
gleich weit bleiben, seine Geschwindigkeit in den Arterien im
Capillargefässystem und in den Venen gleich seyn müsste.
Da nun aber die Summe des Raumes derAeste bei gewisser
Länge immer grösser ist, als der Raum eines gleich langen Stammes,
so ist dennoch die Geschwindigkeit in den engeren Stämmen
grösser als in den zusammengenommen weiteren Aesten, und
diese Geschwindigkeit nimmt im geraden Verhältnisse derRaum-
vergrösserung bis durch die Haargefässe ah.
Verschiedene Schriftsteller haben geglaubt, die Kraft des
Herzens reiche nicht aus, um das Blut durch die Haargefässe zu
treibön, und es bedürfe hierzu besonderer Hülfskräfte, welche
hierzu supponirt worden sind, wie die Zusammenziehung der Haargefässe,
oder die selbstständige Bewegung des Blutes, wovon die
Beobachtung nichts zeigt. Dass die Bewegung des Blutes durch
die Haargefässe bloss das Herz bewirkt, zeigt unumstösslich die
Beobachtung, dass die stossweise Bewegung sich bei schwachen
Thieren bis in die Haargefässe fortpflanzt, und die Thatsacbe>
dass das Blut aus den Venen eines Thieres bei jeder Exspiration
stärker ausströmt, wobei die Zusammendrückung der Gefässe der
Brust durch die Exspiration, die den Strom des Arterienblütes
verstärkt, selbst durch die Haargefässe hindurch wirkt. Diess
beweist auch folgender Versuch von Magenbie. Er unterband
den Schenkel eines Hundes, ohne dass die Schenkelarterie und
Schenkelvene in der Ligatur mitbegriffen waren. Wurde nun
die Schenkelvene besonders unterbunden, so schwoll sie von dem
Blute, welches aus dem Schenkel zurückkehrte, an, und ergoss
ihr Blut strahlförmig beim Anstechen. Als man die Schenkelarterie
comprimirte, hörte der Strom des Venenblutes allmählig auf
zu fliessen, stellte sich aber wieder her, als man aufhöfte die
Arterie zu comprimiren. P oiseuille hat mittelst des schon öfter
erwähnten Iiistrumentes den Druck des Blutes in dem peripherischen
Stücke einer Vene gemessen, und bei wiederholten Versuchen
gefunden, dass dieser Druck dem des Elutes in den Arterien
durchaus proportional ist, mit jenem abnimmt und zunimmt.
Mueller’s Archiv 1834. p. 365.
Die Bewegung des Blutes in den verschiedenen Capillarge-
f ässen und kleinsten Arterien ist verschieden schnell, je nach den
Hindernissen, welche den Strom durch anastomotische Zweigelchen
aufhalten. W edemeyer hat über das Verhalten der Strömchen,
die sich vereinigen, Folgendes bemerkt, was ich mit der Natur
vollkommen übereinstimmend finde. Zuweilen fliessen die Blutkörperchen
aus einem Kanälchen einem zweiten Strömchen schnell,
und wie wenn sie angezogen würden, zu. In anderen Fällen ist
der Strom, in den sie hinüber fliessen, rasch, sie selbst aber werden
in dem zuführenden Strömchen aufgehalten, und es gelingt ihnen
nur gelegentlich, sich mit dem Strome zu vereinigen. Zuweilen
wird selbst aus dem reissenden Strome ein Kügelchen eine Strecke
in den schwachem Kanal zurück geschleudert, und dann wieder
zurück getrieben. Ich habe auch bemerkt, dass ein und dasselbe
Verbindungskanälchen zwischen zwei zuführenden Strömen das Blut
zuweilen in der einen, zuweilen in der andern Richtung erhält,
und dass Veränderungen im Drucke, in der Lage, Bewegungen des-
Thieres, immer die Ursache dieser Veränderungen sind; so wie
denn alle diese Verhältnisse der Strömung hier nach rein mechanischen
Ursachen, eben so wie in einem bewässerten Terrain, va-
riiren. In den feinsten Capillargefässen, welche nicht roth, auch
nicht einmal gelb aussehen, sondern ganz durchsichtig sind, sieht
inan die Blutkörperchen nicht mehr dicht hintereinander oder
nebeneinander fliessen, hier haben die Körperchen nur hintereinander
Raum, aber sie fliessen in ungleichen Zwischenräumen getrennt,
und bald sieht man Kügelchen dadurch rinnen, bald wieder
nicht, bald wieder mehrere. Indessen habe ich niemals Räume
bemerkt, welche anhaltend ohne Kügelchen gewesen waren, und
welche die Benennung Vasa serosa rechtfertigten (vergl. Seite216.),
und W ebemeyer, der diess gesehen haben will, gesteht selbst,
dass er von Zeit zu,-Zeit doch Kügelchen durch solche Gefässe
habe hindurch gehen gesehen. Die Kügelchen rotiren beim
Durchströmen der Capillargefässe nicht; beim Frosche scheinen
sie meist mit dem Längendurchmesser in der Achse des Gefässes
zu strömen, aber häufig ist ihre Achse auch schief gestellt, und
ihre Lage erleidet vielfache Veränderungen durch den mechanischen
Einfluss der Wände, wobei sich die Kügelchen ganz passiv
verhalten, und nie eine Spur selbstständiger Bewegung zeigen.
Mehrere Beobachter haben bemerkt, dass die Kügelchen zuweilen
an den engen Wänden zusammengedrückt und verlängert
wurden. D oellijsger und D utrochet behaupten gesehen zu haben
dass Blutkörperchen in Gefässrinnen stockend sich hier mit
dem Gewebe verbunden haben. Ich habe zwar auch häufig ein
solches Stocken, besonders bei schon geschwächten Thieren beobachtet,
und habe es früher für möglich gehalten, dass Blutkörnchen
auf diese Art ihre Bewegung verlieren könnten; allein genauere
Beobachtungen haben mich gelehrt, dass diese stockenden
Kügelchen bald auch wieder frei werden, und dass es nur bei
grosser Schwäche eine vollkommene Stockung, nämlich die Gerinnung
in den kleinen Gelassen giebt, die gewiss eher das Gegen-
theil der Ernährung ist, als dieselbe erklären kann. Die von
D oellihger angenommene Ernährung durch Vereinigung der Kügelchen
mit dem Gewebe ist von keinem einzigen Beobachter bestätigt
worden, und ich werde später aus anderen Beobachtungen
sehr wahrscheinlich machen, dass die Ernährung nicht auf diese
Art geschieht. Immer sieht man alle Kügelchen, welche in die Capillargefässe
strömen, mit Schnelligkeit in die venösen Strömchen
übergehen, und keine Kügelchen bei einem lebenskräftigen
Thiere zurück bleiben. P revost und D umas haben zwar in dem
Arterienblute mehr Kügelchen als in dem Venenblute zu finden
geglaubt, diess ist aber ein theoretischer Irrthum; sie haben die
Kügelchen für die alleinige Materie des Faserstoffes im Blute genommen;
da der Faserstoff aber-, wie meine Beobachtungen zeigen,'
im Blute aufgelöst ist, so ist es ganz unrichtig, nach der
Quantität des Gerinnsels in beiden Blutarten die Menge der Kü-
' gelchen zu schätzen.
Sobald man das Glied comprimirt, hören alle Strömungen