
gemengt, unschädlich. Andere Gase sind nicht indifferent, sondern
wegen der Affinität zu thierischen Stoffen geradezu giftig. Dann
muss man unterscheiden, dass manches Gas in die Athemorgane
eingeführt werden kann und doch giftig ist, dass es aber gewisse
Gase giebt, die nicht einmal in grösserer Menge in die Athemorgane
eingeführt werden könnet), weil sie krampfhafte Zusammenziehungen
der Respirationsorgane, vorzüglich Verschliessung der
Stimmritze bedingen.
/. Gase, welche den chemischen Process des Athmens unterhalten
. 1. Dauernd und ohne'Nachtbeil für das Leben: Die atmosphärische
Luft. 2. Eine Ztitlang, aber nicht dauernd: Sauerstoffgas
und Stickstoffoxydulgas. Beim Athmen in Sauerstöffgas
soll das Blut selbst in den. Venen hellroth werden. Es soll zuletzt
zerstörend wirken. Dagegen haben Allen und P epys beim
Menschen keine Beschwerden, und bei einer Taube nur Unruhe,
nach dem Versuch aber Erholung bemerkt. L avoisier und S eguin
sahen bei Meerschweinchen, die 24 Stunden in Sauerstoffgas
athmetën, keine Beschwerde. Allen und P epys fanden beim Athmen
in Sauerstoffgas mehr Kohlensäure als beim Athmen in atmosphärischer
Luft gehildèt. Dagegen wollten sie hei einer Taube
weniger Kohlensäurebildung als in atmosphärischer Luft gefunden
haben. Schwindsüchtige befinden sich beim Athmen in Sauer-
sloffgas schlechter. i
Stickstoffoxydulgas unterhält zwar das Leben pine kurze Zeit,
wirkt aber doch schnell berauschend und betäubend, wobei Exaltation,
subjective Sinneserscheinungen, Verwirrung des Geistes,
und zuletzt Ohnmacht eintreten. H. D avy Untersuchungen über
das oxjdirte Stickgas. Lemgo. 1814. Ein Theil des Gases wird
beim Atbmen dieser Gasart im Blut aufgelöst, welches purpür-
roth wird, die Farbe des Gesichtes, der Lippen, wird wie die
eines Todten. Es entwickelt sich aus den Lungen Stickgas und
kaum etwas'Kohlensäuregas.
■ ƒ/. Gase, welche zwar inspirabel sind, aber nickt den chemischen
Process des Athmens unterhalten.
1 . Gase, die keinen positiven giftigen Einfluss ausüben, sondern
nur aus Mangel der Gasart, die allein das Leben unterhält,
tödten: Stickgas und Wasserstoffgas., Nach L avoisier’s und S eguin’s
Versuchen athmen Meerschweinchen in einem Gemenge
von gleichviel Sauerstoffgas und Wasserstoffgas ohne besondere
Beschwerde, indem sie eben so ^viel Sauerstoffgas verzehren, wie
in einem Gemenge von gleichviel Sauerstoffgas und Stickgas, und
kein W?asserstöffgas absorbiren.. Beim Athmen von Wüsserstoffgas
wird nach Allen und P epys Stickgas aus dem Blut ausgehaucht.
Nach Allen, P epys und W etterstedt (Berzel. Thierchem. 101.)
