
freien Zutritt hat, so ist es fast unmöglich, dass nicht eine Wechselwirkung
zwischen dem Blute in den Gef'assen der Alläntoishlase
des Vogeleies und der Luft stattfinde, ja es scheint sogar der
Hauptzweck, der Allantoide zu seyn, eine Gefässentwickelung möglichst
nahe an die Oberfläche zu bringen. In den Eiern der Vögel
verdunstet beständig tVasser aus dem Eiweiss, mögen die Eier
bebiütet werden oder nicht.. Diese Ausdünstung scheint in beiden
Fällen ziemlich gleich zu seyn, und durch diese Ausdünstung
des Wassers vermindert sich das Volum des Eiweisses in beiden
Fällen, und weicht, je älter ein Ei wird, immer mehr von dem
stumpfen Theil der Eischale zurück. Hierdurch entsteht ein
Raum, der durch die Poren der Schale mit atmosphärischer Luft
gefüllt wird. B ischof fand in dieser Luft mehr Sauerstolfgas als
in der atmosphärischen Luft, indem es in verschiedenen Eiern
von 22 bis 24-- proc. vom Volum der Luft variirte. S cuweigg.
J. N. R. 9. 446. D ulk fand in dieser Luft 25-j—26|- Sauerstoffgas,
beim Bebrüten nahm der Sauerstoffgehalt bis auf 17,9 proc.
ab, und es fanden sich dafür 6 proc. Koblensäuregas. S chweigg.
J. 1830. 1 . 363. Berzelius Jahresb. 1 1 . 336.
_ ei’ste Entwickelung des Eies der Säugethiere ist nicht
allein ohne atmosphärische Luft, sondern selbst vor der Verbin-
dung_des Eies mit dem Uterus der Mutter möglich, wenn das Ei
noch bioss von den Secreten des Uterus umgeben ist. Die Eier
der Säugethiere athmen im gewöhnlichen Sinn des Wbries nicht,
sondern dieser Proeess ist durch die Verbindung mit der Mutter
ersetzt. Nach E. H. WF ber’s schönen Beobachtungen sind die
Zotten der Placenta des Menschen, auf welchen die feinsten Zweigelchen
der Nabelarterien in die feinsten Zweigelchen der Nabelvene
übergehen, wie Quasten oder Franzen in die sehr dünnhäutigen
venösen Sinus des Uterus der Mutter, welche zwischen den
Läppchen der Placenta verlaufen, eingesenkt, und werden von
dem Blute der Mutter umspült. Dagegen findet diese Umspülung
bei den wiederkäuenden Thieren mit zerstreuten Placenten oder
Cotyledonen nicht statt, sondern die Zotten der Cotyledonen
stecken in scheidenartigen Vertiefungen des Uterus ganz lose inne,
gleichsam wie Wurzeln im Boden. Diese Scheiden sind auf ihren
Wänden bloss mit den Capillargefässen der mütterlichen Ge-
fässe ausgekleidet, und es wird hier in diesen Scheiden wie auf
der ganzen innern l{ läche des Uterus eine weisslicbe Materie
abgesondert. Eine Oommunication der Gefässhöhlen der Mütter
und des Kindes findet übrigens hier so wenig w7ie beim Menschen
statt.
