
einer Glasplatte isolirt hatte, mit einer Säule von 65 Plattenpaaren.
Hierbei 1 entstanden vermehrte peristaltis.che- Bewegungen
des Darms, woraus sich schliessen liesse, dass dieser Nerve au,f
den ganzen Darmkanal und nicht auf einen einzelnen Theil desselben
influirt. Derselbe Erfolg trat ein, als ich hei Kaninphen,
deren Darmkanal blossgelegt war, und bei denen die peristaltischen
Bewegungen des Darms, die sich anfangs an der Luft verstärken,
schon sehr matt geworden waren, das Ganglion coelia-
cum mit Kali causticum betupfte. ' Die Bewegung des Darms
wurde sogleich sehr lebhaft.
VI. Die Zusammenziehungen der Organe, welche von dem N
sympathicus alhüngen, sind auf die Heizung ihrer selbst oder ihrer
Nerven keine vorübergehende imd momentane Zusammenziehungen,
sondern entweder länger dauernde Coniractionen, oder länger dauernde
Modificaliunen der gewöhnlichen rhythmischen Zusammenziehungen,
daher die Reaction gegen den Reiz hier entschieden länger
dauert, als die kurze Einwirkung des Reizes selbst.. Die Bewegung
des Nervenprincips ist also im N. sympathicus langsamer und
messbar. Reizt man den Darm hei einem geöffneten, .Thipre an
einer Stelle chemisch, mechanisch, galvanisch, so tritt die Zusammenziehung
ganz allmählig ein, und oft,in ihrer ganzen Stärke,
wenn die Ursache längst zu wirken aufgehört hat. > »Bei dem Herzen
geschieht dasselbe^ was am Darm, auf andere Art.: statt einer
anhaltenden, nicht periodischen Zusamrnenziehung bewirkt ein
vorübergehender Reiz eine anhaltende Reihe periodischer Schläge.
Das Herz ist gegen mechanischen wie galvanischen Reiz reizbar.
A. v. H u m b o l d t und auch ich _ haben am Herzen der Frösche
auf den galvanischen Reiz Zuckung eintreten gesehen, dagegen
wirkt der Galvanismus nicht immer augenblicklich auf Zusam-
menziebung des Herzens, sondern verändert oft nur die Zahl der
folgenden Schläge im Allgemeinen. Auch, der mechanische Reiz
bewirkt an einem langsam schlagenden Herzen nicht immer sogleich
eine Zusammenziehung, sondern oft erst nach einigen Secunden
; er wirkt aber offenbar, wie man sieht, wenn das ausgeschnittene
Herz eines Frosches lange nicht geschlagen hat. Es
ist also hier derselbe Fall, wie im Darmkanal, die Zusammenziehung
beginnt oft erst einige Zeit nach der Reizung und dauert
länger als die Reizung. Was aber“ das Herz auszeichnet ist, dass
ein vorübergehender Reiz nicht eine anhaltende Zusammenziehung
des Herzens wie des Darmes hervorbringt, sondern die
ganze Reihe der folgenden Pulsationen verändert. Wenn das Herz
eines Thieres lange Zeit alle 4—5 Secunden , geschlagen hat, so
schlägt es nach-Anwendung eines vorübergehenden Reizes lange
Zeit nach mner andern Periode, z. B. alle Secunden oder alle
zwei. Secunden, und wenn es ganz zu schlagen aufgehört hat,
so bewirkt ein vorübergehender Reiz, dass es nicht Ein Mal, sondern
viele Mal in einer gewissen Periode sich zusammenzieht. Es
ist also hier durchaus wie hei anderen musculösen Theilen, die
vom N. sympathicus abhängig sind, z. B. dem Darm, mit dem Unterschied,
dass die anhaltende Reaction auf vorübergehende Reize
beim Darm, Ductus choledochus, Sphincter vesicae sich nicht in
periodische Zuckungen theilt, sondern zusammenhängend ist,
beim Herzen dagegen sich auf periodische Zuckungen vertheilt,
und darin die Perioden verändert. Dasselbe hat statt, wenn
man die Reize nicht auf die Muskeln selbst, sondern auf den
N. Sympathicus' anwendef: Als man bei einem geöffneten Thiere,
nachdem die Pulsationen des Herzens langsamer geworden, den
Jf. cardiacus mägnus galvanisirte, so wurden die Pulsationen
schneller, aber dieser neue Typus der Pulsationen dauerte über
die Reizung fort. Diess haben A. v. H u m b o l d t und B u r d a c u
beobachtet. Als ich den N. splanchnious in dem erwähnten Versuche
beim Kaninchen reizte; dauerte die schnelle und stärkere
Bewegung alter Gedärme sehr lange Zeit fort, nachdem die Reizung
nur vorübergebend war.
^VII. Die letzte Ursache der unwillkührlichen Bewegungen und
die Ursache ihres Typus liegt weder in dem Gehirn noch Rückenmark,
sondern in dem ]S.' sympathicus selbst; aber diese Bewegungen
behalten ihren Charakter, auch ohne den Einfluss der Ganglien, selbst
wenn der N. sympathicus an einem Organe bis auf die in dem Organe
selbst sich verbreitenden Zweige entfernt ist, deren Wechselwirkung
mit den Muskelfasern allein zur Unterhaltung jener Bewegungen
hinzureichen scheint. Bekanntlich zieht sich das Herz eines
Thieres auch ausgeschnitten und blutleer immer noch rhythmisch
zusammen; diese Bewegungen dauern am ausgeschnittenen
Froschherzen noch Stundenlang; woraus allein hervorgeht, dass
die Ursache dieses1 Rhythmus nicht in dem abwechselnden Ein-
und Ausströmen des Blutes gelegen seyn kann, sondern dass sie in.
dem Organe seihst liegt. Da nun in allen anderen beweglichen
Th eilen die Bewegung des Muskels immer von der Innervation
desselben abhängt, auch die Bewegkraft def Muskeln nach meinen
und S t i c k e r ’s Versuchen mit der Reizbarkeit der Nerven verloren
geht (p. 639.), so folgt «dass die letzte Ursache des Rhythmus,
der rhythmischen Bewegungen der Herzkammern und Vorhöfe,
und der abwechselnden peristaltisehen Bewegungen der Gedärme;
von der Wechselwirkung der sympathischen Nerven und der musculösen
Theile, und von einer periodisch wirkenden Ausströmung
des Nervenprincips in dem N. sympathicus abhängt. Man könnte
sich auch die Wirkung der Nerven hierbei perennirend, die Re-
action der Muskeln aber periodisch vorstellen, insofern die Reizbarkeit
der Muskeln für den Strom des Nervenprincips durch
ihre Zusammenziehung verändert würde (vergl. p. 52.); allein
diese Erklärung würde gewiss unrichtig seyn; denn, man' sieht
nicht ein, warum das Herz seine Empfänglichkeit lür einen pe-
rennirenden Strom des Nervenprincips jeden Augenblick verlieren
und wieder gewinnen soll, da doch die willkührlichen Muskeln
diese Reizbarkeit bei' einer Sehr lange dauernden Bewegung
so lange für den continuirlichen Strom behalten.
D araus, dass abgeschnittene, unwiükührlich bewegliche The.le,
wie Herz, Daimkanal, den Typus ihrer rhythmischen oder perisfal-
tischen Bewegung fortsetzen, sieht man deutlich, dass dieser Typus
vom Gehirn und Rückenmark unabhängig ist,'und wir haben
sö eben bewiesen, dass er in dem N. sympathicus selbst