
Ueber die Quantität des Speichels hat Dr. C. G. M itscherlich
bei einem Menschen mit einer Speichelfistel des Ductus Ste-
nonianus Beobachtungen mitgetheilt. Die Ausscheidung hört bei
vollkommener Ruhe der Kaumuskeln und der Zunge, und hei
Mangel eines ungewöhnlichen Nervenreizes auf; unter den entgegengesetzten
Umständen wird sie hervorgerufen. Die Menge des
abgesonderten Speichels beträgt hei einem gesunden Manne in 24
Stunden aus . einer Parotis 65 bis 95 Grammen, der aus dem Mund
ausgeworfene Speichel von den 5 anderen Drüsen beträgt 6 Mal
mehr als der Speichel einer Parotis. M itscherlich über den Speichel
des Menschen. R ust’s Mag, 1832. S chultz {de alimentorum
concoctione. Berol. 1834.) sammelte aus dem Ductus Stenönianus
eines Pferdes in 24 Stünden 55 Unzen und 7 Drachmen Speichel,
•Wovon 12 Unzen auf die innerhalb 2 Stunden erfolgte erste Fütterung,
10 Unzen 9 Drachmen auf die Zeit von 3 Stunden zwischen
der ersten und zweiten Mahlzeit kommen.
Ueber die chemische Natur des Speichels von Menschen und
Säugethieren besitzen wir ausgezeichnete Arbeiten von Berzelius
[Thierchemie), G melin (T iedemann und G melin die Verdauung nach
Versuchen. Heidelb. 1826.) und Mitscherlich (a. a. 0.).
Der Mundspeichel ist ein fadenziehendes Gemeng von Speichel
und Schleim, fn (einem hohen schmalen Gefäss gesammelt,
trennt er sich nach Berzelius allmählig in eine obere, klare,
farblose und eine untere Schicht, welche ein Gemenge derselben
Flüssigkeit und einer weissen undurchsichtigen Masse ist. Mit
Wasser verdünnter und geschüttelter Speichel lässt den Schleim
vollständiger zu Boden fallen. In Hinsicht der sauren oder alkalischen
Reaction ist der Speichel sich nicht gleich. T iedemann
und G melin fänden ihn bei Menschen meist schwach alkalisch,
zuweilen neutral, nie sauer. S chultze (yergl. Anati) fand ihn beim
Menschen sauer, wenn er lange in der Mundhöhle verweilt hatte,
alkal isch immer bei Kindern. Speichel von Hunden und Schafen
aus dem Stenon’schen Gang selbst aufgefangen fand Gmelin
alkalisch. C. H. S chultz fand den Speichel des Menschen in der
Regel alkalisch, so zwar, dass eine Drachme Speichel zur Saturation
einen Tropfen Weinessig erforderte. Auch der Speichel des
Pferdes war alkalisch. Nach der Saturation soll der Speichel
allmählig wieder afkälisch werden. Dr. M itscherlich fand den
Speichel einer Speichelfistel während des Essens und Trinkens,
und schon nach dein ersten Bissen, alkalisch, ausser dieser Zeit
sauer. Die Alkalescenz des Speichels soll nach S chultz von Ammonium
herrühren; nach Mitscherlich dagegen giebt der frische
Speichel auch beim Erwärmen kein Ammoniak, und das freie
Alkali ist fix.
Der Speichel enthält sehr, sparsame Körbchen, wie L euwenhoek,
liänfig,' aber nicht immer auf, und die Wunde wird unterlaufen. Diese Symptome
treten schon nach einigen Minuten ein , der Tod erfolgt schnell oder
innerhalb eines Tages, oder innerhalb 14 Tage. Bei der Sectiön zeigen sieb
brandartige bleche in verschiedenen itingewciden. Die Erzählungen von Bannen
der '1 hiere durch den Blich der Schlangen sind Fabeln.
