
menziehung der Ventrikel allein (Muskelgeräusch), der zweite von
der Ausspannung der Klappen durch die Blgtsäulen der Aorta
und Arteria pulmonalis abgeleitet werden müssen, obgleich sie
durch das Anschlägen des Herzens gegen die Brustwände, mit
der Spitze hei der Systole, mit der vordem Wand bei der Diastole
vernehmlicher werden müssen. Ueber H obe’s und W il l iams
angestellte Versuche siehe Lond. med. gaz. oct. 774.
Wir gehen nun zur Beschreibung des grossen und kleinen
Kreislaufs über. Den grossen Kreislauf nennt man die Bahn des
Blutes von der linken Hälfte des Herzens durch die Arterien des
Körpers, durch die Venen des Körpers zurück nach dem rechten
Herzen; den kleinen Kreislauf nennt man die Bahn xdes Blutes
von dem rechten Herzen durch die Lungenarterie nach den Lungen,
und durch die Lungenvenen zurück nach dem linken Herzen.
Im Grunde giebt es also keine zwei Kreisläufe, sondern nur einen
Kreislauf mit zwei Abtheilungen der Bahn, so dass in jeder
.Abtheilung das Blut durch die feinsten Gefässe aus den Arterien
wieder in die Venen übergeht.
a. K l e i n e B l u t b a h n d e r L u n g e n .
Das Blut der Vena cava inf. und ,sup.- und der grossen Herzvene
fliesst dem rechten Vorhofe indem Maasse zu, als der linke
Ventrikel Blut durch die Arterien des Körpers treibt. Während
der Contraction des Vorhofes wird das Blut dieser Venen
kurz aufgehalten; allein so wie der Vorhof'erschlafft, stürzt das
Blut der Venen in den rechten Vörhof, und zum Theil schon
in die rechte Kammer, sobald sie erschlafft ist. Nun contrahirt
sich der Vorhof als Vorschlag der Contraction der Kammer.
Bei Viviseclionen sah ich öfter zwei Zusammenziehungen des
Vorhofes auf eine Zusammenziehung der Kammer, zuweilen aber
auch die Zusammenziehung der Vorhöfe fehlen. Beides scheint
jedoch Anomalie. Durch die Contraction des Vorhofes wird das
Blut durch diejenige Oeffnung getrieben, welche jetzt nicht geschlossen
ist. In die Hohlvenen fliesst das Blut nicht zurück,
weil der Strom des Venenblutes durch die vis a tergo zum Herzen
fortdauert, die Valvula Thebesii der Herzvene .ist durch den
Druck des Blutes im Vorhofe geschlossen. Das Blut strömt also
in die während der Contraction des Vorhofes erweiterte rechte
Kammer, die dadurch auf den höchsten Grad ihrer Anfüllung
gebracht wird. Zu der Zeit, wo der rechte Vorhof sich wieder
erweitert, um das Blut der Venen aufzunehmen, contrahirt sich
die rechte Kammer, und treibt das Blut; da die Valvula tricuspi-
dalis von dem Drucke des Blutes vor der Vorhofmündung der
Kammer ausgebreitet wird, durch das Ostium arteriosuin zwischen
den hier aus einander weichenden Valvulae semilunares
in die Art. pulmonalis. Auf diese Art gelangt das aus dem Körper
zurückkehrende Venenblut durch die Thätigkeit des rechten
Herzens in die Blutbahn der Lungen. Indessen strömt doch
nicht jedesmal alles Blut des Vorhofes bei dessen Contraction in
die Kammer, vielmehr wird ein Theil in die obere und untere
Hohlyene zurückgedrängt. Jedenfalls wird durch die Zusammen-
ziehung des Vorhofes der Zufluss des Blutes von den Venenstäm-
men nach dem Herzen aufgehalten, der sonst beständig erfolgen
müsste, weil das Venenblut beständig durch den Strojn des Blutes
von der linken Kammer durch die Arterien, Capillargefässe
und Venen gedrängt wird. Bei Vivisection sieht man die grossen
Venen bei jeder Zusammenziehung des Vorhofes anschwellen,
und bei'Tritonenlarven sah ich das Blut in der untern Hohlyene
und den Lebervenen nur stossweise fortrücken. Dieses Zurück-
strömen muss vermehrt werden, wenn die Kammer wegen irgend
eines Hindernisses nicht alles Blut in die Art. pulm. treiben
kann, entweder durch Substanzveränderung derselben, oder durch
Verknöcherung der Valvulae semilunares, oder durch ein Hinderniss
der Blutbewegung in den Lungen. Dieser Rückfluss oder
vielmehr rhythmische Aufenthalt in den Hauptstämmen der Venen
wird Pulsus venosus genannt, Er kann sich nicht weit fortpflanzen,
weil die Venen zu nachgiebig sind, und die Stauchung nur
die’nächsten Theile des Venensystems erweitert.
Das einmal in der Arfer'a pulmonalis enthaltene Blut kann
bei der Relaxation der Kammer nicht wieder zurückfliessen, weil
die Blutsäule die Valvulae seminulares oder Taschenventile am
Ostium arteriosum der Kammer ausbreitet. Die Bewegung des
Blutes aus dem rechten Herzen durch die Lungen nach dem linken
Herzen, der kleine Kreislauf genannt, ist kein wahrer Kreislauf
indem das Blut am Ende dieser Bahn an einem andern
Orte’ ankömmt, als von wo es ausgegangen ist, sondern ist nur
ein Theil der Bahn des ganzen Kreislaufes, und wurde besser
Lungenblutbahn genannt werden, im Gegensatz der Körperblut-
],ahn welche zusammen erst einen ganzen Kreislauf bilden. Aut
der Lungenblutbahn gelangt das venöse Blut, von immer neuen
Blutmassen aus der réchten Kammer getrieben, aus den Zweigen
der’Art. pulmonalis in die Capillargefässe der Lungen, durch
die Capillargefässe, wo es im Momente des Durchganges hellroth
oder arteriös wird, in die Venae pulmonales, und sofort in den
linken Vorhof. Die Capillargefässe der Lungen sind, wie überall,
netzförmige Uebergänge der feinsten Zweige der Arterien in
die feinsten Zweige der Venen; aber hier mit ausserordentlich
engen Maschen, der Netze. Alle diese Capillargefässnetze sind
aber in der feinen Membran enthalten und ausgebreitet, welche
die Lungenzellen bildet, in die sich die letzten Zweige der Luftröhre
endigen, und welche eine feine Fortsetzung der Schleimhaut
der Luftröhre ist. Da diese von Capillargefässen durchzogene
feine Membran von Zelle zu Zelle ein Continuüm bildet, so muss
man sich das Innere der Lungen, abgesehen von den Luftröhren,
Arterien und Venen, als eine im kleinen Raume reahsirte ungeheure
Fläche vorstellen, durch zellenhafte Faltungen einer Membran
gebildet, die von Capillargefässnetzeu durchzogen ist, so dass
der Prozess des Atlimens geschieht durch den Contact des Blutes
und der Luft, welche durch dieLuftröhre eingeführt, die Wande dieser
Zellen berührt, während die Theilchen des Blutes, in den Capil-
larsefässen dei Zellenwände bis ins Kleinste vertheilt, vorbeiströmen.
b 12*