
Bildung, welche die Leber , in der ersten Entstehung’mit der Lange
und,dem Pankreas gemein hat. Nach v. Baer erscheint die Leber
bei dem Vogelembryo um die Mitte des dritten Tages der
Bebrütung als zwei kegelförmige hohle Schenkel des Speisekanals,
welche den gemeinschaftlichen Venenstamm umfassen. Bald
■verlängern sich diese Kegel, indem sie Gefässverzweigungen vor
sich hertreiben, während sich die Basis allmählig verengt und
die Gestalt eines jcylinderförmigen Ausführungsganges annimmt.
Die Leber entsteht also zuerst als eine doppelte hohle Ausstülpung
der Darmwand in die Gefässschicht nach Aussen. Diese
hohlen Kegel verzweigen sich im Innern, vereinigen sich aber
an der Basis, indem die beiden hohlen Kegel bei ihrer Verlängerung
von der Darmwand immer mehr an sich ziehen, bis sie
den zwischen sich befindlichen Theil ganz in sich aufgenommen
haben, so dass nun diese beiden Mündungen in eine einzige zusammengeflossen
sind. v. B aer in Bubdach’s Physiologie, Bd. II.
pag. 504. Die Gallenblase bildet sich als ein Divertikel des Ausführungsganges.
Nach meinen Beobachtungen hat der ausgestülpte
hohle Theil der Darmwand anfangs, nämlich, am 4. Tage, \ fast
dieselbe Dicke als die übrige Darmwand; bald aber wird dieser Theil
viel dicker, während er im Innern immer noch eine Höhle enthält.
Diese Höhle nimmt bei der weitern Ausbildung der Gallenkanäle
ab, während sich in der Dicke der Lebersubstanz verzweigte Figuren
und blinddarmförmige Körnchen ausbilden, - welche letztere
indessen nicht deutlich hohl scheinen. Die Ductus biliferi bilden sich
daher durch fortgesetzte Ausstülpung nicht, sondern durch weitere
Organisation des lieryorgetriebenen Theils der Darmwände,
Siehe die Abbild, bei J. Mueller a. a. O. Tab. Df. Fig. ir-^-3.,
Tab. XI. Fig. 1 — 4. Was die spätere Ausbildung und Verzweigung
der Gallengänge betrifft, so haben darüber schon H arvey
und Malpighi Aufschlüsse gegeben. H arvey Exercilt. de genera-
tione animalium. 19.; Malpighi de format. pulli. 61. Der Erstere
sah die Lebersubstanz als einen sprossenförmigen Auswuchs der
Blutgefässe; Malpighi sah die Leber am 6 ., 7. und 9. Tage aus
Blinddärmchen bestehend. Dieser anfängliche Bau der Leber ist
von mir durch fortgesetzte mikroskopische Untersuchungen weiter
verfolgt worden. Es zeigen sich nämlich auf der Oberfläche
der Leber bei mikroskopischer Untersuchung lauter Blinddärmchen
oder kurze Reisereben von gelblich weisser Farbe, die aus
der sonst blutrothen Substanz in unzähliger Menge dicht neben einander
hervorsehen. Bei älteren Embryonen sieht man diese Reiserchen
auf der Oberfläche der blutrothen Leber noch weiter zerästelt,
so dass die Büschel der Reiserehen die Form von Federchen annehmen,
oder auch wohl kleine Sträuschen bilden. J.. Mueller
a. a. O. Tab. XL Eig. 4 — 9. Diese Elementartheilchen betragen
gegen 0,00172 p. Z. Beim Kaninchen ist mir die feinere
Injection der Gallenkanälchen aus dem Ductus hepaticus mit
Leim und Zinnober einigemal gelungen, wobei die Leber über
und über roth wurde. Die kleinen Acini der Leber zeigten
sich hierbei als vielfach zerästelte Zertheilungen der Gallenkanälchen,'
so zwar, dass die Kanälchen in dichten Haufen,
