
wegung in einer Flüssigkeit ohne eine Anziehung oder. Abstös-
sung von Seiten eines andern Gegenstandes unbegreiflicli ist, habe
ich zwar die Thatsachen, die man für jene Annahme anführt,
zum Theil bestätigt gefunden, ich konnte al3er nicht diese Schlussfolge
daraus ziehen. In einem abgeschnittenen Theile sieht man
mittelst des Mikroskopes unter zwei Bedingungen noch fortdauernde
Bewegungen des Bluts in den feinsten Uebergängen der Arterien
in Venen: 1) so lange das Blut noch aus den durchschnittenen
Gefässstämmen ausfliesst, was auf den Zustand des Blutes in den
Haargefässen wirken muss. So siebt matl nach meinen Beobachtungen
noch langsame Bewegungen, und zwar von den feinen
Gefässen nach den grossem (also nach den Oeffnungen der durchschnittenen
Gefässstämme) bis 10 Minuten nach Abschneiden eines
Fusses beim Frosch. Diese Bewegungen entstehen hach meiner
Ansicht bloss durch das Ausfliessen des Blutes, Während die
Gefässe durch die Elasticität einen engern Durchmesser annehmen,
als sie vorher im Zustande gewaltsamer Ausdehnung
hatten. Man sieht dies Engerwerden auch unter dem Mikroskop.
Wird die Durchschnittsfläche, woraus das Blut ab-
fliesst, mit dem Schenkel in die Höhe gehalten, so hört das Ausfliessen
des Blutes früher auf, und schon nach 5 — 6 Minuten
hört alle Spur der Bewegung in den Capillargefässen auf. We-
demeyer’s Beobachtungen stimmen mit den uneinigen sehr überein,
nur dass er die Zeit hicht angiebt. Er sagt: .Gleich nach dem
Ausschneiden des Herzens strömt alles Blut in fast ununterbrochenem
Zuge aus Arterien, Venen und Haargefässen nach der
Wunde hin, indem die Elasticität der weichen Theile das Blut
aus den kleinen Gefässen nach der kaum mehr Widerstand leistenden
Wunde der grossen Gefässe hindrückt. Ueler den Kreislauf
des Blutes. Ilannovet• 1828. p. 233. 2) Wenn man auf einen
feuchten abgeschnittenen Theil das intensiv^ Sonnenlicht
wirken lässt. Unter dem letzten Umstande trocknet und runzelt
die Oberfläche des feuchten Theils sichtbar schnell. Dies bewirkt
eine-schnellere Entleerung der Capillargefässe, was beim
Durchscheinen des intensiven Sonnenlichtes den schon berührten
flimmernden Schein gewährt. Man wird daher, wie ich an einem
abgesehnittenen Fledermausflügel, noch viele Stunden lang
stellenweise, aber nur da eine Spur von flimmernder Bewegung des
Bluts in den feinsten Gefässen bemerken, wo man gerade das intensive
Sonnenlicht augenblicklich durchscheinen lässt. Bei nack-
'tem Auge sieht man das ausserordentlich schnelle Runzeln der
Oberfläche. Befeuchtet man die einschrumpfende Stelle wieder,
so hört das Zusammenscbrumpfen und damit auch die flimmernde
Bewegung im Innern der Gefässe auf einige Augenblicke auf, beginnt
aber sogleich wieder mit der zunehmenden Verdünstung
und Austrocknung. Selbst nach 1^- Tagen konnte ich an dem
so befeuchteten Flügel noch' ein Flimmern im Innern bei intensivem
Sonnenlichte sehen., Nach Baumgaertner (Beobachtungen
über die Nerven u. d. Blut. Freiburg 1830.) dauerte beim Frosch
die Bewegung des Blutes nach Unterbindung einer Arterie 3 5
Minuten, eine Bewegung, die der treffliche Baumgaertner von
Wechselwirkung der Nerven und des Blutes, nicht von der Elasticität
der vorher ausgedehnten Arterien ableitet. Schon Ana-
stomosen können solche Erscheinungen bewirken. Leider beweisen
die sinnreichen von B aumgaertner angestellten Beobachtungen
nicht evident dasjenige, was sie sollen. Ich habe übrigens
beobachtet, dass der Blutlauf in den feinsten Gefässen nach Com-
nression einer Arterie meist schnell aufhort. Gerade dann musste
man die eigene Bewegung der Blutkörperchen sehen, wenn sic
wirklich existirte. Mortilicirte ich das Herz eines l rösches durch
Lief, kali caust., so konnte ich unter dem Mikroskop noch einige
Zeit Bewegung in den feinsten Gefässen sehen, walirschemlic l
von der Zusammendrückung des Blutes in den Arterien durch
ihre elastische, früher stark ausgedehnte Haut. Das .Blut blieb
einmal über eine Stunde flüssig in den feinsten Gefässen, und
bewegte sich von Zeit zu Zeit bald vorwärts, dann wieder rückwärts,
dann stand es still, dann bewegte es sich wieder, wahr
scheinlich je nach der Zusariimendrückung der Gelasse durch
gelinde Bewegungen des Frosches oder einzelner Muskelpartien
des Beines. Ich läugne daher die eigenthumhehe 1 ropulsions-
kraft und nehme nur die, den Kreislauf nicht notnwendig ei-
leichternde, lebendige Wechselwirkung und Anziehung zwischen
Substanz und Blut an, wodurch unter sonst gleichen Umstanden
ein mehr belebter Theil mehr Blut aufnimmt, als sonst und als
andere Theile und gewisse Theile selbst sich aufrichten, eine
Wirkung, welche man nicht aus der Zusammenziehung der zuführenden
Gefässe iener Theile erklären kann, da 1).'diese Art von
Gontractilität der Gefässe, wie in der Lehre vom Kreislauf bewiesen
wird nicht existirt, und 2) keine dauernde Anfullung diesei
Theile hervorbringen könnte. Selbstständige Bewegungen des
Saftes ohne Herz, wie'bei den Pflanzen, kennt mau bis jetzt auch
von niederen Thieren nicht mit Sicherheit. Nordmann hat sich
über einen von ihm beobachteten Saftumlauf in der Iiulse von
Alcyonella dianhana, den er der Saftbewegung .in den Interno-
dieri der Cbaren vergleicht, nicht weiter erklärt. Carus entdeckte
an Echinus edulis ‘in demjenigen zarthäutigen Wasserrohrengewebe,
das den Saum zwischen den äusserst feinen Locherchen der
Fühlergänge (ambulacra) immer begleitet, selbst wenn die 1 heile
dieses Gewebes abgeschnitten sind, eine Cirkelbewegung von Kügelchen.
Mikrograph. Beiträge 2 H . Berlin 1832. 75 Vergl. T re-
viranus Erscheinungen und Gesetze des organ. Lebens. 1. 23 .
Diese so wie die von Nordmann an Diplozoon und von E hrenberg
an Distomen beobachtete Saftbewegung in Gefässen, die
ihren Durchmesser nicht ändern und sich nicht zusammenzie en,
sind in neuerer Zeit in Hinsicht ihrer Ursachen aufgeklärt worden
und können nicht mehr für eine selbstständige Bewegung
der Säfte in den Thieren angeführt werden. Sie rühren von
schwingenden Wimpern her. E hrenberg hat schwingende t alten
in den Gefässen der Entozoen und Turbellarien, S iebold schwin-
,aende Wimpern in den Gefässen des Diplozoon erkannt. MueIaL.
Arch. 1 8 3 6 . Jahresbericht CXXXVI.
T reviranp.s , Mayer und Andere haben die mehrere becun