
gelungen ist, bei einem Kaninchen, dem die Bauchwandungen ganz
durchschnitten waren, durch Zerrung des N. splanchnicus mit
der Nadel eine in denselben Äugenbliche erfolgende Zuckung
der Bauchmuskeln hervorzubringen. Daraus geht-hervor, dass
die am Gren.zstrange des N. sympathicus befindlichen Knoten,
von welchen der N. splanchnicus entspringt, keine Isolatoren für
centripetale Wirkungen im N. sympathicus nach dem Bückenmark
seyn können. Und dasselbe beweisen die. Versuche Von
V olkmann an geköpften Fröschen in Hinsicht der Unterleibsganglien.
Denn durch Beizung des Darms und anderer vom Sympathicus
versehener Theile wurden sehr ausgebreitete Bellexbewegungen
am Bumpfe bewirkt.
V. Aus, den vorher angeführten Thatsachen geht aber auch
hervor, dass die Ganglien nicht die Ursache der'Bewusstlosigkeit
der Reizungen in dem N. sympathicus seyn können. Nach Brächet
soll zwar die Empfindung in den Ganglia thoracica und ihren
Verbindungsfaden schwach seyn oder fehlen, dagegen in den
Bami comniunicantes der Ganglia mit den Spinalnerven deutlich
seyn;'und die Verletzung deutliche Schmerzensempfindung bervör-
bringen; diess lässt sich aber vor der Hand init den vorher zergliederten
Thatsachen nicht gut vereinigen. Denn es wurde unter
II.* bewiesen, dass die Beizungen des N. sympathicus eben so
wie die der Cerebrospinalnervenaber unbewusst., zum Bückenmark
verpflanzt werden. Sollten daher die Ganglien bloss , die
Qualität, den Inhalt des Eindrucks bei einer centripetalen Leitung
verändern, dass die Wirkung zwar fortgeleitet wird, aber
das Qualitative des Schmerzes' daran aufgehoben wird? Diese
Fragen werden so abstract, dass man darauf nicht antworten
kann. Auf das Bewusstwerden selbst können die Ganglien
nicht influiren. In den Ganglien selbst kann die Ursache-nicht
liegen, dass bei den centripetalen Wirkungen im N. sympathicus
durch die Ganglien hindurch das Bewusstseyn ausfällt; indem
das Bewusste an einer Empfindungswirkung erst dadurch entsteht,
dass diese Empfindungswirkung zum Organe der Seele gelangt.
Es muss daher die Ursache, dass die Empfindungswirkungen
des N. sympathicus, obgleich sie zum Bückenmark gelangen,
doch nicht zum Bewusstseyn kommen; nicht in den Ganglien,
sondern darin liegen, dass diese Wirkungen im Bückenmark
selbst sich ausgleicben, und nicht bis zu der'Quelle des
Bewusstwerdens der Empfindungen fortgepflanzt werden.: Bei
den Cerebrospinalnerven gelangen die Empfindungswirkungen immer
zur Quelle des Bewusstwerdens im Gehirn; wenn , sie zuweilen
nicht empfunden werden, so liegt die Ursache darin,
dass die Seele ihre Intention auf Anderes gerichtet hat.
UI. In manchen Fällen erregen heftige Reizungen in den vom
N . sympathicus versehenen Theilen,• Empfindungen in diesen Thei-
len selbst,v in anderen Fällen isind die Empfindungen von schwächeren
Reizen in den afficirten Theilen, undeutliche, und deutliche
Empfindungen in anderen, von Cerebrospinalnerven versehenen Theilen
vorhanden. Beispiele der ersten Art: zeigen :uns die Entzündungen
des Darmkanals, der Leber, Beispiele der zweiten Art- die lebhaftön
juckenden Empfindungen, welche in Krankheiten des Darmkanals,
wie in der Wurmsucht, an der Nase und am After, in
chronischen Krankheiten der Nieren und Blase an der Eichel
beobachtet worden sind, während der Sitz der Beizung oft gar
nicht durch deutliche Empfindungen an dem Orte selbst sich
kundgiebt.- Es gehören eben so hieher die Schmerzen, die man
hei Herzkrankheiten zuweilen in den oberen Extremitäten, bei
Leberkrankheiten in der Schulter beobachtet hat. Diess sind Irradiationen,
ganz ähnlich den früher p. 708. bei der Irradiation
der Cerebrospinalnerven 'aufgeführten Erscheinungen. -
i VII. Diese secundären Empfindungen in Cerebrospinalnerven,
nach Reizungen des: N. sympathicus. zeigen sich besonders an den
Endtheilen der afficirten /Apparate; so entsteht Jucken in der Nase
bei Wurmreizen im Darmkanal, Afterjucken bei Wurmreizen im
Dickdarm, Jucken und Schmerzen der Eichel bei Krankheiten der
Kieren und Harnwege.
‘VIII. Eine Reflexionsfähigkeit der Ganglien bei sympathischen
Empfindungen ist nicht bewiesen und mehrere . Thatsachen sprechen
dagegen. Diess zeigen theils schon die angeführten 'Versuche
über den Äntheil des Bückenmarks an den Beflexionserscheinun-
géö theils noch besonders mehrere Versuche, von V olkmann. Bei
geköpften Fröschen, die in der Disposition zur Beflexion waren,
konnte vom Darmkanal aus die Beflexion nach den Bumpf-
muskeln bewirkt werden, und am Darm selbst traten ausgebreitete
Wirkungen hervor; war aber das Bückenmark zerstört,
so 'hörten alle jene Erscheinungen auf, und die Beaction war
auch am Darm ganz local. Die Ganglien waren also nicht zur
Verbreitung der Beizung fähig. Lind daraus wird wahrscheinlich,
dass sie es auch nicht bei der Irradiation der Empfindungen
seyn werden.
Man erklärte die secundären Empfindungen in Cerebrospinalnerven
gewöhnlich durch die Verbindungen des *N. sympathicus
mit Cerebrospinalnerven, und rechnete vorzugsweise auf die Ganglien
der Empfindungswurzeln der Spinalnerven, durch welche
die Primitivfasern der Wurzeln des N. sympathicus eben so gut,
wie der Cerebrospinalnerven, durchgehen. Diese Erklärung ver7
liert noch Mehr an Wahrscheinlichkeit, wenn man bedenkt, dass
diese Ganglien der Empfindungsnerven schon nicht die Mitem-
pfindungen der Cerebrospinalnerven erklären können, indem oft
Nerven in einander Mitempfindung erregen, die in keiner Verbindung
stehen und selbst der Ganglien entbehren, wie z. B. die
Mitempfindung des Kitzels in der Nase vom Sehen in die Sonne
von keiner Nervenverbindung erklärt werden kann. Denn wenn
auch Zweige des N. sympathicus vom Ganglion sphenópalatinum
zum Ganglion ciliare, und Zweigelchen vom sympathischen Nerven
an den Gefässen der Betina beobachtet worden sind, wie sie
eigentlich an allen Gefässen Vorkommen, so kennt Man doch keine
bestätigte Verbindung des N. opticus und des N. nasalis selbst.
Eben so wenig lässt sich die Veränderung des Sehensi; 1 des Hörens
bei Krankheiten der Unterleibsorgane durch eine solche
Verbindung erklären, da' sie hier eben so wenig' existirt. Man denke