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welche die Acini bildeten, aus der Tiefe kommend, nach
der Peripherie aus einander fuhren, sich auch noch reiserförmig
theilten,. ohne weiter dünner zu werden. Diese Zwci-
gelchen, welche man nur mühsam bei mikroskopischen Untersuchungen
der injicirten Leber erkennt, liegen so dicht, dass
dadurch ein Anschein von - Verbindung entsteht; die Kanälchen
haben einen Durchmesser von 0,00108 — 0,00117 p. Z., sie
sind also stärker als die Capillargefässe. Merkwürdig ist, was die-
Leber von den Speicheldrüsen unterscheidet, dass die Enden der
Gallenkanälchen beim Embryo reiserförmig blind aufhören, wie die-
Entwickelungsgeschichte erweist, ohne dass man in der spätem Zeit
der Entwickelung knöpf- oder bläschenförmige Anschwellungen
an diesen Reiserchen sieht. (Durch Anfüllung mit Luft nahmen
dagegen in K rause’s Untersuchungen (Muell. Arch. 1837.) die
Enden der Gallenkanälchen wirklich ein bläschenförmiges Ansehen
an, und K rause schliesst aus seinen Versuchen, dass auch
die Acini der Leber aus-bläschenförmigen Enden der Gallenkanälchen
von -j-g-—jlg-"' gebildet sind.) ' In seltenen Fällen gelingt die
Maceration der Leber in schlechtem Weingeist so, dass sie ganz in
ihre Acini zerfällt, welche dann bloss noch unter sich ästig Zusammenhängen.
So besitzt das anatomische Museum zu Berlin eine
durch die Maceration in lauter Büschel von Acini analysirte Leber
eines Eisbären. Die feineren Stämmchen der Gallenkanälchen,
sind nicht mehr erkennbar/ oder liegen vielleicht im Innern der
Büschel der Lebersubstanz. Die Büschel der Lebersubstanz- hängen
aber an den Zweigen der Lebervenen, welche in das- Innere
von jedem Aestchen der Lebersubstanz ein Zweigelchen, hineinschicken.
Die an den Zweigelchen der Lebervenen sitzenden Stamm-,
ehen der verzweigten Lebersubstanz von -j Lin. Dicke, verzweigen
sieh, ohne an Dicke zu verlieren, weiter, und’ endigen zuletzt
unmerklich in dickere, nämlich Linie dicke, 2-—3 Linien
lange Körperchen, welche hier und da- stumpfe Fortsätze
ausschicken. Die zarten Gallenkanälchen an dieser Substanz lassen
sich nicht mehr - erkennen. Merkwürdig ist, dass nicht
die Pfortaderzweige, sondern die Lebervenenzweige von der
acinösen Substanz, wie der Stengel vom Laub der fffoose,
bekleidet sind. An denjenigen Theilen der Leber,, wo dio-
Theile noch durch Zellgewebe verbunden sind, sieht man, dass die-
Enden dieser, ästigen Lebersubstanz eigentlich das sind, was man*
auf der Oberfläche der Leber die Acini nennt. Diese ästigen Cy-
linderchen bestehen also, selbst" wieder aas den. vorher nach In-.
jectionen und nach der Entwickelungsgeschichte beschriebenen vieL
feineren Gallenkanälchen. Was die von mehreren Schriftstellern,
wie Aütekrieth, B ic.hat, Cloquet, Mappes und Meckel,. angenommene
doppelte Substanz in der- Leber betrifft, welche sich,
wie Mark und Rinde, an den AGinis dureh die ganze- Leber vertheilen
soll, so reducirt sich diess nach meinen Untersuchungen
auf das Factum, dass die ästigen Zertheilungen der Lebersubstanz.
und der Acini überall von einem oft dunkeln gefässreichem
Zellgewebe unter einander verbunden sind, wogegen die gelblichen.
Anhäufungen der Gallenkanälchen abstechen, ein Verhältnisse