
dass die Aorta der Frösche über dem deutlich muskulösen Bulbus
während der Contraction des letztem keine Spur von Contractilität
besitzt,'und es ist vollkommen unrichtig, wenn Sfallan-
z a n i iße fenomeni della circolazione, Modena 1773.), der sonst gegen
die Muscularcontraktilität der Arterien streitet, behauptet,
die Aorta descendens der Salamander bewege sich ausgeschnitten
noch fort. M arshall H all wollte bei dem Frosche und der
Kröte eine auch nach Entfernung des Herzens noch pulsirende
Arterie gefunden haben, die über dem grossen Querfortsatze des
dritten Wirbels hergehen soll. Diess ist indess ein Missverständ-
niss. An dieser Stelle habe ich allerdings ein eigenes pulsirendes
Lymphherz gefunden, das aber mit keiner Arterie, wohl aber
mit einer Vene zusammenhängt. Siehe Abschn. 3. Cap. 2. Die
oscillirende Bewegung des Blutes nach Unterbindung der Aorta des
Frosches, wobei das Blut unregelmässig bald eine Strecke vorwärts
rückt, bald wieder zurück tritt, ist auch kein Beweis für Musku-
larcontraction der Arterien, obgleich es H all dafür anführt. Diess
bängt ganz von der fortdauernden Elasticität der Arterien und von
mechanischen Hindernissen ab. Die Vena cava der Fische besitzt
nahe am Herzen Muskularcontractilität, und zieht sich nach Nysten
auf galvanischen Beiz zusammen. Nysten l. c . p. 351. Diess sah
auch W edemeyer bei warm- und kaltblütigen Thieren. I. c. p. 47.
Nach meinen Beobachtungen ist diesS vollkommen richtig; ich
sah die Stämme der untern und der beiden oberen Hohlvenen des
Frosches, der Lungenvenen und Hohlvenen bei jungen warmblütigen
Thieren ohne Beizung sich deutlich rhythmisch conträ-
biren und die Venenstämme des Frosches sich auch nach abge-
schnittenem Herzen und Vörhof rhythmisch zusammenziehen;
aber die übrigen Venen zeigen keine Spur von Contractilität, weder
ungereizt noch gegen galvanischen Beiz, und wenn F lourens
regelmässige Gontractiooen der Hauptvenenstämme des Unterleibes
beobachtet hat, so rühren diese wohl offenbar von den von mir
entdeckten Lymphherzen des Frosches her, welche die Lymphe
in die Venae jugulares und ischiadicae hineinpumpen. Das Kaudalherz
des Aals am Ende der Vena caudälis ist contractil, aber
die Vene selbst durchaus nicht. So scheinen auch die Arterien
der Brustflossen der Chimaeren nach D uvernoy accessorische
Herzen zu haben. Man hat für die Muskularcontractilität der
Arterien den Umstand angeführt, dass der Puls an den gleichnamigen
Gliedern zuweilen an Stärke verschieden ist, wie in
Lähmungen; allein hier sind andere örtliche Ursachen vorhanden,
und diess kann erklärt werden. In gelähmten Gliedern ist die
Wechselwirkung zwischen Blut und Substanz vermindert, sie
sind schlaff und welk, und oft weniger ernährt. Dagegen die
vermehrte Wechselwirkung zwischen Substanz und Blut in acti-
Ven Congestionen einen grossem Zufluss des Blutes und stärkern
Puls durch verstärkte organische Affinität bewirkt. In entzündeten
Theilen wird der Puls stärker gefühlt, bei, der Anhäufung
des Blutes und dem gehemmten Durchgänge durch die Capillar-
gefässe. Dass aber der Puls in verschiedenen Theilen an Frequenz
verschieden sey, darüber existirt keine zuverlässige Beobachtung,
und es ist unbegreiflich, wie Schriftsteller heut zu Tage
ein solches Mährchen ohne Prüfung nacherzählen können.
Der Ausfluss des Blutes aus einer an zwei Stellen unterbundenen
Arterie beim Anstich, ist auch nur eine Folge der elastischen
Contraction der Arterien. Man hat endlich für die Musku-
larcontractilität der Arterien und ihren vitalen Antheil an der
Bewegung des Blutes angeführt, dass die Gangraena senilis vorzugsweise
bei Verknöcherungen in den Arterien stattfindet. Allein
W edemeyer bemerkt, dass die Gangraena senilis zuweilen
ohne diese Verknöcherungen, und die Verknöcherungen ohne
Gangra6na senilis Vorkommen, so dass die Gangraena senilis noch
andere Ursachen zu ihrer Entstehung erfordert, und das alte
Falsum cum hoc, ergo propter hoc nichts erklärt. Siehe über
Alles diess W edemeyer 1. c. Wenn nun alle bisherigen Gründe
für die Muskularcontractilität der Arterien auf nichts beruhen,
so sind offenbare Gegenbeweise gegen die Contractilität derselben
vorhanden.
B erzelius bemerkt mit Becht, dass die stärksten galvanischen
und elektrischen Beize keine Spur von Contraction an den Arterien
erregen. Nysten (recherches de physiol. et pathol. chimiques.
Paris 1811.) stellte öfter galvanische Versuche an der Aorta kurz
vorher enthaupteter Verbrecher an, bemerkte aber keine Spur
von Contraction. Derselbe entdeckte keine Spur von durch Galvanismus
erregter Contraction an der Aorta abdominalis der Fische.
Schon B ichat hatte, ähnliche Besultate erhalten; dann hat W edemeyer
. an vielen Thieren mit einer galvanischen Säule von 50
Plattenpaaren an den Carotiden, und an der Aorte thoracica nie
eine Spur von Muskularcontraction bemerkt; ich habe sehr oft
den Galvanismus als .Prüfungsmittel hierzu benutzt, und weder
bei Fröschen mit geringen und starken galvanischen Beizen, noch
bei Säugethieren, namentlich Kaninchen, mit einer Säule von
60—80 Plattenpaaren die geringste Spur von Contraction bewirken
können. Man hat zwar bemerkt (Bichat, T reviranus), dass
auch das Herz nicht empfänglich für den galvanischen Beiz sey,
wovon H umboldt gerade das Gegentheil beobachtete. (Ueber die
gereizte Muskel- und Nervenfaser 1797, T 340.) Allein P faff, J.
F r. Meckel, W edemeyer haben auf entschiedene Art diese Empfänglichkeit
am Herzen bemerkt, und ich selbst habe nicht allein
an dem schon ruhenden Froschherzen mit einem einfachen
Plattenpa.ar Zusammenziehung auf der Stelle erregt, sondern auch
beim Hunde, dessen Herz schon zu schlagen aufgehört hatte,
durch den Beiz einer Saufe von 40 Plattenpaaren auf der Stelle
die lebhafteste Contraction erregt.
Der mechanische Beiz bewirkt so wenig als der galvanische
Beiz Contractionen der Arterien. Dagegen ist es nicht zu läugnen,
dass manche chemische Substanzen, z. B. Mineralsäuren, salzsaurer
Kalk, an den Arterien Zusammenziehungen bewirken; sie thun
diess aber nur, indem sie eine chemische Veränderung in der Substanz
der Arterien hervorbringen, was oft davon abhängt, dass
der Substanz ein Theil ihres Wassers entzogen wird. W eber s
Anat. 3. Diese Veränderungen beweisen nichts für die Muskulär