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W eber, T iedemann und ich gesehen; sie sind durchsichtig und
nach W eber grösser als Blutkügelchen. Nach Berzelius enthält
der Speichel des Menschen ohngefähr 1 Proc. von aufgelösten
Stoffen. Der Speichel hatte in Mitscherlich’s Versuchen ein
specifisches Gewicht von 1,0061 —1,0088; in S chultz’s Versuchen
hatte der Pferdespeichel ein specifisches Gewicht von 1,0125.
Der Jtiickstand des Speichels nach dem Abtrocknen ist durchsichtig.
Alkohol zieht daraus eine kleine Menge Osmazom mit
etwas Chlornatrium, Chlorkalium und milchsaurem Alkali aus.
Der in Alkohol ungelöste Theil ist schwach alkalisch und enthält
Natron. Der ausgezogene Rückstand besteht nun aus einem Go-
meng von Schleim (-j) und einem eigenen Stoff, Speichelstoll.
Die Auflösung desselben im Wasser ist etwas schleimig und wird
durch Kochen nicht unklar. Beim Abdunsten erhält man den
Speichelstoff, der nach B erzelius durchsichtig, farblos, nach T iedemann
und G melin hellbraun und undurchsichtig ist. Nach
Mitscherlich ist er gelbbraun, wenn man das Alkali, nicht sättigt,
und zieht Feuchtigkeit aus der Luft an, ist dagegen fast
ganz weiss und zerfliesst nicht, wenn das freie Alkali zu Anfang
der Analyse neutralisirt worden ist. Der weisse Speichelstolf
löst sich nach dem vorsichtigen Eintrocknen ganz (nicht zum
Theil wie der braune) im Wasser auf. Der Speichelstoff des
neutralisirten Speichels reagirt nicht alkalisch, wie Mitscherlich
bemerkt; ohne Neutralisation des Speichels reagirt er alkalisch.
Mit Wasser begossen wird der Speichelstoff wieder aufgelöst, zu
einer klaren Flüssigkeit, die nach Berzelius und Mitscherlich weder
von Galläpfelinfusion, Quecksilberchlorid, Eisenchlorid und basischem
essigsaurem Bleioxyd (Berzelius), noch von starken Säuren
gefällt wird, nach G melin dagegen von Galläpfelinfusiou, Ivalk-
wusser und der Auflösung von Alaun, den neutralen Oxydsalzen
von Kupfer, Blei und Eisen, von Quecksilberchlorid und salpeter-
saurem Silberoxyd gefällt wird. Nach Mitscherlich fällt salpetersaures
Silberoxyd .allerdings den 'Speichelstoff, auch essigsaures
Bleioxyd, letzteres den ohne vorherige Neutralisation des Speichels
dargestellten Speiciielstolf. Der nach Ausziehung des Speichel-
stöffes mit .kaltem Wasser zurückbleibende Schleim enthält nach
Berzelius viel Knochenerde, woraus sich wahrscheinlich der,
aus phosphorsaurem Kalk bestehende, Weinstein der Zähne bildet.
T iedemann* und G melin erhielten aus dem .Speichel des
Menschen heim Abdampfen 1,14 bis 1,19 Proc. feste Theiie, die
0,25 Theiie Asche gaben, wovon 0,203 in Wasser löslich, und
0,047 phosphorsaure Erdsalze waren. 100 Theiie Rückstand von
verdünntem Speichel gaben:
in Alkohol lösliche, nicht in Wasser lösliche Substanz!
(phosphorhaltiges Fett) ....................................................>3125
in Alkohol und in Wasser lösliche Stoffe: Osmazöm, Clilor-j
kaliuny, milchsaureS Kali, Schwefelcyankalium . . . '
aus der Lösung in kochendem Alkohol beiin Erkalten niedergefallene
thierische Substanz mit schwefelsaurem Kali
und etwas Chlorkalium ......................................... '• -• '!>*«>
32.50