in den Centraltheilen zu suchen. Die meisten Lähmungen sind
Hirn- und Rückenmarkslähmungen. Von diesen ist hier zunächst
die Rede. Diese Lähmungen sind theils halbseitig, Hemiplegie,
theils Querlähmungen, Paraplegie; im erstem Falle ist die lähmende
Ursache auf einer Seite des Gehirns oder Rückenmarkes,
im letztem ist sie entweder auf beiden Seiten, oder auch auf
einer von beiden, denn eine Querlähmung erfolgt auch öfters,
wenn auch die Ursache nur auf einer Seite des Gehirns ist.
1) Rückenrnarkslähmungen. ■ Sie haben das Eigenthümliche,,
dass der Sitz der Lähmung in der Regel aus dem Umfange der
gelähmten Theile berechnet werden kann. Denn bei Rückenmarksverletzungen
sind in der Regel alle Theile gelähmt, welche
unter der verletzten Stelle des Rückenmarkes von der Fortsetzung
des verletzten "Stranges Nerven erhalten.' Bei ( einer Rückenmarkslähmung1
mit blosser Lähmung der unteren Extremitäten,
dbr Schliessmuskeln ist in der Regel der untere Theil des Rük-
kenmarkes leidend; liegt die Ursache höher^ so ist der Umfang
der gelähmten Theile grösser. Eine lähmende Ursache unter
dem vierten Halsnerven lähmt die oberen Extremitäten allein
oder mit allen tieferen Theilen; aber nicht dep N. phrenicus.
Eine höhere Verletzung lähmt auch diesen Nerven. Eine lähmende
Ursache an der Medulla oblongata lähmt den ganzen
Rumpf und auch die von der Medulla oblongata entspringenden
Kopfnerven. Ich kenne einén Fall von Krankheit der Medulla
oblongata von Druck einer kleinen Geschwulst, wo eine unvollkommene
Lähmung ällmählig an allen Muskejn des ganzen Körpers
zugleich eintrat, und sowohl die ^.rme als die Beine, die
Zunge, wie die Augen und Gesichtsmuskeln afficirt waren. Im
Allgemeinen gilt bei Rückenmarkslähmüngeh dié Richtschnur,
dass die Höhe der gelähmten Theile näch dem Ursprünge ihrer
Nerven den Sitz der verletzten Stelle des Rückenmarkes andeutet.
Bei einer Verletzung des Lendentheiles des Rückenmarkes
sind nothwendig die unteren Extremitäten gelähmt, und niemals
die oberen Extremitäten. Bei einer Lähmung der Arme von
Rückenmarksleiden reicht die Ursache sicher über den Ursprung
der Armnerven hinauf, deswegen brauchen aber nicht die unteren
Extremitäten zugleich gelähmt zu seyn. Immer ist die Wirkung
auf derselben Seite wie die Ursache. Ist die Empfindung gelähmt,
so ist es wahrscheinlich, aber nicht gewiss, dass die Ursache
in den hinteren Strängen des Rückenmarkes sey; ist die
Bewegung gelähmt, so ist sie häufiger, aber nicht constant in
den vorderen Strängen. Siehe oben p. 814.
Diese Lähmungen sind bald vollkommene, bald unvollkommene,
Paresis. Bei den vollkommenen ist die Leitung des Hirneinflusses
an einer Stelle des Rückenmarkes aufgehoben, bei den
unvollkommenen ist die Leitung vorhanden, der Wille wirkt aut
alle Muskeln, aber die Kraft erlischt, wie bei der Atrophie des
Rückenmarkes, Tabes dorsalis.
2) Hirnlähmungen. Sie können sich an je<Jem Theile des -
Rumpfes, am Gesicht, wie an den oberen und unteren Extremitäten
äusserm Eine Lähmung der- Wadenmuskeln oder der
Schliessmuskeln kann daher eben so gut eine Rückenmarks- als
eine Hirnläbmung seyh. Dass es eine Hirnlähmung sey, kann
erst daraus geschlossen werden, dass zu den gelähmten Theilen
und Functionen auch solche gehören, die von HirnnerVen abhängig
sind, wie die Augenmuskeln, das Sehvermögen des Auges,
das Gehör, die Sprache oder Bewegung der Zunge, die Gesichtsmuskeln
u. s.’w.; diese Lähmungen sind auch wieder Lähmungen
der Empfindung, oder der Bewegung, oder beider zugleich.
Bei den Lähmungen der Bewegung kann die Ursache
in den gestreiften Körpern, in den Thalami, in den Decken der
He'misphären selbst,-in den Vierhügeln, im Pons, in der Medulla
oblongata, im kleinen Gehirne seyn. S erbes, B oujllaud, P inel-
G rand- C hamp behaupten nach ihren Beobachtungen, dass die
Lähmung der vorderen Extremitäten öfter von Verletzung der
Thalami, die Lähmung der hinteren Extremitäten öfter von Degenerationen
der Corpora striata abhänge; diess ist keinesweges
festgestellt. Bei den Lähmungen der Empfindung kann die Ursache
sehr verschiedene Sitze haben. Blindheit etfolgt’am häufigsten
von Degeneration der Hemisphären, besonders der Thalami,
»ferner der Corpora quadrigemina; Mangel der Gefühlsempfindung
bei Krankheiten der Medulla oblongata. Die Lähmung ist bald
vollkommen, bald unvollkommen; Theile, welche verletzt am leichtesten
die Kraft der Bewegung rauben, sind die Corpora striata,
Thalami, die Schenkel des grossen, Gehirns, Pons. Unvollkommene
Lähmung erfolgt am leichtesten von Krankheiten der Hemisphären
des grossen Gehirns und Krankheiten des kleinen Gehirns.
Theile des Gehirns, welche ausser Lähmung auch leicht Krämpfe
erzeugen, sind die Vierhügel, die Medulla oblongata und die Ba-
silartheile des grossen Gehirns. Die Wirkungen der lähmenden
Ursache erfolgen an dem Rumpfe in der Regel kreuzend, an
dem Kopfe eben so off gleichseitig als kreuzend.
B. Convulsionen. Sie haben ihre Ursache theils in den Nerven,
theils in dem Gehirne, theils im Rückenmarke.
1) ,In den-Nerven. Hieher gehören die durch örtliche Nervenkrankheiten,
Nervengeschwülste, Neuralgien, oder überhaupt
heftige Empfindungen, und bei Kindern durch alle örtlichen
Krankheiten erregten Convulsionen von Leitung der centripetalen
Erregung auf das Rückenmark und Gehirn, und Reflexion auf
die motorischen Nerven.
2) Im Rückenmarke. Die Gesetze;, nach welchen die Lähmungen
erfolgen, gelten auch hier für die Convulsionen.
3) Im Gehirne. Eben so verhält es sich mit dem Gehirne,
nur ist zu bemerken, dass die Hemisphären des grossen Gehirns,
des kleinen Gehirns, des Pons mehr zu den Lähmung bedingenden,
die Vierhügel und die Medullu oblongata zu den Lähmung
und Convulsion bedingenden Theilen des Gehirns gehöreh.
Nachdem wir die Gesetze der Mechanik des Gehirns und
Rückenmarkes bisher bei der Fortpflanzung der Wirkungen untersucht
haben, wendeu wir uns zuletzt zu den aus dem aufae