
solche verwandeln gesehen. Jedes einzelne dieser Kügelchen giebt
durch sein Zerfliessen zum Entstehen von mehreren hundert Monaden
den Stoff. Diess Letztere widerspricht indess der Micro-
metrie; denn nach E hrenberg hat die kleinste sichtbare Monade
•^g-g- P. Linie im Durchmesser, diess ist yïïïttö Zoll. Die Blutkügelchen
des, Menschen betragen aber -^oVcr—ToVö Zoll im Durchmesser,
die Milchkügelchen noch weniger. S chultze will die
Entstehung von Infusorien aus organischen Staubtheilcben beobachtet
haben, die sich in Wasser in einigen Stunden mit einem,
trüben Ringe umgebèn, der sich bis . zum Zerfliessen dés Staub-
theilchens ausbreitet. Dieser Ring .löse sich in Monaden auf.
T reviranus Biologie II. p. 264 — 406. G ruithuisen Beiträge zur
Physiognosie und Eautognosie. München 1812. 8. Burdach Physiologie.
T. 1. C. A. S. S chultze mikroskopische Untersuchungen über
R. B rowns Entdeckung lebender Theilchen in allen Körpern, und
über Erzeugung der Monaden. Carlsruhe 1824.
Wir geben nun zur Critik der vorhergehenden Beobachtungen
über. Die Art, wie Versuche über generatio aequivoca angestellt
werden können, lasst keine Gewissheit über nicht statt gefundene
Täuschung zu.
1) Diejenigen, welche mit ausgekochter organischer Substanz
an der atmosphärischen Luft- experimentirt haben, können nicht
beweisen, dass die erzeugten Infusorien oder Schimmel nicht von
dem mit der atmosphärischen Luft zugeführten Staube vertrockneter
Infusorien oder ihrer Keime 'herrühren. Vielleicht dass,
wie Alexander von H umboldt in meinen Ansichten der Natur deutet,
die Winde die Keime der einfachsten organischen Wesen
aus den trocknenden Gewässern emporheben und diese im Staube
von dem belebenden Wasser aufgenommen, wieder aufleben, wie
das Wiederaufleben von dem Räderthierchenj nach S pallanzani’s
bestätigten Versuchen, thatsächlich bekannt ist. Dass der überall
in der Luft umherfliegende Staub kleine organische, im Wasser
aufquellende Theilchen enthält, hat neuerlichst- S chultze zur Erklärung
der Infusorien benutzt; er hält diese gerade für eingetrocknet
gewesene Infusorien (Monaden), die durch Benetzung von
Neuem belebt werden. Indessen hält S chultze diese, sehr häufige
Quelle der Infusörienbildung'nicht für die einzige und giebt die
Umwandlung der organischen Substanzen in Protozoen zu.
2) Diejenigen, welche mit ausgekochtem organischen Stoff
experimentirt und gemeines Wasser zur Infusion benutzt haben,
können eben so wenig die neue Bildung der Infusorien beweisen,
denn das Wasser kann diese als Eier oder wirkliche Infusorien
sélbst enthalten haben, die sich schnell auf Kosten der infundir-
ten organischen Substanz ( vermehren, Die Anwendung eines
ganz reinen destillirten Wassers ist fast in kèinein Fall vorauszusetzen,
da selbst fünfmal destillirtes Wasser 'noch organische
Theilchen enthalten kann.
3) Diejenigen, welche mit frischen organischen Substanzen
und destillirtem Wasser oder gar künstlich bereiteten . Luftarten
experimentirt haben, können nicht beweisen, dass nicht etwa die
Eier der Infusorien oder diese selbst in der organischen Substanz
enthalten waren; mikroskopische Thierchen kennt man in lebenden
Theilen zwar wenige, und die gewöhnlichen Kügelchen organischer
Flüssigkeiten, wie des Blutes, sind jedenfalls nicht individuell
belebt; allein der Schleim enthält bereits mikroskopische
Thierchen der Därmschleim des Frosches wie der Same enthalten'mikroskopische
Thierchen; in den Muscheln hat von B aer a n
verschiedenen Stellen mikroskopische sich bewegende Theilchen
gesehen. Siehe Nov. act. nat. cur. 13. 2. p. 594. Die Samen des
Weizens und einiger Agvostis enthalten oft Vibrionen, die selbst
^getrocknet bei, der Befeuchtung aufleben. Einige Thierchen, die
in anderen Thieren Vorkommen, leben auch im Wasser fort, besonders
aber sölehe, die auf anderen Thieren leben, Epizoen.
4) Endlich, , wenn auch einige Beobachter mit ausgekochten
organischen Substanzen, mit destillirtem Wasser, mit künstlich
bereiteter Luft zugleich experimentirt haben sollten, so ist doch
die zu einem entscheidenden Resultate nöthige Genauigkeit hier
weder wahrscheinlich vorauszusetzen, noch überhaupt möglich,
da jedes zum Wechseln von Wasser benutzte Instrumen t in einer
absoluten Reinheit von allem Anflug organischer Theilchen hätte
seyn müssen, und jede Reinigung wieder eine Gelegenheit zu Irr-
thümern giebt. ' '
Diese Bemerkungen widerlegen die generatio aequivoca nicht,
sondern zeigen bloss, dass ein entschiedener Beweis derselben
durch directe Beobachtung nicht woh,l möglich ist. Nun hat aber
E hrenberg durch genaue Untersuchungen der Organisation der
Thiere und Pflanzen, welche durch generatio aequivoca entstehen
sollen, diese letztere wirklich .ziemlich unwahrscheinlich gemacht.
E hrenberg hat erstens das wirkliche Keimen der Pilz- und Schimmelsamen
entdeckt;Nova act. nat. cur. T..X. Vergl. N ees v.E senbecic.
Flora. 1826. p. '531. S chilling in K astner’s Archiv. X. p. 429.
Hierdurch wurde die Fortpflanzung der Schimmel und Pilze festgestellt,
es wurde gezeigt', wie man durch Schimmelsamen neue
Schimmel bewirken kann, und es wurde wahrscheinlich, dass in
den Fällen unerwarteter Entstehung von Schimmel auch durch
Wasser oder Atmosphäre verbreiteter Schimmelsame nur den zur
Entwickelung nöthigen Boden gefunden hat. Was nun die Infu-
sions-Thiere betrifft, so hat E hrenberg für’s Erste den zusammengesetzten
Bau dieser Thiere entdeckt, so dass selbst die kleinsten
Monas von^-gk-g- Linie Durchmesser noch einen zusammengesetzten
Magen haben, dass sie Bewegungsorgane in Wimpern besitzen.
Bei anderen beobachtete E hrenberg die Eier, die Fortpflanzung
durch Eier. Diess erregte den grössten Zweifel gegen die Richtigkeit
früherer Beobachtungen, wo man ohne den zusammengesetzten
Bau dieser Thiere zu kennen, das unmittelbare Entstehen
derselben aus Theilchen der infundirten Substanz gesehen haben
wollte. E hrenberg hat es nie in der Gewalt gehabt, bestimmte
Formen von Infusorien durch bestimmte Infusionen zu erlangen;
auch zeigen sich bald diese, bald jene Infusorienformen bei der
gleichartigsten Behandlung. Vielmehr giebt es nach E hrenbeeg
gewisse, aber doch nur eine bestimmte Anzahl am meisten verbreiteter
Formen, deren Eier oder Individuen in allen Gewässern