
Berzelius begleitet die chemische Beschreibung der Gallè
mit der Bemerkung, dass die Zusammensetzung der Galle wohl
einfacher sey, als die analytischen Resultate zu erkennen geben,
und hält es für sehr wahrscheinlich, dass sie die eiweissartigen
Bestandteile des Blutes zwar wesentlich verändert, aber mit den
im Blute vorkommenden Salzen unorganischen Ursprungs vermischt
enthalte, und dass das von ei weissartigen Bestandteilen
Hervorgebrachte eine so grosse Neigung zu Veränderungen in
der Zusammensetzung habe, dass es durch Einwirkung von ungleichen
Reagenti.en, in verschiedene Verbindungen zersetzt
werde, die verschieden ausfallen, nach den zu ihrer Scheidung
eingeschlagenen ungleichen Methoden, gerade so wie Oele und
Fette durch Einwirkung von Basen in Zucker und in fette Säuren
umgewandelt werden.
Nach B erzelius Analyse der Schlangengalle enthält dieselbe
einen eigenen Gallenstolf, der von Säuren und Alkalien nicht gefällt
wird. Vom Gallenstoff der warmblütigen Thiere unterscheidet
er sich dadurch, dass er vom essigsauren Blei nicht in Gallenharz und
Gallenzucker (Pikromel) zerlegt werden kann. Er ist verbunden
mit Farbestoff, ähnlich dem Färbestoff aus der Galle anderer
Thiere, der für sich im Wasser wenig löslich ist, in Verbindung
mit Gallenstoff aber sich reichlich darin löst. Die Verbindung
dieser beiden Stoffe ist der unzerset^ten Galle ganz ähnlich.
Ausserdem enthält die Galle der Schlange eine geringe Quantität
eines krystallisirenden, durch- eine Lösung von kohlensaurem Kali
fällbaren Gallenstoffs, analog demjenigen, welchen G melin in der
»Galle mehrerer Cyprinusarten [Leuciscus, alburnus, barbus) fand,
und welcher dort das 'Gallenharz und Pikromel ersetzt. Nach
G melin bewirkt der krystallinische Gallenstoff der Cyprinusarten,
wenn er mit Galle vermischt wird, eine Gerinnung zu einer gr.ün-
lich-weissen, körnigen Masse. Leider besitzen wir keine Untersuchungen
über die Galle der Krebse und der Mollusken.
Einige Beobachtungen über die Galle hat S chultz angestellt..
Beim nüchternen Ochsen fand er 12-—16 Unzen Galle, in der Gallenblase,
naeh der Verdauung noch 2—4 Unzen in derselben, bei einem
grossen nüchternen Hunde 5 Drachm,, bei einem Hunde mittlerer
Grösse nach der Verdauung 2 Dr. 17 Gr. Die Galle des Ochsen
hatte ein specifisches Gewicht von 1,026-^-1,030; sie war immer
alkalisch ; ihre Neutralisation erforderte, wenn sie dick war, 1 Dr.