Dass in der Placenta eine das Athtnen der übrigen Thiereier
ersetzende Function stattfinde, ist wahrscheinlich aus der tödt-
lichcn Folge, welche die Unterbrechung des Blutlaufs in den Na—
belgefässen hat, ferner aus dem Umstand, dass eben das Athmen
zur Entwickelung der übrigen Thiereier nöthig ist und durch die
Allantoide geschieht, welche dieselben Gefässe erhält, wie das
Chorion des Menschen und der Säugethiere, Vasa umbilicalia, und
weil endlich in einerund derselben Tbierklasse lebendig gebärende
und eierlegende ifiiergattungen zugleich Vorkommen. So entwickeln
sich die Eier der meisten Eidechsen und Schlangen in der Luft,
die Eier der Lacerta crocea, der Blindschleiche und der Vipern
im Eierleiter. Ja selbst in den Eiern der Eidechsen hat die Ent-
wi cke lung des Embryo längst begonnen, wenn die Eier gelegt
werden. Es--scheint also, dass der Eierleiter, in dem die Eier der
Vipern ohne nähere Verbindung mit der Mutter sich entwickeln,
durch Absonderung eigenthümlicher Flüssigkeiten gleichsam das
Athmen der. übrigen Amphibieneier ersetze. Hiefür spricht, dass
die Eischalenliaut der Lacerta crocea und der Vipern ein zartes
Häutchen ist, während sie bei den eierlegenden Eidechsen und
Schlangen sehr fest ist. v. Baeb, Meck. Arch. 1828. 573. Unter
den nackten Amphibien giebt es auch eierlegende und lebendig
gebärende; die meisten legen Eier, der Erdsalamander brütet
seine Eier im./ Eierleiter aus und gebiert lebendige Junge. Nun
haben aber sovvohl die einen als die andern schon im Foetuszu-
stande äussere Kiemen. Bei den Fröschen und Kröten scheinen
sie auf den Foetuszustand berechnet zu seyn; denn sie verschwinden
sehr bald nach dem Auskriechen aus dem Ei, und an ihre
Stelle treten innere Kiemen, während die äusseren Kiemen bei
den Tritonen und Salamandern durch den Larvenzustand bleiben.
Noch merkwürdiger sind aber die bei den Haifischen und Rochen
vorkommepden Verhältnisse. Alle diese Thiere besitzen äussere
Kiemenfaden im Fötuszustande. Siehe L euckart Untersuchungen
über die äusseren-Kiemen der Embryonen von Rochen und Haifischen.
Stutig. 1836. Auch diese Thiere werden zum Theil ausser der
Mutter, zum Theil im Eierleiter ausgebrütet; unter den Rochen
ist die Gattung Raja, unter den Haifischen die Gattung Scyllium
eierlegend.. Die Zitterrochen Torpedo und die übrigen Haifische
gebären lebendige Junge. Bei einer Gattung der Haifische, wohin
der y a h eoQ Xstog des Aristoteles gehört, findet sogar eine
Verbindung des Dottersaeks mit der Wand des Uterus statt, indem
der ganz faltige Dottersack wie die Zotten der Cotyledonen
des Wiederkäuer-Fötus zwischen die Falten eines mütterlichen
Cotyledo des Uterus fest eingeschoben ist. Der Dottergang dieser
Haifischgattung ist auch mit Zotten besetzt, zu einer Zeit,
w.o die äusseren Fötuskiemen schon ganz verschwunden sind *).
Alles diess zeigt, dass die Bedingungen, unter weleben sich der Fötus
der eierlegenden und lebendig gebärenden Thiere entwickelt,
nicht sehr verschieden sind; und hierauf beruht die Supposition, dass
die JEacenta der Säugethiere das Athmen ersetze; jedoch ein merklicher
Unterschied der Farbe zwischen dem Blute der Nabelarterien
und dem Blute der Nabelvene findet bei dem Menschen und
*) Aristoteles und Stenosis haben diese Verbindung gekannt. Sie kömmt,
wie ich an einem ändern Orte zeigen werde, bei einer eigenen Gattung
yor, die keine .Spritzlöcher hat, aber weder Carcharias noch Lamna
ist. Ihre Zähne unterscheiden sich von denen der Carcharias dadurch,
dass sie nicht gezähnelt, sondern nur schneidend sind. -CuviER giebt
von den Carcharias. an, dass . ihr Dottcrsack fest am Uterus anhänge,
und dass ihr Dottergang mit Zotten besetzt sey. Aber ich finde den
Dottergang der Carcharias ohne Zotten, und weiss nicht, ob auch diese
die Verbindung haben.