
Sammlung zu Utrecht und von P ockels in Braunschweig gesehen
hat, wo Arterien und Venen von Pseudomembranen verschiedener
Theile vom Darme und von der Leber, von Pseudomembranen
zwischen Pleura costalis und pulmonalis verschieden gefärbt in-
jicirt sind. In diesen Pseudomernbranen entstehen auch neue
Lymphgefässe, wie ich an mehreren Präparaten von S chröder
gesehen habe, wo neben Arterien und Venen die Lymphgefässe
mit Quecksilber gefüllt waren. In Hepatitide vero chronica be-
pate pseudomembranis diaphragmati accreto mihi contigit, mercu-
rium in vasa lymphatica inpulsum in ipsas pseudomembranas pro-
pellere, ita ut vasa lymphatica nova in conspectum venirent; in
bis valvulae vel noduli iam conspici pote'rant, licet minores quam
in aliis vasis lymphaticis; cum arteriis et venis cursum rnagis
rectum servabant, aliquando tarnen paulatim convolutum, aliquando
quaedam vasa lymphatica ad pseudomembranae originem sursum
toliebantur, sed postquam in pseudomembranam transire incepe-
rant, arcu facto ad hepatis superficiem redibant, in illo arcu plura
vasa lymphatica ex hepate terminabantur; an arcus talis prima
vasorum lymphaticorum novorum origo? S chröder observ. änat.
path. 43. \
Merkwürdig ist die neue Gefässbildung zwischen den Stümpfen
einer unterbundenen und durchschnittenen Arterie. M au-
noir, P arry, Mayer haben solche Beobachtungen gemacht, welche
sehr übereinstimmend sind. Besonders ist seit E bel’s wiederholten,
mit guten Abbildungen begleiteten Beobachtungen an der
Thatsache nicht zu zweifeln. E bel de natura medicatrice, sicubi
arteriae vulneratae et ligatae fuerint. Giessen 1826. Die, neue Verbindung
geschieht durch mehrere zuweilen gewundene Gefässe
•von einem zum andern Stumpfe, wie z. B. zwischen beiden Stümpfen
der Carotis communis. Bei der Erklärung dieser Erscheinung
hat man übersehen, dass hei den Thieren auch die Carotis
communis mehrere ganz kleine Zweigelchen in die Halsmuskeln
abgiebt,-daher auch diese sogenannten neuen Gefässe wahrscheinlich
nur Umbildungen von anliegenden •Capillargefässnetzen sind.
Was die Aneinanderheilung getrennter Theile betrifft, so
heilt Alles zusammen, was organisirt ist und im exsudativen Stadium
der Entzündung sich berührt; getrennte Nervenstücke können
unter sich, aber auch mit- Muskelsübstanz, Beinhaut, Aponeu-
rosen zusammenheilen. Ja selbst ganz abgeschnittene Theile heilen
an, wenn sie frisch in innige Berührung tnit homogenen oder
heterogenen frischen Wundflächen gebracht werden, deren Entzündung
aber auch über das Stadium exsudativum nicht hinaus
seyn darf. Die Wiederanheilung vollkommen getrennter organi-
sirter Theile ist zwar äusserst selten, aber doch nicht zu bezweifeln.
Es gehört z. B. hierher der merkwürdige BuENGER’sche Fall
Von Anheilung einer aus einem ganz getrennten Hantstücke des
Schenkels künstlich gebildeten Nase. F roriep’s Not. 4. 255. Nicht
alle Fälle dieser Art ertragen indess eine scharfe Kritik. Hunter
wollte den Zahn eines Hundes in den Kamm eines Hahnes
verpflanzt haben, wo er fest wurde. Diess wird wohl schwerlich
Änheilung gewesen seyn. Er verpflanzte eine Drüse vom Unterleib
eines Hahnes auf eine Henne (he next transplanted a gland
taken from the abdomen of the cock to a similar Situation of a
hen). Er verpflanzte den Sporn eines Hahnes. Diese sollen gewachsen
seyn. . Abernethy hat diese und andere Fälle beschrie-
bem Abernethy physiol. lect. 253. Aehnliche Versuche hatte Ba-
HONia angestellt. Vergl. oben von den Zähnen und Haaren. Nach
M errem und v. W alther, meinem grossen Lehrer, heilt sogar das
austrepanirte Knochenstück wieder ein.
Die Anheilung von Hauttheilen, die noch mit dem Stamme
Zusammenhängen, mit anderen Theilen desselben Körpers geschieht
bekanntlich leicht. Ein Process, worauf die Bildung der
Nase aus der Stirnhaut und viele andere Fortschritte der Chirurgie
beruhen, um welche sich D ieffenbach grosse Verdienste
erworben hat. Das einmal angeheilte Hautstück kann hernach
an der Brücke, durch die es während der Anheilung mit dem
Stamme verbunden seyn musste, durchschnitten werden. Die
Verwachsung zweier in Entzündung gesetzter Theile, deren sich
die Chirurgie mit so grossem Vortheile zur Aufhebung der Dis-
continuitäten und Aufhebung gewisser Absonderungen bedient, ist
eine ganz allgemeine Erscheinung bei organisirten Theilen. Der
Fötus kann hierdurch an Theilen seines Körpers mit den Eihül-
, Jen verwachsen, aber selbst verschiedene Individuen können auf
diese Art mit einander verwachsen. Bei der Verwachsung der
Embryonen zeigt sich hier ein äusserst merkwürdiges Gesetz, dass
mit seltenen Ausnahmen immer die gleichartigen Theile beider
Embryonen nicht bloss verwachsen, sondern ganz zusammen-
stossen; ja es entfernen sich sogar die symmetrischen Theile des
einen Embryo an der Verwachsungsstelle von einander und verwachsen
mit den entsprechenden Theilen des andern Embryo’s;
wodurch die Janus-Missgeburten entstehen. Dieser Process ist
ohne eine gewisse Affinität gleicher Theile nicht denkbar. Diese
.Verwachsungen mit Verschmelzung müssen ganz ausserordentlich
früh eintreten.' Denn später findet sich beim Verwachsen nur
Verbindung.
R athke hat einen Fall beobachtet, dass ein Embryo mit dem
Kopfe eines andern durch seine Nabelschnur verbunden war..
Meck. Arch, 1830. 4.
Was die Regeneration der verschiedenen Gewebe betrifft, so
verwachsen zwar die getrennten Theile eines Gewebes bei der
Berührung im Stadium exsudativum der Entzündung in der Regel,
aber die neuerzeugte Substanz, welche die organisirten Theile
verbindet, und welche anfangs Faserstoff ist, hat bei den der
Empfindung und Muskelbewegung bestimmten Theilen nicht vollkommen
die Eigenschaften, welche diese Gewebe sonst darbieten.
Bei den meisten anderen Geweben ist die Regeneration vollständig,
auch in Hinsicht der organischen. Qualitäten, besonders bei
denjeüigen Geweben, welche weniger durch ihre Lebenseigen-
■ schäften als durch die vermöge des Lebens erhaltenen physikalischen
Eigenschaften wichtig werden, wie die Knochen. Die Gewebe
der letztem Art regeneriren aber nicht alle gleich leicht.
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