
1. Ist Kohlensäure ini Venenblute, Sauerstoffgas im Arte-
rienblute vorhanden? Diese Frage ist durch die oben mitgetheil-
ten Versuche, namentlich durch die treffliche Arbeit von Magnus
bejahend beantwortet.
2. Wird die im blute enthaltene Kohlensäure durch verschiedene
Gase und nicht bloss durch die atmosphärische Luft
daraus ausgetrieben? Auch diess ist durch die Versuche von H off-
mann, Stevens, B ischoff, Bertuch, Magnus bejahend beantwortet.
Wasserstoffgas und Stickgas durch Blut geleitet, nehmen eben
so viel, Kohlensäure daraus auf, als wenn atmosphärische Luft
durch Blut durchgeleitet wird.
.3. Wird Kohlensäure von kaltblütigen Thieren in reinem
Wasserstoffgas oder reinem Stickgas ausgehaucht? , Wir werden
sehen, dass diess unzweifelhaft ist.
Ich werde nun: den ganzen Verfolg der Uhtersuchungen
über das Aushauchen von Kohlensäure in sauerstofffreien Gasarten
mittheilen. Die älteren Versuche an warmblütigen Geschöpfen
von H. D avy (Gilb. Ann. 19. 320.), Coutanceau und Nysten
(Meck. Arch. 2. 256.). beweisen wohl nichts,-da die Lungen von
solchen Thieren, die kurze Zeit in Wasserstoffgas gebracht werden,
noch Kohlensäure von vorher enthalten. Die, Versuche
werden nur dann beweisend, wenn Thiere lange in Wasserstoffgas
oder Stickgas ausdauern können, und wenn die erzeugte
Kohlensäure beträchtlich ist. Diess hat E dwards beobachtet;
nämlich ein Frosch hauchte einmal in Wasserstoffgas in 8 ^ Stunden
2,97 Centil. = 1,49 P. C. Z. Kohlensäure aus, was indess
nicht richtig seyn kann, da ein Frosch selbst in atmosphärischer
Luft in dieser Zeit lange nicht so viel Kohlensäure bildet. In-
fluence des agens physiques p. 4 4 5 . Collard de Martigny- (Ma-
gendie Journ. de physiol. 1830. p. 1 2 1 .) hat diese: Versuche mit
Stickgas ausgeführt, und auch Ausbauchung einer Quantität Kohlensäure
beobachtet, die nicht viel kleiner war als in E dwards
Versuch. Er nahm den Frosch in Zwischenzeiten von 1,L — 2
Stunden aus der mit Stickgas gefüllten Glocke heraus, sammelte
die Luft in einem andern-Gefäss auf durch eine besondere Vorrichtung,
füllte die Glocke wieder mit Stickgas und liess den
Frosch wieder darin athmen. Diess wiederholte er bei jedem
Versuche mehrere Mal. Beim Einbringen des Frosches wurden
die Lungen und Kehle zusammengedrückt. Diese Methode hat
einige Tortheile, allein bei dem öfteren Wiedereinbringen des
Frosches wird jedesmal doch wieder eine kleine Quantität atmosphärischer
Luft durch seine auch noch so sehr comprimirten
Athemorgane in den Versuch gebracht. Collard hat nicht^be-
merkt, wie er das Stickgas bereitet und gereinigt hat. Die Re-
sultate der Versuche von Collard sind folgende.
A. Ein Frosch bildete in Stunden 2,80 Centilitres Kohlensäure,
diess macht 1,41 P. C. Z.
B. 3 Frösche bildeten in 8 Stunden 7,98 Centilitres Kohlensäure;
diess macht auf einen Frosch 1,34 C. Z.
C. 2 Frösche bildeten in 8 ,~ Stunden 5,22 Centilitres Kohlensäure;
diess macht auf einen Frosch 1,31 C. Z.
D. 2 Frösche bildeten in 8 Stunden 5,43 Centilitres Kohlensäure;
diess macht auf einen Frosch 1,36 C. Z.
