
selbst entsteht, wie die grossen Gefässstämme, auch zwischen beiden
Blättern. C. F. W olff (Theorie der Generation. Berl. 1764.)
hat nun auf eine bewundernswürdige Weise gezeigt, wie an den
Rinnen erst die Gefässwände allmahlig entstehen, indem die Substanzinseln
zuerst in der Mitte durchsichtiger werden , und all—
mählig sich der dichtere und undurchsichtigere Theil der Substanzinseln
gegen die Strömchen hin verschmälert, in gleichem
Grade, als die Durchsichtigkeit der Substanzinseln von der Mitte
sich ausdehnt. Bei ganz jungen Tbieren, z. B. jungen Fischchen,
lässt sieb wie D öllinger (Denkschriften der Academie zu München.
7.) tliat, das Entstehen neuer Strömchen während des Wachsthums
des Schwanzes beobachten. Bei ganz jungen Fischchen
kehrt anfangs das arterielle Strömchen am Schwanzende ohne
Weiteres in einem venösen Strömchen um, mit dem Wachsthum
des Fischschwänzchens vermehren sich die Gefässschlingen. Am
einfachsten wäre nun, sich vorzustellen, dass die organische Substanz
um die Strömchen her die flüssigen Theile des Blutes, aufgelöstes
Eiweiss und Faserstoff anziehen, und indem sie sich damit
tränken, sich wie beim ersten Entstehen der Gefässe in der
Keimhaut in Rinnen und feste Zwischenstellen theile. So lässt
sich auch die Entstehung der neuen Gefässe in dem ausgeschwitzten
Faserstoffe bei den Entzündungen am leichtesten denken, indem
nämlich der exsudirte Liquor sanguinis sich allmahlig verdichtet,
aber auch durch die permeabeln Capillargefässwändchen
hindurch wieder Liquor sanguinis anzieht, der sich in den entstehenden
Rinnen der Substanzinseln vertheilt, worauf später auch
Blutkörperchen in die erweiterten neuen Gefässchen aufgenommen
werden. Denn dass sich die Gefässenden in die neue Materie
verlängern sollen, ist eine ungereimte Vorstellung, zumal da
es keine Gefässenden, sondern nur Capillargefässübergänge zwischen
arteriösen und venösen Strömchen giebt.
Eine genaue Zusammenstellung aller Beobachtungen hat All.
T homson, F roriep’s JSot. N. 783. gegeben.
Mit dieser Vorstellung von der Entstehung der neuen Gefässe
sind aber die Beobachtungen von D öllinger nicht übereinstimmend.
D öllinger hat eine doppelte Entstehung neuer
Strömchen beschrieben. 1) Die arteriellen Strömchen bahnen
sich neue Seitenwege in die wachsende Substanz. Es ist jedoch
unwahrscheinlich, dass die Blutkörperchen sich solche neue Wege
zuerst bahnen und zufälligerweise ein venöses Strömchen wieder
antreffen. Die Einmündung der neuen Strömchen in ein venöses
Strömchen wäre neuerdings zu erklären, worin ja überhaupt die
ganze Schwierigkeit liegt. So lange nicht durch Tränkung der
Substanz mit Liquor sanguinis und Theilung der Partikeln zwischen
arteriösen und venösen Strömchen neue Rinnen entstehen,
ist die Einmündung der neuen Strömchen in venöse Strömchen
sehr schwierig einzusehen. 2) Eine zweite Art der Entstehung
neuer Strömchen hat D öllinger folgendermassen dargestellt: In
der Nähe des fliessenden Blutstroms geräth ein Streifen des unbeweglichen
Thierstoffes in Bewegung; es bildet sich gleichsam
ein bewegliches Säulchen aus dem, was D öllinger Schleimkörner
nennt, ein Säulchen, das mit einem Ende fast an den Blutstrom
unter einem rechten Winkel anstösst, mit dem andern von ihm
abgekehrt ist. Dieser Streifen schiebt sich nun bin und wieder
dem Blutstrome zu, vom Blutstrom ab, alles pulsirend; die Körnchen,
aus welchen der oscillirende Streifen besteht, legen sich in
Ordnung an einander, und nehmen allmählig eine bestimmtere,
weniger verflossene Gestalt an, indem sie deutlich oval werden;
endlich theilt sich die oscillirende Masse in 2 Strömchen, deren
eines in arteriöser das andere in venöser Richtung läuft. Ich
gestehe gern, dass ich diese Erscheinung nicht leicht für den
gewöhnlichen Vorgang bei der Entstehung neuer Strömchen halten
möchte. Entweder geht die Oscillation von dem arteriellen
Strömchen aus oder nicht. Geht sie nicht davon ans, so ist die
Verbindung dieser Oscillation eben so schwer einzuseben, als die
Verbindung von 2 Strömchen selbst, warum es sich überhaupt
handelt. Geht die Oscillation von dem arteriellen Strömchen
aus, und kehrt das Strömchen, wie in D öllinger’s Beobachtung,
gegen den Ausgang zurück, so hat man einen schlingenförmigen.
Anhang einer Arterie, nicht aber eine neue Schlinge zwischen
Arterie und Vene. Ersteres ist aber nur in dem Falle möglich,
den D öllinger auch hervorgehoben hat, nämlich am Ende der
Hauptarterie, wo diese im Schwänze der jungen Fischchen gerade
zur Hauptvene umkehrt. Dieser Fall wäre auch an der Spitze
der Kiemenblättchen denkbar, wo arterielle Strömchen in venöse
umkehren. Meyen (Isis 1828. Tab. VI. fig. 3.) hat indess wirklich
an der Kieme der jungen Salamanderlarve die Beobachtung,
gemacht, dass das arterielle Strömchen ein Aestchen an der Seitensprosse
eines Kiemenblättchens ausschickte, und die Blutkörperchen
daraus auch wieder aufnahm. Späterhin ist es freilich
anders1, indem die Arterie eines Kiemenblättchens von der Arterie
des Kiemenstämmchens ausgeht, die Vene des Kiemenblättchens
nicht zu der Arterie^ sondern zur Vene des Kiemenstämmchens
zurückkehrt. Auch sonst bei den Thieren sind die Schlingen
der kleinsten Gefässe nicht zugleich Anhänge von einerlei
Gefässart, z. B. der Arterien, sondern nur zwischen Arterien und
Venen. Weitere Beobachtungen müssen noch über die Erzeugung
neuer Capillargefässströmchen an Salamanderkiemen und anderen
Theilen angestellt werden, um ins Klare zu kommen, ob nicht
die oben von mir aufgestellte Ansicht, für welche vor der Hand
noch keine hinreichenden Beobachtungen vorhanden sind, in vielen
Fällen der Natur entspricht.
Beobachtungen über das Wachsthum verschiedener Theile
sind noch wenig vorhanden- Wahrscheinlich findet es überall in
der Weise statt, dass sieh sowohl die Elementarlheilchen der Gewebe
zwischen den- Strömehen bald an Zahl, z. B.'Fasern der
Muskeln und Nerven, vermehren., bald an Grösse zunehmen, indem
die Partikeln zwischen den Strömchen mehr Stoff apponiren,
als auch, indem die Zahl der Capillargefässe in gleichem Verhältnisse
mit den wachsenden Partikeln zunimmt.
Die Capillargefässe haben an der Ernährung nur in so weit
Antheil,' als sie den Stoff zur Bildung des Elements der Gewebe