
Wurf, dem Igel, den Giirtelthieren und Ameisenfressern noch kaum
angedeutet, und nur bei den reissenden Thieren, den Wiederkäuern,
Einhufern, Dickhäutigen und Affen deutlich, aber einfacher als
bei dem Menschen. S. Carus vergli Zoot. 1. 75. Die untere Commis-
sur des kleinen Gehirns, Pons Varolii, erscheint zwar bei den Säu-
gethieren schon aussen sichtbar, ist aber noch schmal; daher man
die Pyramiden des verlängerten Markes in ihrem Verlaufe weiter
bloss liegen sieht, wo sie beim Menschen von der untersten Lage
der Querfasern des Pons viel mehr bedeckt werden. Bei vielen
Säugethieren sind auch Bündel der Querfasern, welche das verlängerte
Mark umfassen; 'hinter der eigentlichen Brücke liegend,
von dieser getrennt. T reviranüs vermischte Schriften. 3. 12.
• An dem verlängerten Marke sieht man die olivenförmigen Körper
weder äusserlich gut, noch die zackige Figur im Innern deutlich,
die markigen Querstreifen auf dem Boden der vierten Hirnhöhle
fehlen in der Regel, und das kleine Gehirn besitzt eine
geringere Zahl der Blätter; wie es im Allgemeinen an Grösse
dem menschlichen nachsteht; dahingegen die Flocken, wie bei
den Vögeln stärker entwickelt sind, und wie dort oft eigene Vertiefungen
des Felsenbeines in Anspruch -nehmen. Die Lobi olfacfo-
rii am vordem Ende der Hemisphären des grossen Gehirns der
Vögel sind in den Riechkolben der Säugethiere noch vorhanden,
die .sich aber von den Riechnerven des Menschen darin, unterscheiden,
dass sie hohl sind, und dass ihre Höhlen in unmittelbarer
Verbindung mit den Seitenhöhlen der Hemisphären des
grossen Gehirns stehen.
II. Von den K rä fte n d e& G e h irn s und von den S e e le n th ä’tig -
k e ite n im A llg em e in e n .
Das Gehirn der Thiere vergrössert sich von den Fischen
bis zum Menschen, nach der Entwickelung der intellectuellen
Fähigkeiten, mehr und mehr. Aus den von Caeus (Lehrbuch der
cergl. Zootomie) angegebenen Verhältnissen ergiebt sich, dass es
sich zur Masse des ganzen Körpers bei Gadus Iota wie 1 : 720,
beim Hecht wie 1 : 1305, beim Wels wie 1 :1837, beim Salamander
wie 1 : 380, bei der Landschildkröte wie 1 : 2240, bei der Taube
wie 1 : 91, beim Adler wie 1 : 160, beim Zeisig wie 1 : 231, bei
der Ratte wie 1 : 82, beim Schaf wie 1 : 351, -beim Elephanten
wie 1 :500, beim Gibbon wie 1 : 48, beim Winselaffen wie 1 : 25
verhält. Das grösste Gehirn eines Pferdes wiegt nach S oemmer-
r i n g 1 Pfund 14 Loth; das kleinste eines ausgewachsenen Menschen
2 Pfund 11 Loth; doch zeigt das Pferdegehirn auf seiner
Grundfläche gegen zehnmal dickere Nerven als das ,des Menschen.
Das Gehirn unseres Museums^ von einem 75 Fuss langen Wallfische
wog 5 Pfund 10-j Loth, -das Gehirn des Menschen dagegen
wiegt nach S oemmeeinö 2 Pfund 11 Loth bis 3 Pfund
3f Loth. Bedenkt man nun, dass das Rückenmark bei weitem
weniger bei den niederen Wirbelthieren abnimmt, indem es sich
z. B. bei Gadus Iota zur Masse des Körpers wie 1 : 481, bei
Salamandra terrestris wie 1 : 190, bei der Taube wie 1 : 305,
bei der Ratte wie 1. i* 180 verhält, so ergiebt sich deutlich, dass
die Entwickelung der intellectuellen Fähigkeiten in der Thierwelt
nicht von der Stärke des Rückenmarkes, sondern des Gehirns
abhängig ist. Wir sehen aus den bedeutenden Variationen
des Verhältnisses in einer und derselben Classe, dass die Grösse
des Gehirns im Allgemeinen auch hier nicht genau auf die Beherrschung
der Masse des Körpers berechnet ist, dass die Stärke
der motorischen Apparate für die Beherrschung der Muskelmas-
sen nicht in ihm, sondern in dem Rückenmarke zu suchen ist.
Indessen schreiten nicht alle Theile des Gehirns in der Thierwelt
mit der Entwickelung der intellectuellen Fähigkeiten gleich
fort. Das Uebergewicht des Gehirns der höheren Thiere über
dasJ der niederen entsteht Vorzüglich nur durch die Ausbildung
der Hemisphären des grossen Gehirns.' Das kleine Gehirn ist
zwar bei den höheren Thieren verhältnissmässig auch grösser als
bei den niederen, aber in einem weit schwächeren Verhältnisse.
Die Vierhügel sind geradezu verhältnissmässig kleiner, und eben
so sind das verlängerte Mark und seine Verzweigungen in das
Gehirn bei dem Menschen verhältnissmässig nicht grösser als bei
irgend einem Thiere. Durch diesen Theil müssen bei allen Thieren
auf gleiche Art alle Nervenfasern des ganzen Rumpfes in
das Gehirn eintreten. Wir sehen daraus schon vorläufig, dass
das Gehirn Theile enthält, die bei allen Wirbelthieren eine gleiche
Bedeutung haben und gleich wichtig für das Leben sind;
wie denn in der. That die Verletzung der Medulla oblongata für
alle gleich tödtlicb, gleichsam das Centrum des Lebens und aller
willkührlichen Bewegungen angreift, während die Verletzung der
Hemisphären bei den Amphibien eine weit geringere Störung in
den Lebensverrichtungen erzeugt, als die Verletzung dieser Theile
bei den mit höheren intellectuellen Fähigkeiten begabten Wesen.
Obne indgss jetzt schon die Kräfte der verschiedenen Hirn-
theile -ausser den intellectuellen Fähigkeiten zu untersuchen, wollen
wir zuerst das Verhältniss der Seelenthätigkeit zu dem Gehirn
überhaupt betrachten. Die vergleichende Anatomie zeigt
uns schon, dass wir in dem Gehirne die Quelle der intellectuellen
Fähigkeiten suchen müssen, und sowohl die Versuche an den
Thieren, als die Geschichte der Verletzungen desselben im Vergleich
mit anderen Organen, bestätigen es. Es ist nun hier zu
beweisen, dass die Seelenfunctionen in keinem andern Theile des
Nervensystems, noch des Körpers überhaupt, als in dem Gehirne
stattfinden.
Was zuerst die Nerven betrifft, so zeigen die Folgen ihrer
Verletzung, dass sie von dem Hirneinflusse getrennt, auch dem
Willenseinflusse und dem Bewusstwerden ihrer Zustände entzogen
sind; das Rückenmark verhält sich in dieser Hinsicht ganz
gleich den Nerven. Siehe oben p. 812. Jede R.ückenmarksver-
letzung entzieht mit dem Hirneinflusse auch den Willenseinflus
auf alle unter der verletzten Stelle abgehenden Nerven, dahingegen
alle über der verletzten Stelle des Rückenmarkes, so wie