E. 2 Frösche bildeten in Stunden 4,89 Centilitres Kohlensäure;
diess macht auf einen Frosch 1,22 C. Z.
F. 2 Frösche bildeten in 9 Stunden 5,15 Centilitres Kohlensäure;
diess, macht auf einen Frosch 1,29 C. Z.
G. 2 Frösche bildeten in 8 St. 40 Min. 5,70 Centilitres
Kohlensäure, diess macht auf einen Frosch 1,43 C. Z.
Es schien mir durchaus nöthig, die Versuche von E dwards -
und Collard zu wiederholen. Da mir 2 0 Pfund Quecksilber zu
Gebote standen, so konnte ich den Versuch schon in einem
grossen Gefäss anstellen.
A. Ein Gylinder von 20 C. Z. Inhalt wurde mit Quecksil-
ber gefüllt, und mit Hülfe einer geschliffenen Glasplatte im Quecksilber
umgestürzt, der Cylinder darauf mit Wasserstoffgas (aus
Zink und verdünnter Schwefelsäure bereitet) gefüllt. Nun brachte
ich 4 Frösche bei Zusammendrückung ihrer Lungen in den Cylinder.
Nach 4 Stunden machten sie keine Athembewegungen
.mehr, obgleich sie noch Lebenszeichen von sich gaben. Nach
12 Stunden nahm ich sie heraus, sie waren todt, und lebten an
der Luft nicht wieder auf. Kali caust. in den Cylinder gebracht,
absörbirte 1-^ C. Z. Kohlensäure; diess macht auf jeden Frosch
0,45. C. Z. Bei diesem Versuche war das Wasserstoffgas ungereinigt;
1 es enthält dann ein stinkendes Oel und selbst etwas Kohlensäure.
G melin’s Chemie. 1 . 217.
B. Bei einem mit Prof. Bergemann gemeinschaftlich ange-
stellten Versuche wurde das Wasserstoffgas durch Weingeist streichen
gelassen, und ein kleinerer Cylinder von 10 C. Z. Inhalt angewandt.
In diesem reinen Wasserstoffgas lebte ein Frosch nach
1 2 Stunden noch matt mit lange aussetzenden Athembewegungen,
und war selbst nach 22 Stunden nur scheintodt. Bei der Prüfung
d^r Luft mit Kali caust. wurde C. Z. absorbirt. Der Frosch
lebte wieder, auf und wurde von Prof. Bergemann noch zu mehreren
anderen Versuchen, nämlich zu 4 mit TVasserstoffgas und 2
mit Stickgas gebraucht. Nach einiger Zeit wurde er mir wieder
eingehändigt. Ich fand ihn ganz lebhaft. Sein Blut gerann wie
sonst bei Fröschen.
C. Ich liess einen Frosch 4 Stunden in Wasserstoffgas athmen,
das ich vorher durch Weingeist hatte streichen lassen. Er
war nach 4 Stunden scheintodt. Sein Herz setzte Minuten lang
im Schlagen aus, er lebte an der Luft wieder ganz auf. In demselben
Cylinder wurde ein zweiter Frosch 2 ^ Stunden athmen
gelassen, worauf er scheintodt schien. Bei der Untersuchung der
Luft durch: Kali caust, wurden 0,83 C. Z. Kohlensäure absorbirt.
Luftdruck 27 Z. 2 L.
: D. Ich liess 2 Frösche 6 Stunden in Wasserstoffgas athmen,
das ich hatte durch Auflösung von Kali caust. streichen lassen.
Sie waren zuletzt scheintodt. Es hatten sich 0,66 C. Z. Kohlensäure
gebildet. Luftdruck 27 Z. 5 L. Temp. 17° R.
i S ■ E., Das zur Entwicklung des Wasserstoffgases bestimmte
Gefäss war jedesmal fast voll, so dass cs nur sehr wenig atmo