
was durch die Entwickelungsgeschichte evident wird, indem man
heim Vogelembryo die gelblichen Reis'erchen der Gallenkanälchen
auf der Oberfläche der Leber aus einem röthlichen Gef ässgewebe
hervorkommen sieht.
"Was die Vertheilung der Blutgefässe in der Leber betrifft,
so ist es bekannt, dass sich von Injection der Leberarterie und
der Pfortader dieselben Capillargefässnetze anfüllen, mit welchen
wieder die Anfänge der Lebervenen in Verbindung stehen. In
den Capillargefässnetzen der Leber scheint daher eine Vermischung
des hellrothen Blutes der Leberarterie und des dunkelrothen Blutes
der Pfortader statt zu finden, undaus beiden geschieht vielleicht die
Absonderung der Galle. Die feinsten Capillargefässe sind, wie ich
schon bemerkt habe, feiner als die mikroskopischen Reiserchen der
Gallenkanälchen. Diese Netze verlaufen überall zwischen-den Reiserchen
der Kanälchen, umspinnen sie, stehen aber mit ihnen in
keinem unmittelbaren Zusammenhänge; denn bei dem Vogelem-
bryö sieht man mit Hülfe des Mikroskops auf der Oberfläche
der Leber die reiserförmigeri Endigungen der Gallenkanälchen,
und dasselbe lässt sich mit Erfolg an der Leber der Froschlarven
beobachten. Siehe J. Mueleer a. a. O. Tab. X. Fig. 12.
Bei der. Salamanderlarve lässt sich sogar die Bewegung des Bluts
zwischen den Acinis der Leber mit dem Mikroskop beobachten
(a-. a. O. Tab. X. Fig. 10.), wo die Blutkörperchen sich zwischen
den Theilchen der Lebersubstanz deutlich durchwinden, um
aus den zuführenden Gefässen in die abführenden zu gelangen.
Ueber das Pfortadersystem der Thiere siehe oben pag. 185.
Durch K iernan’s sehr schätzbare Untersuchungen hat die
Anatomie der Leber weitere Fortschritte gemacht. Philosoph, Transact.
1833. p. 2. pag. 711, K iernan beschreibt die kleinen Körnchen
(Lobules) der Leber, welche Andere Acini nennen, als blattförmige,
aber nicht platte Körper, welche mehrere stumpfe Fortsätze
ausschicken, ähnlich denjenigen, die wir oben von der ma-
cerirten Leber des Eisbären beschrieben haben. Im Inneren eines
jeden kleinen Läppchens läuft ein. Centralkanälchen (Venula intra-
lobularis), ein Zweig der Lehervene, welche das Blut aus dem
Capillargefässnetz des Läppchens zurüekführt; die Yenulae intralobulares
gehen von den Aesten der Lebervenen ans, welche an
diesen Stellen in ihren Wänden wie durchlöchert sind, indem
die Läppchen auf der Oberfläche der Wände der Lebervenenzweige
aufsitzen, so dass diese so gruppirten Läppchen einen Kanal
bilden, in welchem der Lebervenenzweig liegt. Diese Kanäle
sind also durch die Basen aller Läppchen gebildet,- Die äussere
Oberfläche jedes Läppchens dagegen ist von einer Zellgewebescheide,
Capsel, Fortsetzung der Capsula Glissonii umgeben, und
in diesem Zellgewebe, welches wieder die Läppchen von einander
sondert, verbreiten sich die Zweigelchen der Arterie und die
Zweigelchen der Pfortader, welche (Venae interlobulares) durch
die Capillargefässnetze des Läppchens in die Vena .intralobularis,
oder den Anfang eines Lebervenenzweiges übergehen. Je nachdem
entweder in den Venis interlobular, von der Pfortader her eine
Blutanhäufune, oder in den Venis intralobular, von den Leber-
•venen her eine Blutanhäufung staltfindet, scheint entweder die
Mitte der gelben Läppchen blässer, oder der Umfang blässer, und
dahéf der Irrthum von zwei Substanzen an den Läppchen, welche
K iernan so wie ich aus einer einfachen Substanz gebildet fand.
Das Zellgewebe der Capsula Glissonii geht von der Leberpforte
als gemeinschaftliche Scheide der Leberarterie, der Pfortader
und des Gallenganges weiter ins Innere der Leber ein, umfasst
immer wieder die neben einander liegenden Zweige dieser
Gefässe und endigt zuletzt in dem Interlobularzellgewebe. Der
Verzweigung der 'Lebervenen bleiben diese Scheiden ganz fremd.
Die Leberarterie verzweigt sich nach K iernan vorzugsweise
und grösstentheils auf den Wenden der Gallenblase, der Gallengänge
und der andern Blutgefässe, indem sie die Vasa vasorum
derselben bildet. Aus den Netzen der Arterienzweigelchen geht
das Blut nach K iernan in Zweige der Pfortader über und von
dort aus in die Lebervenen; denn durch feine Injectionen der
Leberarterie wurde die Pfortader wohl, nicht aber die Lebervenen
gefüllt. .Als er mit blauer Masse zuerst die Pfortader und dann
mit rother die Leberarterie gefüllt hatte, wurden Zweige von
beiden Gefässpn in den Häuten der Gefässe, der Gallengänge und
der Gallenblase gefunden; die Läppchen der Leber waren blau
gefärbt und die rothe Masse erschien nur punktweise im Umfang
derselben. K iernan nimmt daher an, dass diejenigen Zweige der
jLeberarterie, welche bis zu den Läppchen gelangen, in die venösen
Plexus dér Pfortader übergehen und dass das Blut von dort
erst in die Anfänge der Lebervenen gelangt. Diese Ansicht, welche
jener wid-ei’sprieht, dass alles Blut der Leberarterie sowohl
als der Pfortader in dieselben Capillargefässe gelange, ist indess
noch nicht hinreichend erwiesen und die LiEBERKUEHN’schen Injection
en widersprechen ihr, indem hier die Capillargefässnetze
öfter so leicht von dem einen als, von dem ander» Gefäss, aus
sich injicirt'zeigen.
Von der letzten Verzweigung der Gallenkanälchen. sagtKiER-
nan Folgendes. Da wo die feineren Zweige zwischen den Läppchen
liegen,, theilen sie sich durch Verzweigung, diese Zweige
anastomosiren endlich mit einander und bilden, zuletzt einen, von
den Blutgefässen unabhängigen Plexus, welcher die eigentliche
Substanz des Läppchens ausmacht., Philos:. Transact. 1833. p. 2.
Tab. 23. Hg. 3. An den von mir injicirten. Gallenkanälchen habe
ich .über die, Existenz dieser Verbindungen nicht sicher werden
können.. Die Kanälchen sahen mehr wie in den mannigfaltigsten
Richtungen durch einander liegende kurze Rispen aus., und
die Entw.ickelungsgeschiehte widerspricht dieser Ansicht,, indem
man beim Hühnchen, und. bei den Froscblarv.en auf der Oberfläche
der Leber mit. dem. Mikroskop offenbar Reiserchen sieht.
K iernar erklärt sich diess, Ansehen beim Fötus auf eine andere
Art,. nämlich als gelbe Zw.isebenstellen zwischen den Radiationen
der Venen. Diese Erklärung würde: dieser treffliche Forscher
indess , wohl nicht aufgestellt haben,, wenn er selbst mikroskopische
Untersuchungen über die Gallenkanälchen bei Vogelembryonen
und Froschembryonen angestellt hätte. Dass die Gallenka