
als nun der zuerst operirle und wieder vertheilte Nerve nochmals
durchschnitten wurde, starben sie in 30 Stunden.
Die Beweiskraft einer andern Reihe von Versuchen beruht
auf der Wiederherstellung der Bewegung in Gliedern, deren Nerven
vorher durchschnitten worden. Die meistert Versuche dieser
Art beweisen gar nichts, wenn man nicht, wie in T iedemabb’s
Fall, alle Nerven eines Gliedes, durchschneidet. Swab hatte viele
Versuche über den Erfolg der Durchschneidung des Nervus
ischiadicus bei Kaninchen angestellt, aus denen sich jedoch kein
entscheidendes Resultat ergiebt. J. Swab über ' die Behandlung
der Localkrankheiten der Nerven, übers, v. F rabcke. Leipzig 1824..
Die Thiere lernen nach der Durchschneidung des Nervus ischia-,
dicus bald wieder gehen, aber erlangen den vollkommnen Gebrauch
des Fusses niemals wieder. Dass diese Thiere selbst einige
Tage nach der -Durchschneidung des Nervus ischiadicus am
Oberschenkel den Fuss wieder gebrauchen, darf) uns nicht wundern.
Denn da die Aeste der Oberschenkelmuskelrt ganz hoch
oben aus dem Plexus ischiadicus und dem N. ischiadicus abgehen,
so werden sie in der Regel durch die Verletzung des Nervus
ischiadicus am Oberschenkel gar nicht betheiligt. Dazu kommt,
dass die Oberschenkelmuskeln auch von dem N. cruralis und
obturatorius versehen werden. Die Durchschneidung des N. ischiadicus
in der Mitte des Oberschenkels und selbst höher lahmt nur
den Nervus peronaeus und tibialis, -also die Muskeln des Unterschenkels
und Fusses. Ohne dass die Thiere vollkommen auftre-
ten können, werden dieselben nach jener Operation doch das'
Bein beim Gehen durch die vollkommene Wirkung der Oberschenkelmuskeln
gebrauchen.
Ich habe einige Versuche über die Regeneration der Nerven-
substanz nach einem veränderten Plane angestellt, dessen Anwendung
in der Folge gewiss sichere Resultate verspricht,; aber leider
sind die Versuche, die ich anstellte, nicht ganz entscheidend.
Ich erzähle sie, damit, sie neue Versuche dieser Art veranlassen.
1) Ich hatte bei einem Kaninchen den; N. ischiadicus am 13. Ja-
nur 1832 in der Mitte des Oberschenkels durchschnitten. Das
Thier erhielt nach 2 Monaten den Gehrauch seines Fusses nicht,
es hinkte und die Ferse war aufgetreten. Am 7. April wurde
das Thier wieder vorgenommen. Der N. ischiadicus wurde an
dem lebenden Thiere blossgelegt. Der Nerve war schön geheilt
und zeigte eine, lange Anschwellung. Der Nerve über der Narbe
mit der Nadel gezerrt, bewirkte keine Zuckungen in den Muskeln
des Unterschenkels und Fusses, die Zerrung des obern Theils der
Narbe eben so wenig. Dagegen bewirkte Zerrung des mittlern
Theiles und untern Theiles der Narbe, so wie des Nerven unter
der Narbe jedesmal eine Zuckung in den Muskeln des Unterschenkels,
namentlich in den Muse, peronaeis, welche blossgelegt
waren. Die Haut des Fusses war unempfindlich von der
Ferse bis zu den Zehen* am Unterschenkel war sie empfindlich,
offenbar, weil die Nervi cutanei des Unterschenkels von
dem durchschnittenen Theil des Nervus ischiadicus zum Theil
unabhängig sind. 2) Bei einem Kaninchen* bei dem ich den
Nervus i ischiadicus über der Mitte des Oberschenkels durchschnitten
hatte, legte ich nach 1 Monat 20 Tagen darauf, als
das Thier noch ebenso mit dem Fusse hinkte, wie anfangs
nach der Operation, (bei dem lebenden Thiere) den Nerven wieder
bloss. Die mechanische Reizung des Nerven mit einer Nadel
erregte keine Zuckungen in den entblössten Muskeln des Unterschenkels,
während sie unter der Narbe auf den Nerven angewandt
Zuckungen, besonders in den blossgelegten Muse, peronaei,
bewirkte. Der galvanische Reiz eines einfachen Plattenpaars auf
den Nerven über der Narbe angewandt,^ wobei beide Platten über
der Narbe applicirt wurden, erregte keine Zuckungen in den von
dem Nervenstücke unter der Narbe abhängigen Muskeln. Der
Assistent, Herr S chwabb, liess nun die Pole einer aus 100 Plattenpaaren'
bestehenden Säule von ausserordentlicher Kraft auf den
Nerven über der Narbe, dem hier eine Glasplatte untergeschoben
war, wirken. Hier entstanden freilich starke Zuckungen in allen
Muskeln des Unterschenkels. Allem es zeigte sich, dass der so
sehr kräftige galvanische Strom durch den Nerven als blossen
nassen thierischen Leiter fortgeleitet wurde. Ein so starker Strom
ist, wie wir zu spät ersahen, zu keiner Art physiologischer Versuche
brauchbar, weil er nicht wohl zu isoliren ist, und, wie wir
hernach sahen, auch schon durch einen ganz zermalmten Nerven
und 2 ganz getrennte Nervenstücke, die durch eine feuchte Oberfläche
des Körpers," worauf sie liegen, verbunden sind, überspringt.
3) Am 10. Juli 1832 wurde einem Kaninchen der Nervus ischiadicus
über der Mitte des.Oberschenkels durchschnitten. Nach 6
Monaten, als das Thier immer noch beim Gehen den Fuss etwas
schleppte, wurde bei diesem lebenden Tliiere der Nervus ischiadicus
wieder blossgelegt. Der einfache galvanische Reiz und der
in diesem Falle sehr schwache Reiz einer galvanischen Säule von
30 Plattenpaaren bewirkte keine Zuckungen in den Muskeln des
Unterschenkels, als beide Pole oberhalb der länglichen Narbe
applicirt wurden. Wir erstaunten aber sehr, ais wir unterhalb
der Narbe den galvanischen Reiz auf den Nerven, oder auf den
Nervus peronaeus applicirten, und nun auch nur äusserst geringe
Spuren von Zuckungen in denUnterschenkelmuskeln und namentlich
den blossgelegten Muse, peronaeis entstehen sahen. Spätere
mit Dr. Sticker an gestellte Versuche (Mueller’s Archiv 1834. p.
202.) haben die Resultate dieser Versuche noch mehr aufgeklärt.
Man hatte zu viel Werth auf Nysteb’s Erfahrungen gelegt, dass
die Muskeln derer, die einige Tage nach einem Schlagflusse gestorben
wären, trotz der Hirnlähmung noch contractil gegen galvanischen
Reiz waren. Nysten ü. a. 0. p. 369. Es fand sich
nämlich bei jenen Versuchen, dass das vom Hirneinfluss getrennte
untere Stück eines durchschnittenen Nerven in der ersten
Zeit allerdings seine Reizbarkeit behält, dass sie aber, wenn die
Aneinanderheilung der Nervenstücke verhindert wird, später verloren
geht, so dass man nach 2 Monaten durch den auf das untere
Nervenstück applicirten galvanischen Reiz eines einfachen
Plattenpaars keine Zuckungen mehr in den Muskeln erregen kann.
Selbst die Muskeln hatten ihre Reizbarkeit für das galvanische