
noch weich und bestehen aus schwarzem Gerinnsel, wenn der
Tod bald nach der Unterbindung oder Durchschneidung des N.
vagus eintritt; aber wenn der Tod erst nach 48 Stunden oder
später eintritt; so sind diese Coagulationen weiss. Diese Beobachtungen
sind sehr interessant. In 4 Versuchen, bei 2 Hunden und
2 Kaninchen, die unter meiner Leitung angestellt wurden, fanden
sich nach Durchschneidurig der Nervi vagi, als die Thiere ganz
unmittelbnr nach dem erfolgten Tode untersucht worden, nur 2
Mal im linken Herzen ein erhsengrosses Coagulum, keines in den
Lungengefässen. Eine zweite Erscheinung und Ursache des Todes,
die zwar nicht immer nach dieser (Operation, aber doch
häufig eintritt, ist nach Mayer das Hineintreten von aus dem
Magen regurgitirtem Futte'r durch die ohnehin mehr erschlaffte
und unempfindliche Glottis in die Luftröhre und Bronchien. Nach
Mayer wird nach der Operation der Herzschlag viel schneller,
die Respiration immer langsamer.
Beiht man Alles zusammen, was die verschiedenen Beobachtungen
ermittelt, so tödtet die Unterbindung oder Durchschneidung
des Nervus vagus durch den Zusammenfluss verschiedener,
zuletzt Suffocation herbeiführender Umstände. Diese sind:
1. Die unvollkommene Lähmung der Bewegungen zur Veränderung
der Stimmritze.
2. Die Exsudationen in den Lungen.
3 . Der veränderte chemische Process in den Lurjgen.
4 . Die von Mayer beobachtete Gerinnung des Blutes in den
Gef ässen. Vergl. über diesen Gegenstand L und Vivisectionen p.
2 2 2 — 243.
II. Abschnitt. Von der Ernährung, vom
Wa chs t h um und von der Wi e d e r erzeugung.
II. Capitel. Von d e r E rn ä h ru n g .
al P ro c e s s de r E rn ä h ru n g .
Die Ernährung ist kein Gegenstand mikroskopischer Beobachtung.
D oellinger und D utrochet wollen zwar bemerkt h a ben,
dass Blutkörperchen in den Capiilargefässen ihre Beweglichkeit
verlieren und sich mit der Substanz verbinden. Ich habe
auch öfter ein Stocken der Blutkörperchen beobachtet; allein
fortgesetzte Beobachtungen haben mich immer gelehrt, dass im
Zustande der kräftigen Gesundheit eines Thiers die Blutkörperchen
in den mikroskopisch untersuchten Theiien immer aus den
Arterien in diè Venen übergehen, und ich halte die Theorie der
Ernährung durch Aggregation der Blutkörperchen oder der Kerne
der Blutkörperchen für entschieden fälsch. So weit ist die Mikrometrie
und der Gebrauch guter Instrumente in der Physik der
organischen Körper schon gekommen, dass sich aus der blossen
genauen Vergleichung der Grössen jene Theorie widerlegen lässt.
Was zu einer solchen Genauigkeit gehört, habe ich in der Vorrede
zur ersten Auflage dieses Werkes auseinandergesetzt, und
bemerkt, dass mikrometrische Messungen, um als Basis für wissenschaftliche
Untersuchungen und Vergleichungen zu dienen,
nicht bloss direct gemacht seyn müssen, sondern dass das Wichtigste
und Unerlässlichste für diesen Zweck ist die Vergleichung
eines Körperchens, dass als Einheit oder Maassstab gebraucht
werden kann, mit einem andern zu messenden Theile, neben
einander unter dem Mikroskop, wie zum Beispiel die mikroskopische
Vergleichung der Blutkörperchen des Menschen mit Pri-
mitivfasern der Nerven, der Muskeln, die zu gleicher Zeit obser-
virt werden. Da nun die Blutkörperchen des Menschen, nach
nahe übereinstimmenden zuverlässigeren Beobachtungen von K ater,
W ollaston, P revost und D umas, W eber, W agner und von
mir sehr sicher zu 0,00020 P. Z. angenommen werden können
(vergl. pag. 106.), so hat man einen sichern Maassstab. Ich bediene
mich zur Vergleichung als Maassstab der Blutkörperchen
des Menschen, die man sogleich durch einen Hautritz an sich
selbst haben kann, und der Blutkörperchen des Frosches, die
im Durchmesser circa 4 Mal grösser sind, so wie der durch
Essigsäure dargestellten Kerne der Blutkörperchen der Frösche,
dié im Durchmesser \ — i so gross als die ganzen Blutkörperchen
sind.
Die Blutkörperchen sind offenbar zusammengesetzte Körper,
sie enthalten bei den Fischen, Amphibien, Vögeln, Säugethieren
und Menschen Kerne. Die Form der Blutkörperchen ist eigen-
thümlich und stimmt nicht mit den Elementen der Organe überein,
was man auch darüber zu voreilig gesagt hat. Die Muskelfasern
und Nervenfasern sollten zwar aus aggregirten Kügelchen
bestehen. Allein die Blutkörperchen sind bei keinem Wirbel-
thiére Kügelchen, sondern Scheiben. P revost und D umas und
E dwards halten die Kerne der Blutkörperchen für die Elemente
der Fasern. Allein so gross auch meine Hochachtung für diese
Naturforscher ist, so kann ich doch einen Widerspruch ihrer Ansichten
mit meihen Beobachtungen nicht unberücksichtigt lassen.
Ich habe mich niemals deutlich überzeugen können, dass die Primitivfasern
der Muskeln und Nerven aus Kügelchen bestehen, ich
sehe nur Fasern mit dicht folgenden Anschwellungen in den
Muskeln, wie denn auch C. A. S chultze {vergl. Anat. 123.) die
Kügelchen in den Muskelfasern nicht finden konnte. Ich finde