Weinessig auf 1 Unze Galle, ) dagegen, wenn sie dünn war,
Drachm. Weinessig. • Das in der Galle durch Weingeist entstehende
Coagulum hält er nicht für Eiweiss, sondern für'eine dem
Speichelstoff ähnliche Materie, weil nämlich die Galle durch Hitze
keine Gerinnung eingehe. Die weingeistige Auflösung der bis
zur Trockne eingedickten Galle war auch noch alkalisch ? daher
hält Schultz die gewöhnliche Meinung, welche auch T iedemann
und G melin hegen, dass die Alkalescenz dér Galle von
kohlensaurem fixem Alkali herrühre, für Unrichtig; sie rühre
auch nicht von Ammonium her, weil das Destillat der Galle nicht
alkalisch reagirt. S chultz nimmt ein organisches Alkali in der
Galle an, ähnlich den Pflan^enalkaloiden; die in der Galle vor-
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liandene Oelsäure denkt er sich in einer Verbindung mit diesem
alkalischen Stoffe. Das von Säuren hervorgebrachte Coagulum
hält er nicht für Eiweiss, sondern für einen Niederschlag
jenes Stoffes. Diesen Stoff glaubte er so darstellen zu
können, dass er durch Essigsäure einen Niederschlag der Galle
bewirkte, die Essigsäure durch Ammonium neutralisirte, und das
essigsaure Ammonium durch Destillation bis zur Trockne ab-
sehied. Das braune bittere Residuum war nun im Wasser, Essig
und Weingeist löslich, und gab alkalische Anzeigen gegen ge-
röthetes Lacmuspapier; längere Zeit der Luft ausgesetzt, verlor
diese Materie ihre Alkalescenz und. war weder irn Wasser, Essig,
noch Weingeist ganz . löslich. Offenbar war diese Materie ein
Gemenge mit Gailenblasenschleim, welcher nach Berzelius von
Essigsäure aus dei Galle gefällt wird. Nach dem Niederschlage der
Galle durch Essigsäure bleibt, wie Schultz selbst bemerkt, noch
eine bitterschmeckende oder bittersüsslich schmeckende Materie
in der Auflösung zurück.
d. Succus pancreaticus. Ausser Grant’s Beobachtung (F ro-
riep’s Notizen. 14. 182.), dass bei Loligo sagittata eine dem
Pankreas analoge Drüse vorhanden ist, nämlich zwei hellrothe,
gelappte, mit dem Gallengang verbundene Drüsen, kennt man das
-Pankreas nicht bei den Wirbellosen. Selbst unter den Fischen
ist es .nicht allgemein, bei vielen derselben fehlt es, bei anderen
sind Blinddärme in verschiedener Anzahl und Ordnung an seiner
Stelle, Appendices pyloricae. Bei dem Stockfisch und Schellfisch
häufen sich diese und beginnen sich zu theilen, bei Polyodon
folium stellen sie einen in Abschnitte äusserlich getheilten Sack
dar, beim Thunfisch sind sie sehr verzweigt und bilden eine ungeheure
Anzahl Büschel blind endigender Röhrchen, beim Schwertfisch
endigen die Zweige des grossen Ausführungsganges mit
einem Bündel kurzer zahlreicher Blinddärmchen, während eine
gemeinsame Haut das Ganze umhüllt. Beim Stör endlich ist die
ganze Masse scheinbar parenchymatös, und besteht aus einem
schwammigen Gewebe von kleinen und grösseren Zellen, und bei
den Hayen und Rochen giebt es ein dichteres Gewebe des Pankreas
'wie bei den höhern Thieren. Siehe das Nähere in dem
Drüsenwerk J. Mueller depenit. gland. struct. Lib. VIII. Tab. VH.
Bei den Fischen ist der Saft der Blinddärme klebrig und reagirt,
wie Swämmerdafa und T iedemann und G melin beobachtet,
nicht oder sehr wenig sauer. Hunden hat man das Pankreas
ganz oder grösstentheils zerstört,- ohhe. dass ihre Verdauung und
übrige Gesundheit gelitten hätte. Man hat nur zuweilen grössere
Gehässigkeit beobachtet. Autenrieth Physiol. 2. 69.
In der neuern Zeit haben Mayer, M agendie, T iedemann
und G melin den pancreatischen Saft der höheren Thiere untersucht.
1 Mayer (Meckel’s • Archiv. 3. 170.) fand denselben,
wie er in einem blasenartigen Behälter bei der Katze sieh
angesämmelt hatte, alkalisch, durchsichtig. " Magendie (physiol.
2. 367.) fand den Saft des -.Hundes gelblich, geruchlos, salzig
schmeckend, alkalisch, auch sollte er hier wie bei den Vögeln
in der Warme gerinnen. T iedemann und G melin sammelten den