
ven als durch einen blossen nassen Leiter :bis zu dem beweglichen
Theile, dem Darm, förtgepflanzt werden, und es ist eben
so gut, als wenn man den Darm selbst galvanisirt hätte. In W bt-
zer’s Fall sprang sogar das galvanische Fluidum, nicht das Ner-
venprincip, auf die Schenkelnerven oder den Plexus lumbalis und
saeralis über. Einen sicheren Beweis für den motorischen Einfluss
des Gangliennerven liefert ein von mir öfter mit gleichem
Erfolg angestellter Versuch am Ganglion coeliacnm des Kaninchens.
Wurde die Bauchhöhle eines Kaninchens geöffnet, worauf
die Bewegungen des Darms an der Luft sehr lebhaft werden}:"-So
wartete man so lange, bis' diese Bewegungen wieder ganz nachgelassen
oder aufgehört, haben. Dann wurde das Ganglion coe-
liacum mit Kali causticum betupft, Und sogleich wurden die peristaltischen
Bewegungen "des Darms wieder ausserordentlich
lebhaft.
Es entsteht nun die Frage, ob in dem Gangliennerven nur
einerlei Art Fäden enthalten sind, und ob diese zur Ernährung,
Empfindung und Bewegung gleich tauglich, sind, indem sie Empfindungsactionen
'erregen, insofern sie auf das Gehirn wirken,
Ernährungsäctionen und Bewegungsactionen, insofern sie in
peripherischer Richtung4 thätig sind. Diess ist an sich schon unwahrscheinlich.
Es würde dann nämlich jede Reizung der Absonderung
im Darmkanal auch mit vermehrter Bewegung} jede
vermehrte Bewegung mit vermehrter Absonderung verbunden
seyn. Es wird daraus schon vorläufig wahrscheinlich, dass''auch
im Gangliennerven Empfind.ungs- Und Bewegungsfasern enthalten
sind, ja dass er sogar noch eine dritte Art, nämlich organische
Fasern zur Regulirung der chemischen Processe etithäit. Um
diese Frage genauer zu beantworten, müssen 'Wir' den Zusammenhang
des Gangliennerveü mit den Empfindungs- und Bewegungsnerven
genauer erwägen.
Es ist eine alte Streitfrage, ob die Verbindungen des' Gan-
gliehnerven mit den Stämmen der Cerebral- und Spinalnerven
als Wurzeln als Verbindungsäste des Gänglierinerven zu betrachten
sind. Die mikroskopische Analyse dieset Verbirtdüngefi entscheidet,
dass viele derselben Wurzeln au,s den Cerebrospinalnerven
in den Gangliennerven leiten, dass andere' hingegen Elemente
des Garigliennervefi in die Cerebröspinalüerven feiten.! So
wird sich hernach zeigen, dass der carotische Theii des Ganglien
grossentheils nicht bloss Wurzel des Gangliennerven ist,''vielmehr
grossentheils Elemente des Gangliennerven in Hirhherven zu
peripherischer Verbreitung einmischt. Der an den 1. und 2.
Ast des trigeminus und an den Nervus äbducCns sich anschliessende
Theii der c.arotisChen Stränge giebt diesen Nerven graue
Bündel zu peripherischer Verbreitung ab, und dieSfe graben Bündel
sind keine Wurzeln. Dagegen empfängt der Gangliönnerve
vön einem Theii der Hirnnerven und namentlich von den gemischten
Hirnnerven und von allen Spinalnerven währe Wurzeln,
welche aus den Wurzelfäden dieser Nerven abgehen und
zu peripherischer Verbreitung im Gangliennerven weiter gehen.
Das Verhältniss zu den Hirnnerven ist sehr Verwickelt, einfach
und leicht zu ermitteln bei den Spinalnerven. Aus der Untersuchung
der letztem erhält man die Principien für die Untersuchung
der .Verbindungen mit dem Hirnnerven. Leicht also sieht
man an jedem Thier, dass von den Wurzeln jedes Spinalnerven
sich ein Theii ablöst um in die Gangliennerven einzutreten.
Diess ist der r^mus communicahs. Seine Fasern gehen grössten-
theils vom Spinalnerven ab und zu dem Gangliennerven.
Nun fragt sich, ob der Gangliennerve durch seine Wurzeln
zugleich motorische und sensible Fäden vom Rückenmark und
Gehirn erhalte.. Nach Scarpa’s und W utzer’s früheren Untersuchungen
bängt der Gangliennerve mit jeder der beiden Wurzeln
der Rückenmarksnerven zusammen, und erhielte also sowohl
motorische als sensible Fasern, wie er nach den von ihm
beherrschten Functionen der Eingeweide haben muss. Die Empfindlichkeit
ist zwar in den ‘vom Gangliennerven versehenen
Organen nicht sehr stark, aber entschieden vorhanden, nur dunkel
und in Hinsicht des, Ortes, .nicht; deutlich und umschrieben,
kann aber in Krankheiten \ .eben so lebhaft und bestimmt werden,
als in allen anderen Theilen. Die vom Gangliennerven versehenen
Eingeweide sind übrigens nur unwillkührlich beweglich. Dieser
letztere , Umstand hat Scarpa in der neuern Zeit verleitet,
dem Gangliennerven allen motorischen Einfluss abzusprechen,
und die Ursache der Bewegungen der unwillkührlich beweglichen
Tbeile, allein in diesen Theilen selbst zu suchen. Diese Ansicht
gründete sich besonders; ■ auch auf neue Beobachtungen von ihm
über den Ursprung des Gangliennerven, welchen er bloss von
den hinteren Wurzeln der Rückenmarksnerven ableitet, Scarpa
de gangliis nervorurn deque essentia nervi Sympathici, ann. univ. de
medicina. 4831. Dieser grosse Anatom hat ein Beispiel gegeben,
wie man im Alter nicht gegen die Fortschritte. der Wissenschaft
eingenommen seyn sollte (Einige antiquiren■,sich schon vor dem
Alter); Scarpa hat gerade in seiner letzten Schrift den lebendigsten
Antheil an der grossen Umgestaltung der Nervenphysiologie
gezeigt; aber in Hinsicht jener Behauptung von dem Ursprung
der Rückenmarksnerven hatte ihn die Schärfe seiner Sinne verlassen.
.Untersuchungen von mir (Meckel’S Archiv. 1832. p. 85.),
Retzius (ebend. p. 260,), Mayer:'{Xov. act. XVI. p. 2,) und W ut-
zer (Muelxer’s Archiv, ;1834, p. 305.) haben nämlich erwiesen,
dass die frühere Darstellung von Wutzer über den Ursprung
des Gangliennerven von beiderlei Wurzeln der Rückenmarksnerven
dieganz richtige war. Mayer hat sogar die dem Ganglien-
nerv'en 'angehörenden Fasern an den W urzeln der Rückenmarksnerven
bis ; zum Rückenmark selbst verfolgt. Dieser Nerve
enthält also motorische und sensible Fasern. Die . mikroskopische
Untersuchung dieser Wurzelfäden des Gangliennerven von
den Spinalnerven zeigt, dass sie ähnliche röhrige Fasern, wie
die Spinalnerven selbst enthalten. Diese Röhrenfasern sind
zwar, feiner und bleiben es in ihrem ganzen Verlauf im Gangliennerven;
aber Röhre und Inhalt der Fasern ist hier so deutlich,
als in den Spinalnerven selbst. Sie sind zarter und deswegen
bilden sich durch Druck und Dehnung leichter als an