
bein- und Keilbeinhöhlen in der Kindheit, die Resorption der
Knochen beim Druck von Geschwülsten, die Resorption der Alveolen
bei den Alten, das Dünnerwerden des Schädels bet den Alten
und vieles Andere. Die Vergrössßrung der Knochenhöhlen
mit dem Wachsthum der ganzen Knochen, ja überhaupt das
Wachsthum eines so festen Körpers von allen Partikeln aus, die
Veränderungen seiner Form beim Wachsthum sind nicht denkbar,
ohne eine beständige Wegnahme von Knochenatomen an gewissen
Stellen, und Apposition an anderen Stellen, also nicht ohne ,
beständigen Wechsel der Materie. Von anderen Theilen fehlen
uns die Beweise des Wechsels der Materie mehr. Es gehören
indessen hieher die hei der Regeneration der Schwämme wie des
Blutschwamms beständige Zersetzung auf ihrer Oberfläche, das
Schwinden derTheile im Hunger, in der Atrophie, bei mehreren
chronischen Krankheiten, und das Wachsen, Formverändern und
Schwinden der Geschwülste, Warzen, die oft schnelle Restauration
nach vorheriger Abmagerung. Die wieder aufgelösten Theile
müssen entweder sogleich in die Blutgefässe oder in die Lymph-
gefässe, wo diese vorhanden sind, übergehen.
Die Resorption der Lymphe kann indess nicht allein als
Wiederaufnahme von vorher organisirten Theilchen der Organe
in die Sättemasse, und die Lymphe nicht bloss als Colliquament
der Organe betrachtet werden; denn die Lymphe ist, wie pag)
153. 255. gezeigt worden, ausser den Lymphkügelchen der farblose
Licjuor sanguinis, welcher bei der Circulation zum . Theil
durch die Capillargefässe in die Partikeln der Organe eindringt,
zu ihrer Ernährung dient, und dessen überflüssige Theilchen
wieder in den überall in den Interstitien der Organtheilchen
beginnenden Lymphgefässnetzen sich sammeln. Daher auch die
Lymphe durebgehends gleich ist, und überall sich als Liquor
sanguinis verhält, d. h. aufgelösten Faserstoff und Eiweiss enthält;
Der Wechsel der Materie in den organisirten Theilen lässt
sich schon als notbwendig zu der beständigen Veränderung ihrer
Form erkennen. Die Organe verändern von Kindheit auf beständig
ihre Form, und diese Veränderung im Ganzen kann nur
durch Veränderung in den kleinen Partikeln der Organe zwischen
den Capillargefässen bewerkstelligt werden. Hierbei lässt sich
denken, dass die resorbirten Theile wieder ins Blut gelangen,
und bald wieder zur Ernährung an anderen Stellen verwandt
werden. Nun frägt sich aber, ob es nicht einen Wechsel der
Materie in den organisirten Theilen giebt, wobei wirklich zer-
setzte Bestandtheile der Organe ins Blut wieder aufgenommen
werden, um aus der thierischen Oekonomie ganz entfernt zu werden.
Leider besitzen wir zur Entscheidung dieser Frage keine
Thatsachen, als das Ende des Lebens überhaupt, die Gewissheit,
dass im Alter immer mehr die Anhäufung unwirksamer Bestandtheile
in den Organtheilen zunimmt, die Knochen an thierischer
Materie verlieren (pag. 366.), Kalkerde in den Wänden der Arterien
(zwischen mittlerer und innerer Haut) und in anderen
Theilen abgelagert wird. D’Outrepont [diss. de perpetua materiei
(irganico.~mimalis. vicissitudine. Hai. 1798, R eii/ s Arch, 4, 460.)
nimmt an, dass das Leben selbst nur durch und mit einem beständigen
Wechsel der Materie in den Säften und den organisirten
Tilgen bestehe. Dass das Leben mit einer beständigen
Zersetzung der Materie verbunden ist, ist schon oben pag. 34.
entwickelt worden. Jede Action verändert die Mischung des agi-
renden Theiles, und erfordert eine Restauration der Mischung,
die mit der Erholung erst allmählig erfolgt. Es scheint daher
wirklich, dass auch die organisirten Theile einer allmähligen Zersetzung
ihrer Bestandtheile unterworfen sind, die von ihrer Action
untrennbar ist, und die Restauration veranlasst. Schon in
den Prolegomena ist pag. 53. dasjenige angeführt worden, was
wir über die Statik zwischen der Zersetzung bei den Actionen
und der Restauration wissen. Aber leider lassen sich alle diese
zarten Verhältnisse nicht der Berechnung unterwerfen. Wir haben
hier nur ganz schwache Anhaltspunkte, wie eben die Ermüdung
nach den Actionen, die Nothwendigkeit einer grossem Menge
kräftigerer Nahrung nach grossen geistigen und Muskel-Anstrengungen
; dagegen zeigt uns die Unveränderlichkeit gewisser in die
Haut eingeriebener Färbestoffe »eine Grenze auf der. entgegengesetzten
Seite. Innerhalb dieser Grenzen zeigen sich wieder sehr
verschiedene Anzeigen des Stoffwechsels in den organisirten Theilen,
wie z. B. das oft schnelle Verschwinden der Hautwarzen, der
rasche Stoffwechsel bei der Resorption der Knochen und der
Heilung der Knochenverletzungen, die ganz allmählig erfolgende
Reduction eines unförmlichen Callus in einen solchen, welcher
mehr den natürlichen Formverhältnissen der Knochen entspricht,
wobei nach Monaten selbst in den zusammengeheilten Knochen
an der Stelle der Zusammenheilung die früher ausgefüllte Knochenhöhle
sich wieder herstellt; dagegen die geringe Veränderlichkeit
der Flecken in der Cornea uns wieder zeigt, wie der Stoffwechsel
hier im umgekehrten Verhältnisse mit der Sparsamkeit der
Blutgefässe steht. Der Stoffwechsel ist übrigens in der Jugend
am grössten, und nimmt im Alter immer mehr ab.
b. Ch emisch e Z u sam m e n se tz u n g d e r o rg a n is ir te n T h e ile .
I. Gewebe mit eiweiss artig er Grundlage.
Die Gewebe mit eiweissartiger Grundlage geben beim Kochen
keinen Leim und werden beim Kochen nur wenig verändert;
;nur das in ihre Zusammensetzung eingehende Zellgewebe
kann in Leim aufgelöst werden. Die Modificationen der eiweissartigen
Körper sind noch nicht genau gekannt. Bis jetzt kennt
inan nur das Eiweiss im engern Sinn und den Faserstoff genau,
deren Eigenschaften in der Lehre vom Blut angegeben worden.
Die saure Auflösung der eiweissartigen Körper wird von Kaliumeisencyanid
gefällt. Dadurch unterscheiden sich diese Stoffe- von
den leimgebenden Körpern. Zu dem Gewebe mit eiweissartiger
Grundlage gehören das Gehirn und die Nerven, die Muskeln, die
Drüsen, die Schleimhäute.
1. Gehirn, Rückenmark, und Nerven. Die Elementartheile der
Nervensubstanz sind die sogenannten Primitivfasern- des Gehirnes,