
den doppelten Seitennerven vom N. trigeminus und vagus. Interessant
ist die Beobachtung von Swan, dass bei Gadus morbua ein
mit einem Zweig desN. vagus verbundener Ast des Quint,us 2 Rumpf-
nerven abgiebt, wovon der eine am-Rücken über der-Wirbelsäule
an der Basis der Flossen, der andere an der Bauchseite des
Schwanzes bis zur Schwanzflosse hingeht. Beide verbinden sich mit
den Spinalnerven, der eine mit den aufsteigenden, der andere
mit den absteigenden Aesten. Es findet also, wie im Knochensystem
und in der Anordnung der Muskeln, so auch in der Con-
figuration des Nervensystems eine Symmetrie zwischen der obern
und untern Schwanzhälfte statt. Ausser diesen 2 Seitertnerven
vomN.trigeminus giebt es auch noch 2 Rumpfäste des N. vagus, welche
über den Muskeln zum hintern Ende des Körpers gehen.
lllustrations o f the comp. anat. o f the nerv. syst. Lond. 1835. Der
Igel besitzt nach Barrow einen seitlichen Rumpfnerven für die
Haut und die Muskeln, aber er entspringt aus blossen Spinalnerven,
nämlich den untersten Cervical- und ersten Dorsalnerven.
8) Sehr merkwürdig sind die. Aeste des N. vagus zu dem
contractilen Gaumenorgan der Cyprinen, Siehe Meckel’s Archiv.
1827. 309. W eber hat zuerst entdeckt,' dass diess Organ eine
höchst merkwürdige Uontractilität besitzt;, denn wenn man dasselbe
mit einem spitzigen Körper sticht oder drückt, so erhebt
sich die gereizte Stelle sogleich in Gestalt eines kegelförmigen
Hügels, dessen Spitze der gereizte Punkt ist, bleibt einige Secun-
den erhoben und senkt sich hierauf wieder; dabei sieht man
keine Veränderung der Färbte, die auf ein'Zuströmen von Blut
deuten könnte. Ich halte djesS Organ nicht für ein Geschmacksorgan,
sondern für einen eigenthümlichen contractilen Schlingapparat.
Das Organ kann sich in jeder Richtung zusammehzie-
hen, und es entstehen kegelförmige, lineare oder breite Erhebungen,
je nachdem man mit einem spitzen Körper aufdrückt oder
Striche macht, oder mehr auf die ganze Fläche zugleich wirkt.
Wenn ich die Pole einer Säule von 40 Plattenpaaren auf das
Organ anwändte, entstanden die heftigsten Zuckungen, und die
Richtung der Bewegung wurde immer -durch den Strom bestimmt;
das Organ kann ganz zu einem Klumpen in der Mitte anschwellen
(und so wirkt es wahrscheinlich beim Schlingen), oder in jeder
Richtung Zusammenziehungen bewirken, die auch sogleich
erfolgen, wenn man das Organ ausdehnt. Im letzten Falle erfolgt
die Zuckung in der Richtung der Ausdehnung. Ob diess Organ
willkührlich beweglich ist, ist nicht auszümitteln. Das Contractile
an dem Organe ist nur die 1^ Linien dicke Oberfläche, in der
Tiefe liegt eine fettige Unterlage, welche nicht contractil ist..
9) Beim Wels und Karpfen giebt der N. vagus auch Zweige
zur Brustflosse. Weber.
10) E. H. W eber hat darauf aufmerksam gemacht, dass der
N. vagus in einem Wechselverhältniss zu- dem N. sympathicus
steht. Bei den Schlangen ist z. B. der N. sympathicus ausserordentlich
wenig entwickelt, dagegen der Ramus intestinalis Nervi
vagi um so.stärker; bei den Fröschen ist es uihgkehrt. Auch
hei den Fischen sind die Intestinaläste des Nervus vagus sehr
stark und bei den Myxinoiden geht der Ramus intestinalis n.
vagi, aus der Verbindung beider vagi entstanden, nach meinen
Beobachtungen bis zum After, während der N. sympathicus fehlt.
Nervu s acc essoriu s VVillisn.
Ueber das Verhältniss dieseLNerven zum N. vagus, in Beziehung
auf die motorische Eigenschaft des N. vagus, ist schon
oben p. 662. gehandelt worden. Dieser Nerve kömmt nur bei
den Säugethieren, Vögeln und Amphibien, nicht bei den Fischen
vor. Bei den Vögeln und Amphibien verhält er sich fast als eine
Wurzel des N. vagus, indem er ganz in denselben übergeht, der
hinwieder einen Ast in die Halsmuskeln abgiebt, welcher dem N.
accessorius der Säugethiere zu entsprechen scheint. Siehe das
Nähere in Bischoff nervi accessorii Willisii anatomia et physiologia.
Heidelb. 1832. Der Bereich des N. accessorius der Säugethiere,
so weit er sich nicht mit dem N. vagus verbindet, ist der Mus-
culus sternocleidomastoideus und cucullaris. Die Ursache des
sonderbaren Ursprungs und Verlaufs dieses Nerven kennt man
nicht genau. Wahrscheinlich ist sie die, dass der sogleich nach
dem Austritt des vagus abgehende Schlundast Fasern vom fast
ganzen Halstheil des Rückenmarkes erhalte. Auch andere Nerven
erhalten sehr ausgedehnte Ursprünge; der Ramus descendens
hypoglossi entspringt vom hypoglossus und den oberen Halsnerven.
. Der Unterschied liegt also nur darin, dass heim accessorius
die Zusammensetzung des Nerven schon innerhalb des Rückgrats
gteschieht, während hei anderen Nerven dieselbe Zusammensetzung
erst ausserhalb des Rückgrats erfolgt.
-Nervus hypoglossus.
Die Stelle dieses im Wesentlichen motorischen, aber zugleich
mit empfindlichen Fasern begabten Nerven im System, welcher
in einigen Säugethieren nach Mayer’s Entdeckung selbst eine
feine hintere, mit einem Ganglion versehene Wurzel hat, ist
schon im dritten Abschnitt p. 665. bestimmt worden. Er ist der
motorische Nerve der Zunge, bei allen Bewegungen dieses Organes
zum Sprechen, Kauen, Schlingen u. s. w. Die Zerrung desselben
bei Thieren bewirkt heftige Zuckungen der Zunge. Er
ist aber auch der Bewegungsnerve der grossen Muskeln des Kehlkopfes
und Zungenbeines, des Musculus geniohyoideus, hyothy-
reoideus, omohyoideus, sternothyreoideus, slernohyoideus.
Folgende, von Montault in der Academie de Médecine vorgetragene
Beobachtung ist für die Physiologie des N. hypoglossus
von Wichtigkeit. v Nach einem Fall auf das Genick entstand
Spannung und Zittern der Muskeln des' Halses, heftige Schmerzen
an der linken Seite des Kopfes und Halses und beschwerliches
Sprechen. Die Zunge wurde allmählig verkleinert, vorzüglich
an der linken Seite atrophisch, und beim Ausstrecken nach
der rechten Seile hingezogen. Der Geschmack war auf beiden