
zu noch in den ganzen Stamm zu den übrigen Nervenfasern des
ganzen Stammes tritt, so zucken doch nicht alle Muskeln des
Schenkels, sondern es entsteht eine ganz geringe Zuckung an
einer einzelnen Stelle der Wadenmuskeln, Zehenbeuger, Zehenstrecker,
Fussmuskeln, welche wahrscheinlich von der Fortsetzung
jener Fasern im Stamme versehen wird.
Wird hingegen in dem vqrher beschriebenen Versuche die
Armatur nicht allein an dem Nervenfäserchen selbst, sondern die
eine Platte an dem Fäserchen, die andere an dem dickem-Theil
des Nerven angelegt, so zuckt allerdings die ganze Extremität
(A. v. H umboldt a. a. 0. I. p. 212.); da indess in diesem Falle
das galvanische Fluidum nicht auf das Fäserchen isolirt bleibt,
sondern, auf den Stamm des Nerven geleitet wird, so ist es gerade
so gut, als ob der ganze Stamm des.Nerven unmittelbar mit
beiden Platten armirt worden wäre.
III. Ein Riickenrnarksnerve, der in einen Plexus tritt und zur
Bildung eines grossen Nervenstammes mit anderen Rückenmarksnerven
beiträgt, theilt seine motorische Kraft nicht dem ganzen Stamme mit,
sondern den Fasern, in welche er sich vom Stamme bis in die Zweige
fortsetzt. Versuche von van D een, von mir und von K ronenberg
zeigen diess.
Beim Frosch kann man die Spinalnerven einzeln reizen,
welche zur Bildung des N. iscbiadicus zusammentreten, ehe sie
sich vereinigt haben. Der Nervus inguinalis hängt durch ein sehr
kurzes Verbindungsstück mit dem zweiten Nerven zusammen, so
dass das Verbindungsstück meist vom zvyeiten kommend sich an
den ersten anschliesst, sodann von diesem an den z-weiten' geht.
Ferner verbindet sich der ganze zweite Nerve der Extremität
mit dem ganzen dritten Nerven; aus dieser Verbindung entsteht
der N. ischiädicus, der sich sowohl an der Haut des Oberschenkels,
Unterschenkels und Fusses, wie in den Muskeln dieser Theile
verzweigt. Man reizt die Nerven einzeln entweder mechanisch
mit der Nadel, oder' galvanisch, indem man beide Pole auf den
Nerven wirken und einen galvanischen' Strom durch die
Dicke des Nerven gehen lässt, wobei man jeden Nerven, der zum
Plexus beiträgt, von den übrigen auf einer Glasplatte isolirt. Man
wird hierbei linden, dass beim Reizen der einzelnen Nerven, die
zum N. iscbiadicus zusammentreten, nicht gleiche Zuckungen in
den Hinterbeinen erfolgen, sondern verschiedene, bei dem einen
Nerven am Oberschenkel, bei dem andern am Unterschenkel
oder am Fuss. Unter den drei Nerven, welche den Plexus der
hinteren Extremität bilden, bewirkt der erste, gereizt, Zuckungen
an der innern Seite des Oberschenkels, der zweite, der mit dem
dritten den N. ischiädicus bildet, allein gereizt, Zückungen der
Muskeln des Oberschenkels und Unterschenkels, aber nicht des
Fusses (die indess in mässigem Grade von K ronenberg beobachtet
wurde); der dritte Bewegungen des Oberschenkels, Unterschenkels
und Fusses, Van Deen’s Versuche sind auf andere
Weise angestellt. Er durchschnitt jeden der in den Plexus tretenden
Nerven einzeln, und fand, dass trotz der Verbindung dieser
Nerven untereinander, doch verschiedene Muskeln gelähmt
wurden. Nach Durchschneidung des N. inguinalis führte der
Frosch noch alle Bewegungen mit den Beinen aus, mit Ausnahme
der Anziehung des Oberschenkels zu dem Bauche. Nach Durchschneidung
des zweiten Nerven vor dem Plexus hörte alle Bewegung
der Muskeln des Oberschenkels und Unterschenkels auf,
während die Bewegung amFusse noch unversehrt blieb. Wurde
der Verbindungszweig des N. inguinalis mit dem zweiten Nerven
durchschnitten, so konnte der Frosch nicht mehr das Bein zum
Unterleib anziehen; nach der Durchschneidung des N. inguinalis
unter dieser Verbindung wurde dasselbe beobachtet. Wurde der
N. ischiädicus von seinen beiden Wurzeln aus eingeschnitten
oder der Länge nach getlieilt, so war die Folge dieselbe, als wäre
der ganze Stamm des N. ischiädicus durchschnitten worden, woraus
van D een schliesst, dass innerhalb der, Verbindung beider
Nerven eine Kreuzung der Nervenfasern beider Nerven statt-
finde ; denn es waren sowohl der Oberschenkel als Unterschenkel
und Fuss gelähmt. Nach Durchschneidung des dritten Nerven,
der die zweite Wurzel des N. ischiädicus bildet, war der Fuss
(und Unterschenkel grossentheils) gelähmt. Durch Durchschneidung
des zweiten Nerven oder der ersten Wurzel des N. ischia-
dicus hörte die Flexion und Extension des Oberschenkels auf,
während die Bewegung am Fusse und untern Theile des Unterschenkels
fortdauerte. Die Versuche von K ronenberg weichen
im.Einzelnen etwas ab, führen aber zu demselben Resultate. Eben
.so dessen Versuche an den Nerven, welche den plexus brachialis
zusammensetzen. Plexuum nervorum structura et virtutes. Berol.
1836. Dass im Verlauf eines Nerven keine Mittheilung aus einer
Faser in die andere stattfinde und dass die im Verlauf eines
Nerven beständige Plexusbildung keine Ursache zur Mittheilung
wird, beweist der Verf. durch einen sehr guten Versuch. Er
schnitt den Nerven eines Frosches auf einer Seite bis fast zum
Rande durch. Etwas davon entfernt schnitt er den Nerven noch
einmal, aber auf der entgegengesetzten Seite bis fast zum Rande
durch. Durch Reizung des Raumes über dem ersten Schnitt
war es nun nicht möglich, das unter dem zweiten Schnitte liegende
Stück der Muskeln und Nerven in Thätigkeit zu setzen.
Der Zweck des Plexus der Nerven scheint in Beziehung auf die
motorischen Nerven zu seyn, jedem Muskel Fasern von verschiedenen
Stellen des Gehirns und Rückenmarks zuzuführen. Diess
wird z. B. durch den plexus brachialis erreicht, wie die genauere
Zergliederung desselben zeigt. Dann mögen die Plexus auch zur
Mischung sensorieller und motorischer Fasern je nach dem Be-
dürfniss der Theile bestimmt seyn.
ln den vorhergehenden Erfahrungsgesetzen ist bewiesen, dass
die Bündel der Primitivfasern, die in einen Stamm treten, in den
Stämmen isolirt ihre Kräfte äussern, ohne die übrigen Primitivfasern
zu erregen. Aber selbst einzelne Theile eines Muskels
können sich isolirt zusammenziehen, wie die einzelnen Portionen
der Flexores communes und des Extensor communis digitorum
für die einzelnen Finger. Der Muscnlus medius hat ganz verschiedene
Wirkungen, je nachdem^sich sein vorderer oder hin