
Hinsicht sind Eiweiss und Fett in einer noch nicht gekannten
nähern Verbindung. Das Fett wird aus dem zerriebenen Gehirne
durch kochenden Alcohol oder Aether ausgezogen, worauf das
Eiweiss des Gehirns und die zerriebenen Blutgefässe Zurückbleiben.
Das Hirnfett ist ein stickstoffhaltiges Èlain und Stearin.
Ersteres ist ein Oel, es riecht wie frisches Gehirn, und schmeckt
ranzig, es fault wie andere thierische Stoffe an der Luft. Es
wird von kochendem Alkohol in grösserer Menge als von kaltem
gelöst. Das Stearin besteht aus weissen atlasglänzenden Schuppen,
Nach Gmelin und Kuehn enthält dieses Stearin wieder 2 besondere
Stearinarten, das blätterige und das pulverförmige. Das erl
Stere ist dem Gallenfett, Choiestrine, ähnlich, unterscheidet sich
aber von ihm darin, dass es phospborhaltig ist. Das Hirnfett
unterscheidet sich von anderen Fettarten, dass es sich nach Vau-
queeiw nicht mit Alkali vereinigen oder verseifen lässt, dass es.
ausserdem Phosphor enthält (auch das gebundene Fett im Blute
und in dei Leber enthalten nach Chevüeul und Braconnot Phosphor).
Die nicht einäscherbare Kohle, welche nach Verbrennung
des Hirnfettes zurück bleibt, enthält nämlich so viel Phosphor-
saure, dass diese den zur Verbrennung nöthigen Luftzutritt verhindert.
Nach Ausziehung der Phosphorsäure durch Wasser
brannte die Kohle wieder eine Weile, und hörte wieder auf; sie
war nun wieder sauer geworden; woraus folgt, dass die Kohle
des Hirnfettes den Phosphor in einer nicht flüchtigen Verbindung
enthält, Nach Vauq'ueun beträgt der Phosphor ungefähr
1 Proc. vom Gewichte des frischen Gehirns, oder } von dem des
Hirnfettes, was_ Berzelius unwahrscheinlich findet. Die übriwen
Theile des Gehirns sind Eiweiss und Salze (phosphors, Salze und
kohlens. Alkali?), Das Gehirn enthält nach V a u q u e h n ;
Eiweiss ......................... 7,00
Htji. rncte tt™St ea. rin 4n,-5n31f • 5_, 2„3„ Elam U,70J ’
Phosphor . . . . ; 1,50
Osmazom . . . . . . 1,12
Säuren, Salze, Schwefel . 5,15
Wasser 1V . . . . . 80,00
‘ 100,00
Das Gehirn enthält ausserordentlich wenig erdige und salzige
Bestandtheile. 50 Gran getrockneten Kalbsgehirns gaben J ohn
nur 2 Gran Asche; 1 0 0 Theile getrockneter Gehirnsubstanz enthalten
nach Sass und P faff 3,36 fixe Salze, 1 0 0 Theile getrockneter
Muskelsubstauz 7,5 fixe Salze. In Hinsicht der Litteratur
der chemischen Untersuchungen der Hirnsubstanz verweise ich
auf E. H. W eber Anat. 1 . p. 257.
Verdünnte Salzsäure löst nach Reil das Neurilem der Nerven
auf. Alkalische Lösung löst dagegen das Mark der Nerven
auf.
2. Muskeln Die Muskeln bestehen aus Bündeln von Fasern,
die primitiven Bündel aus einigen hundert Fasern sind durch
Zellgewebe zu grösseren Bündeln, diese wieder zu noch grossem
verbunden. Die Primitivfasern der Muskeln haben eine Stärke
von 0,00012 — 0,00020 P. Z. An den Muskeln des animalischen
Lebens, wozu alle willkührlich beweglicbe Muskeln gehören, zeigen
die primitiven Bündel sehr regelmässig, dicht aufeinander
folgende Querstreifen, die Primitivfasern selbst sind varicös, zeigen
nämlich dicht hintereinander folgende Anschwellungen, die
durch kurze, engere Zwischenstellen getrennt sind. Von den organischen
Muskeln, welche nur unwillkührlich beweglich sind,
Laben nur die des Herzens und anderer muskulösen Stellen des
Gefässsystems Querstreifen der primitiven Bündel. Auch die
Lymphherzen haben diesen Bau der Fasern. Siehe Valentin
Repertorium I. 294. Alle übrigen organischen Muskeln, die des
Darms, der Urinblase,- des Uterus und der Iris haben einen andern
Bau, den primitiven Bündeln fehlen die Querstreifen, den.
primitiven Fasern fehlen die Knoten; jene sind vielmehr ganz
gleichförmig. Eine ausführliche Darstellung des Baues der Bewegungsorgane
kann erst später in dem Buche von der Bewegung
gegeben werden. Die wesentliche Substanz der Muskeln
ist Faserstoff. Das Muskelfleisch wird von langem Kochen härter,
und giebt die farblose Fleischbrühe ab, die erkaltet ge-
latinirt, was von dem Leim herrührt, in den das Zellgewebe
nach Berzelius durch Kochen verwandelt wird. *Gegen Säuren
und Alkalien verhält sich Muskelsubstanz wie Faserstoff. Beim
starken Auspressen von zerhacktem Fleische fliesst eine saure
rothe Flüssigkeit ab. Diese enthält 1) Eiweiss und Cruorin.
2) Milchsäure. 3) Salze, milchsaures Kali, Natron, Kalkerde und
Talkerde, Spuren von milchsaurem Ammoniak, Chlorkalium und
Chlornatrium (im Alkohol löslich); ferner phosphorsaures Natron,
phosphorsauren Kalk (in Alkohol unlöslich). 4) Extractartige Ma