
thierischen Körper eine Art Statik der Kräfte, wo eines alle übrigen
bestimmt; auch eine auf einen Theil wirkende Krankheitsursache,
indem sie Veränderungen ponderabler und imponderabler
Materien bewirkt, wirkt durch eine Kette von Veränderungen oft
bis in entfernte Theile, welche für diesen Krankheitseinfluss gerade
am empfänglichsten sind. Nicht allein, dass die Entziehung
von Stoffen an einem Orte die Anhäufung von ähnlichen oder
unähnlichen Stoffen an einem andern Ort verhindert, worauf die
Anwendung der Ausleerungen in anderen Orten als dem leidenden
beruhet. Die Vermehrung der organischen Thätigkeit in einem
Organ erregt viele andere Theile; so steht die Vermehrung der
organischen Thätigkeit in den Genitalien im Zusammenhang mit
der Wiedererzeugung des Geweihes hei den Hirschen, mit der
Veränderung vieler Organe hei dem Menschen, Veränderungen,
welche dort Avie hier die Castration aufhebt. Auch die integri-
rende Reizung eines Theiles wirkt belebend auf daSjGanze zurüök,
namentlich von der Haut auf die Centralorgane des Nervensystems
durch die Nerven, Avie man denn mit Erfolg Frictionen und andere
Hautreize zur Wiederbelebung anwendet. .
IV. Uebe r die den unorgani schen und org ani schen
Körpern geme insamen Wirkungen.
Die organischen Körper theilen die allgemeinen Eigenschaften
der ponderablen Materie. Die Mechanik, Statik, Hydraulik finden
auch hier ihre Anwendung. Mehrere Eigenschaften, welche organische
Materien mit unorganischen gemein haben können, wie
Cohärenz, Elasticität, u. s. w. entstehen aber nur Unter dem fortwährenden
Wirken der organischen Kraft zur Erzeugung einer gewissen
Mischung, wie die elastische Arterienhaut ihre Elasticität
einige Zeit näch dem Tode \erliert. Dann ist die Anwendung der
Mechanik, Statik, Hydraulik auf die organische Physik deswegen
beschränkt, weil die organischen Ursachen der Bewegung hier
am meisten interessiren. Auch die imponderablen Materien, Elek-
tricität, Wärme, Licht, kommen in den organischen Körpern zur
Erscheinung. Mit diesen Wirkungen werden wir uns jetzt besonders
beschäftigen.
I. E n tw ic k e lu n g von E 1 e I tr i c i t ä t .,.
Frictionselektricität kann bekanntlich vorzüglich an vielen
Körpern organischen Ursprungs entvvickelt werden; die galvanische
oder Berührungs-Elektricität entsteht- nicht bloss durch Contact
von heterogenen Metallen; viele andere Materien (besonders
Kohle, auch Graphit) können nach den Untersuchungen von A.
v. H umboldt und P faff die elektromotorischen Metalle ersetzen,
und selbst verschiedene thierische Theile wirken in leitender Verbindung
in schwächerm Grade ähnlich verschiedenen Metallen.
Es würde daher eine ganz falsche Vorstellung seyn, wenn man in
den Eigenschaften der verschiedenen Metalle allein die Ursachen
der galvanischen Elektricität suchen wollte. S eebeck hat entdeckt,
dass sogar homogene Metallstangen von verschiedener Temperatur
an einander gelegt, galvanisch werden, dass eine einfache Metallstange
an beiden Enden verschieden erwärmt, galvanische Elektrik
citât erzeugt; so dass Heterogeneität der Theile heim Contacte
durch Spannung der in allen Körpern vorhandenen elektrischen
Materie in -f- E und —E, oder Veränderung des Gleichgewichtes
in der elektrischen Materie und leitende Verbindung die allgemeinsten
Bedingungen zur Erzeugung des Galvanismus zu seyn
scheinen. Unter diesen Umständen werden auch galvanische Erscheinungen
an thierischen Theilen beobachtet. A. v. H umboldt
entdeckte, was ich öfter bestätigt gefunden habe, dass schwache
Zuckungen in einem Froschschenkel erfolgen, wenn man einen Nerven
und Muskel mit einem frischen Stück Muskelfleisch zugleich
berührt. Diese Erscheinung gehört zwar zu den seltneren der
galvanischen Versuche, ich kann jedoch ihre Richtigkeit bestätigen.
Buntzen haute sogar eine schwache galvanische Säule von abwechselnden
Lagen von Muskelfleisch und Nerven. Nach P révost und
D umas wirkt schon eine Kette von homogenem Metall, frischem
Muskelfleisch und Salzwasser oder Blut auf das Galvanometer.
Wenn man an die Conductoren des Galvanometers Platten von
Platina befestigt und an die eine ein Stück Müskelfleisch von einigen
Unzen bringt und die Gonductoren in Blut oder eine Salzlösung
taucht, entsteht eine Deviation der Magnetnadel des Instrumentes.
Eben so, wenn man an einen Conductor ein mit salzsaurem
Antimon oder Salpetersäure befeuchtetes Stück Platina,
an den andern Conductor ein Fragment von Nerve, Muskel oder
Gehirn bringt und beide berührt. M agendie Journal de Physiol.
T. 3. K aemtz (S chweigg. Journ. 56. 1.) hat ferner gezeigt, dass
sich wirksame trockne Säulen auch aus organischen Körpern ohne
alle Mitwirkung metallischer Körper errichten lassen. Concen-
trirte Lösungen von organischen Körpern wurden auf dünnes
Papier aufgetragen und aus Scheiben dieses Papiers Säulen aufgebaut,
so dass zwei ungleichartige Schichten durch zwei Papierdicken
getrennt waren; die Elektricität dieser Säulen ward an
einem Böhnenbergerschen Elektrometer geprüft. So zeigten sich
positiv
Natron
Hefen
Hefen
Hefen
Leinöl
Leinöl
Stärkemehl
Gummi
Gummi
Gummi
Eiweiss
Eiweiss
Ochsenblut
Ochsenblut
M u lle r’s Physiologie. 1.
negativ
gegen Hammeltalg.
— Rohrzucker.
— Kochsalz.
— Milchzucker.
— Zucker.
— weisses Wachs.
Gummi.
Salej).
Traganthschleim.
Bärläppsamen.
Gummi.
Ochsenblut.
Belladonnenextract.
Stärkemehl.