
ganische Deposita in den "Wänden oder im Innern dieser Tbeil-
chen enthalten seyn mögen. Die Hauptmasse der Kalksalze ist
übrigens in der durchsichtigen Zwischenmasse, dem hauptsächlichen
Theil der Knochen enthalten. Diess sieht man, wenn man
die Knochenplättchen mit Pottasche kocht, welche den Knorpel
ganz oder grösstentheils löst, während die Kalksalze weissj zwischen
den radialen Figuren Zurückbleiben. Ob die Kalksalze
an diesen Theil des Knochens chemisch gebunden oder sehr fein
darin abgesetzt sind, ist noch unbekannt.
Der thierische Bestandtheil des Knochens oder sein Knorpel
besteht aus Leim. Sehr merkwürdig ist, wie meine Beobachtungen
gezeigt haben, .dass der Leim des Knochenknorpels vor der
Össification Chondrin, nach der Ossification aber gewöhnlicher
Leim.ist Auch wenn permanente Knorpel krankhaft ossificiren,
wie die Kehlkopfknorpel, enthält das Ossificirte statt Chondrin
nun gewöhnlichen Leim. Die von Osteomalacie erweichten Knochen
geben nicht einmal mehr Leim beim Kochen und enthalten
ausserordentlich viel Fett.
Das knorpelige Skelet der Haifische und Rochen besitzt eine
ossificirte Rinde, die aus lauter mosaikartig zusammengefügten
kleinen Knochenplättchen oder Säulchen zusammengesetzt ist.
Die sogenannten Hautknochen der Thiere dürfen nicht mit den
Hornbildungen auf der Haut verwechselt werden. Die Hautknochen
der Gürtelthiere, Schildkröten, Störe u. a., so wie die knöchernen
Hautschilder der Cröcodile und knöchernen Schuppenkerne
der Eidechsen sind organisirt wie andere Knochen, das
Horn ist dagegen gefässlos und entsteht durch Absonderung.
Auf den organisirten Hautknochen liegt, noch Horn, so die Epidermis
auf den Hautschildern der Gürtelthiere, Crocodile, das
Schildpatt auf der Schale der Schildkröten, das Horn auf den
Knochenschildern der Crocodile und die Epidermis auf den Schuppenkernen
der Eidechsen.
8 : Elastisches Gewebe. Diesem Gewebe ist es eigen, dass,
seine Fasern sowohl an Stärke sehr ungleich sind, als auch untereinander
anastomosiren, welches letztere von keinen anderen
Fasern bekannt ist. So verhält sich das elastische Gewebe überall,
in der mittlern Haut der Arterien, in den elastischen Fasern
der Luftröhre, in den Kehlkopfbändern, in den gelben Bändern
der Wirbelsäule, wie im Ligamentum nuchae der Thiere. Das
relastische Gewebe ist gelb, behält seine Elasticität unverändert,
wenn es auch noch so lange in Weingeist aufbewahrt und selbst,
wenn es viele Tage gekocht wird. Es giebt beim Kochen äus-
serst schwer und erst nach mehreren Tagen sehr wenig Leim;
aber dieser .Leim ist eigentümlich und kann daher nicht von dem
Zellgewebe in elastischen Theilen herrühren. Er nähert sich
sehr dem Chondrin an, dem er jedoch nicht ganz gleicht. Er
wird von essigsaurem Blei, von Essigsäure stark getrübt, von
Alaun und schwefelsaurer Thonerde gefällt, aber schwefelsaures
Eisenoxyd fällt ihn nicht und macht ihn nur opalisirend. Siehe
E ulehberg de tela elastica. Berol. 1836'. und J. Mueller in P og-
gend. Ann. XXXVIII.
c, E in flu s s d e r Nerven.
Ueber die Notwendigkeit des Nerveneinflusses auf die Ernährung
ist man noch sehr im Dunkeln. Lähmungen des Gehirns
und Rückenmarkes zeigen zuweilen gar keinen Einfluss auf
die Ernährung. In vielen Fällen sind die gelähmten Theile abgezehrt,
welker, und was besonders den Einfluss der Nerven auf
die Ernährung erweist, die gelähmten Theile sind leicht nach
Verletzungen dem Brande unterworfen. Schröder v. d. Kolk.
hat beobachtet, dass in gelähmten Gliedern zuweilen Umwandlung
der Muskelsubstanz in Fett und Verknöcherung der Arterien
erfolgt.
1 Bei dem Embryo zeigt sich die Ernährung von dem Gehirne
sehr unabhängig, indem z. B. hirnlose Missgeburten vollkommen
ernährt, bis zur Geburt ausgebildet werden. Dagegen hat man
bei dem Mangel gewisser Nerven meist auch einen entsprechenden
Mangel des Organes gefunden, und bei dem Mangel der Organe
entsprechenden Mangel der Nerven. T iedemahn beobachtete
in 3 Fällen Mangel der Riechnerven mit undurchlöcherter Siebplatte
und Gaumenspalte. Der Mangel der Augen ist mit Mangel
ihrer Nerven verbunden. T iedemann’s Zeitschr. f . Physiol. I. 76.
Mayer hat eine Missgeburt beschrieben, an welcher die unteren.
Extremitäten bis auf den Defect von 2 Zehen an der linken vorhanden
waren, aber mit dem Mangel des Urinsystems und sehr
mangelhafter Entwicklung der Genitalien auch die Cauda equina
sehr rnangelhatt entwickelt war, indem das Rückenmark in der*
Gegend des 1 2 . Rückenwirbels stumpf endigte; die Nerven der
unteren Extremitäten waren vorhanden. T iedemahn’s Zeitschr. für
Physiol. 2. 41. Bei mehreren defecten Missgeburten sollen zwar
die Nerven ganz gefehlt haben, diess kann man aber ziemlich
sicher auf die Schwierigkeit undUngenauigkeit der Untersuchung
schieben. Vergl. Mayer a. a. O. Bei den acephalen Missgeburten,
die bloss aus einer Extremität bestanden, (siehe oben p. 196.)
ist doch noch eine knotige Nervenmasse gefunden worden, von
welcher die Nerven der Extremität abgehen, und welche als Rudiment
des Rückenmarks zu betrachten ist. Die gegenseitige Be-
dingung der Organe und der Nerven lässt sich sehr gut bei der
Verwandlung der Insekten und Amphibien beobachten. So wandelt
sich das Nervensystem der Insekten bei der Verwandlung
nach den späteren Organtheilen um; bei der Baupe sind die Kno-
ten^ des Nervenstranges gleich den Abtheilungen des Körpers mehr
gleichartig, bei der Verwandlung, wenn sich einzelne Abteilungen
cTes Körpers weiter ausbilden, Extremitäten und Flügel entstehen,
verschmelzen mehrere Knoten zu grösseren Massen, den
Stellen entsprechend, welche neue Organe erhalten haben. H e r o l d
Entwicklungsgeschichte des Schmetterlings. Cassel 1815. Bei der Verwandlung
der Froschlarven schwindet mit dem Schwänze das End-
tfaeil des Rückenmarks, während mit' den Extremitäten ihre Nerven
sich bilden.
Man muss sich übrigens wohl hüten, die gegenseitige Bedin-
M u lle r’s Physiologie, I.