
Nervus facialis.
Wenngleich der N, facialis einen gewissen Antheil sensibler
Fasern enthält (siebe oben p. 667.), so ist er doch der Hauplbe-
’wegungsnerve des: Gesichtes. Sein Bereich ist der ganze Umfang
der Gesichtspiushelp, d.er Ohrmuskeln bis zum Musculuis occipita-
lis, und ausserdem beherrscht er noch ^einige andere Muskeln,
den Musculus liiventer maxillae inf, (den hintern Bauch, der vordere
ist vom N, mylohyoideus versehen),, den Musculus stilohyoi-
deus und den Hautmuskel des Halses. Er ist daher auch der
physiognomische Nerve und zugleich der Athemnerve des Gesichtes,
insofern er hei allen verstärkten oder angestrengten Athem-
bewegungen, besonders bei geschwächten Menschen, mitafficirt ist-
Siehe oben p. 342. lu dem Grade, als bei den Thieren die Ge-
sichtsmuskelnn und der physiognomische leidenschaftliche Ausdruck
abnehmen, wird auch dieser Nerve kleiner. ,Bei den Thieren
mit beweglichem Rüssel ist der jffl.£|fWaJl&,isehn fffarkn<MVd he&n
Elephanten der Ast des N. facialis zum Rüssel so stark, wie dpr
N. ischiadieus des ’Menschen, während die Aeste vom fünften
Paare an das tastende Endstück des Bfissels gehen. Die beweglichen
Barthaare der Tbiere erhalten die Nerveufäden ihrer Muskeln
von dem N. facialis, während das Gefühl der Haarbälge von dem N.
infraorbitalis abhängt. Bell expos. du syst. nat. des nerfs. p. 55.
Vergl. Rapp a. a. O. Bei den Vögeln, hat derN, facialis als physiogno-
mischer Nerve aufgehört. Nur bei mehreren Vögeln mit beweglichen
Ohrfedern, und zur Aufrichtung der Halsfedern durch den Halsmuskel
ist er physiognomisch noch von Bedeutung, und der Weg
zum Ausdrucke der Leidenschaften;- sonst verbreitet er sich nur
mehr in den Muskeln, die er beim Menschen ausser den Gesichtsmuskeln
-versieht, den Muskeln,) welche, die- Kinnlade abziehen
und das Zungenbein erheben, und im Hautmuskel des Halses.
Bewegungsnerve ist er immer noch;? so weit er da ist, und es ist
wohl ein Missverständniss, wenn T bevirahus an diesem Nerven
zeigen zu können glaubt, dass ein-]Nerye^seinß Function .verändern
könne, indem seine Bewegungsfunction bei den Vögeln fast
ganz aufhöre. . Vielmehr .ist er bei den Vögeln,. wie bei den
Menschen, immer noch , eigentlicher Muskelperve.- Bei den Schildkröten
gleicht seine Verbreitung derjenigen der Vögel. Bei den
Schlangen und Eidechsen geht, wie ich sehe, dicht hinter dem dritten
Ast des trigeminus .ein besonderer Nerve, dem facialis vergleichbar
nach aussen. Er giebt einen Ast an den N. vagus nach rückwärts und
empfängt einen dem N- vidianusv vergleichbaren A^f durch einen
Knochenkanal der Basis, welcher mit dem zweiten Ast des trigeminus
in Verbindung steht. Der Stamm des, facialis verbreitet sich
in dem Muskel zwischen Quadratbein und Unterkiefer, welcher den
Unterkiefer abzieht und hei den Eidechsen im Hautmuskel.
Bei den Fröschen geht nach Volkmann, ein dem N.. facialis
vergleichbarer Nerve zu dem Ganglion n. frigernini, setzt sich
aber sofort weiter als Trommelhöhlenast des Quintus in den-Kehl-
ast des vagus fort. Der Kehlast ist ein Zweig des Zungenschlund-
astes (glossopharyngeus). Diese Verbindung kann man mit der
zuweilen beim Menschen vorkommenden Verbindung zwischen
facialis und glossopharyngeus vergleichen.
Bei den Knochenfischen ist der N. facialis kein besonderer
Nerve, sondern wahrscheinlich im Quintus enthalten, ramus oper-
cularis n. trigemini.
H Bei den Plagiostomen isolirt sich ein analoger Nerve und
bei den Cycloatomen ist der N. facialis ein besonderer Hirnnerve,
wie Born, Schlemm und d’Alton von den Petromyzon und ich
von den Myxinoiden gezeigt haben.
1 Die beim Menschen und den Säugethieren vorkommende\er-
bindung des N. facialis und des N. lingualis vermittels der durch die
Trommelhöhle durchtretenden Chorda tympani ist völlig räthselhaft.
Cloquet und Hirzel behaupten, dass der N. petrosus superficialis
n. vidiani, welcher vom zweiten Aste des N* trigeminus zum
Knie des -N. facialis geht* sich bloss an den N. facialis anlege,
in dessen Scheide liegend,'und als Chorda tympani von ihm wieder
abfrete, um zum N. lingualis zu gelangen. Nach Arnold’s
Untersuchungen ist diese Behauptung indess ungegründet, indem
es ohne gewaltsame Trennung nicht möglich ist, eine solche Anordnung
zu erhalten. Nach Varrentrapp {observ. anat. de parte
cephalica n. symp. Francof. 1834.),. verläuft der Nt petrosus superficialis',
nachdem er zum N. facialis getreten, nicht neben ihm,
sondern er geht zum Theil in ihn über, so zwar, dass nur ein
Theil über das Knie des N. facialis weggeht, ohne sich fest zu
verbinden. Dieser Fortsatz wäre nach Varrentrapp schon als
Chorda tympani zu betrachten. Der Stamm der Chorda tympani
lässt sich nach Varrentrapp am N. lingualis bis in die Nähe
des Ganglion maxillare verfolgen, wo er sich in zwei Zweige
theilt, wovon der eine in das Ganglion maxillare übergeht, der
andere in dem N. lingualis weiter hingeht» Nach Arnold {Kopf-
theil des vegetat. Nervensystems. Heidelb. 1831. p. 119.) verläuft
die Chorda tympani in der Scheide des N. lingualis, geht sehr
häufig mit demselben sogleich Verbindungen ein, und theilt-sich
endlich in zwei Fäden, einen schwachem, der sich in das Ganglion
maxillare einsenkt, und einen starkem, der sich in dem N.
lingualis verliert. Da-die Zweige des Ganglion maxillare sich
nicht bloss in der Glandula submaxillaris, sondern auch auf ihrem
Ansführungsgange verbreiten, wie Arnold sah, so ist es nach
meiner Meinung für jetzt am meisten gerechtfertigt, die Bewegung
des Ausführungsganges (siehe oben p. 473.) ,von diesen von
dem motorischen N. facialis kommenden Nervenfäden der Chorda
tympani abzuleiten. Eine mir nicht wahrscheinliche Erklärung
dieser Verbindung hat Arnold (a. a. O.. p. 183.) gegeben. Im
Allgemeinen hat Arnold selbst schon auf die Beziehung des Ganglion
maxillare auf die Bewegungen des Ductus Wbartonianus aufmerksam
gemacht.
Nervus glossopharyngeu s .
*■ Ueber die Stellung des N. glossopharyngeus im System der
Nerven ist schon im dritten Abschnitt p. 662. gehandelt worden.