macht Wasserstoffgas schläfrig. Frösche, die ich in. unreinem
Wasserstoffgas, wie es eben aus Zink und verdünnter Schwefelsäure
bereitet wird, athmen liess, wurden schon nach einigen
Stunden wie scheintodt; als ich aber das Wasserstoffgas zu solchem
Zweck reinigte und von dçm stinkenden Oel vermittelst
Hindurchleiten durch Weingeist befreite, lebte ein Frosch darin
über 12 Stunden; indem er noch von Zeit zu Zeit athmete; nach
22 Stunden war er scheintodt, bewegte sich aber noch etwas, als
er herausgenommen gekniffen wurde, ln anderen Fällen lebten
die Frösche selbst in gereinigtem Wasserstoff gas nur 3 4
Stunden. . il T1, ,
2. Giftige Gasarten. Kohlenwasserstoffgas, Phosphorwasserstoffgas,
Schwefelwasserstoffgas, Arsenikwasserstoffgas, Kohlenoxydgas,
Cyangas? Atmosphärische Luft, die xsVö Schwefelwasserstoffgas
enthält, tödtet nach T henard einen Vogel, -g^ö einen
Jjjxnd,' ^ ein Pferd. Hieher gehört wohl auch die Kohlensäure;
denn sie bewirkt keinen Husten, wenn sie auch in grosser Menge
eingeathmet wird. Sie narkotisirt und macht scheintodt ohne
Erstickungszufälle. Atmosphärische mit mehr als 10 P. C. Kohlensäuregas
tödtet bald. Diese giftigen Gasarten tödten auch,
wenn sie in kleinen Quantitäten ins Blut injicirt werden. Nysten.
Vergl. pag. 148. . . .
III. Gase, welche in grösserer Menge gar nicht einmal inspi-
rirt werden können, indem sie eine krampfhafte Verschliessung der
Stimmritze bewirken. In kleinerer Quantität erregen sie Husten.
Alle sauren Gasarten, (mit Ausnahme der Kohlensäure, welche
nicht erstickend, sondern vergiftend födtet), ferner Chlor-,
Stickstoffoxyd-, Fluorboron-, Fluorsilicium-, Ammoniakgas. B erzel.
Thierch. 103. G melin Chem. 4. 1527. Flüssigkeit, Wasser
reizt wie feste Körper auch zu kramphhafter Verschliessung der
Stimmritze bis zum Ersticken, sehr wenig dagegen, wenn etwas
Flüssigkeit einmal in den Lungen ist, und man kann durch eine
Oeffnung der Luftröhre ziemlich viel Wasser einspritzen. Der
Tod erfolgt im ersten Fall durch die Verschliessung der Stimmri-
■ tze, welche bei einem Loch in der Luftröhre ganz unschädlich ist.
Die T'hiere, Welche im-Wasser leben,' athmen zum Theil atmosphärische
Luft an der Oberfläche des Wassers, wie die Amphibien
und Wassersäugethiere, durch Lungen, zum Theil athmen
sie das Wasser selbst, oder vielmehr die im Wasser aufgelöste
Luft, wie die Fische durch Kiemen. Das Wasser der Seen,
Flüsse und des Meeres enthält nämlich auch atmosphärische Luft
oder vielmehr Saüerstoffgas und Stickgas in bestimmten Proportionen
aufgelöst, welche es aus der Atmosphäre ahsorbirt. ^ v. H umboldt
und P rovencal entwickelten durch Kochen aus Seinewasser
0,0264—0,0287 Theile, seines Volumens Luft. Diese enthielt 0,306
bis 0,314 Theile Sauerstoffgas und 0,06 bis 0,11 Theile kohlensaures
Gas. Man darf sich also nicht vbrstellen, dass das Wasser
selbst eine Veränderung durch das Athmen erleide, nur die darin
aufgelöste Luft wird verändert, Sauerstoff daraus absorbirt, und
Kohlensäure ausgeschieden. Fische athmen im Wasser, welches
mit Sauerstoffgas und Wasserstoffgas imprägnirt ist, nur das er-
stere, das W7asserstoffgas, bleibt unverändert. In ausgekochtem
Wässer sterben die Fische wegen Mangel an Sauerstoffgas schnell,
innerhalb 4 Stunden, wobei sie ihre Athembewegungen foftsetzen.
P riestley sali Fische in luftfreiem, mit Stickoxydgas (Salpetergas)
imprägnirtem Wasser 10—15 Min. leben, als aber die geringste
Menge atmosphärischer Luft hinzukam, starben sie unter Krämpfen.