
herab- und aufsteigenden Theil gebracht, so nimmt es ein gleiches
Niveau in beiden Schenkeln ein, und bei einer senkrechten
Stellung der Schenkel ist die Höhe der Quecksilbersäule in beiden
unten communirenden Schenkeln gleich. Rann nun das
Blut aus einer Arterie durch den horizontalen Schenkel in den
herabsteigenden Schenkel gelangen, so drückt es mit der Kraft,
durch die es in den Arterien bewegt wird, aut das Quecksilber
des herabsteigenden Schenkels, und das Queksilber wird in diesem
Schenkel fallen, und in dem aufsteigenden sich erheben.
Reichte das Quecksilber vorher in beiden Schenkeln bis zum Abgänge
des Horizontalstückes der Röhre, so wird die Tiefe, zu welcher
es in dem einen Schenkel fällt, summirt zur Höhe, zu welcher
es in dem andern steigt, die ganze'Höhe der Quecksilbersäule
angeben, welche dem Drucke des Blutes das Gleichgewicht hält,
wovon indess die Schwere der Blutsäule, die an die Stelle der
Quecksilbersäule in den herabsteigenden Schenkel tritt, abgezogen
werden muss; die mehr als lOmat kleiner ist, als eben so viel
Maass Quecksilber. P oiseuille berechnet die Kraft, womit sich das
Blut in den Arterien bewegt, nach Gesetzen der Hydrostatik aus
der Grösse des Durchmessers der Arterie und. der Höhe der
Quecksilbersäule; die Kraft'des in den Arterien bewegten Blutes
wird nämlich durch das. Gewicht einer Quecksilbersäule gemessen,
deren Basis ein Zirkel ist vom Durchmesser der Arterie, und
deren Höhe die Differenz des Quecksilberstandes dm Instrumente
ist. Um die Gerinnung des Blutes bei dem Eindringen in die
horizontale Röhre zu verhüten, wurde dieser Theil der Röhre
vor dem Quecksilber mit einer Auflösung von unterkohlensaurem
Kali gefüllt, was das Blut flüssig erhält. Nach P oiseuille ist dei'
Druck eines Theilchens Blut in den grösseren Arterien gleich;
sie mögen nun dem Herzen näher oder ferner, etwas grösser
oder kleiner seyn, z. B. Carotis und Aorta, Carotis und Cruralis,
So war die Höhe der verdrängten Quecksilbersäule an allen Arterien
desselben Thieres gleich. Nach P oiseuille hält das Blut
einer Arterie beim Hunde einer Quecksilbersäule von 151 Mil-
limet. oder einer Wassersäule von 6-5 Par. Fuss, bei" Rindern einer
Quecksilbersäule von 161 Millirn. oder einer Wassersäule von
6 Fuss 9 Zoll, bei Pferden einer Quecksilbersäule von 159 Millim.,
und hei jenen Säugethieren im Mittel von 156 Millim. oder einer
Wassersäule von 6 Fuss 7 Zoll das Gleichgewicht.
P oiseuille sah auch vermittelst seines Instrumentes, was H aller
und Magendie schon beobachtet hatten, dass die Stärke des
Bluttriebes in der Exspiration, wobei die Brust mit Zusammendrückung
der Gefässstämme verengert wird, vermehrt ist, so dass
die Quecksilbersäule hei jeder Exspiration etwas steigt, bei der
Inspiration fällt. Dieses Steigen und Fallen ist hei Arterien in verschiedener
Entfernung vom Herzen gleich, und es beträgt 10—20
Millim. bei ruhiger Respiration. Diese Verstärkung des Bluttrie-
hes durch das Ausathmen ist bei manchen Menschen besonders
gross, so dass der Puls an der Art. rad. bei langem anhaltendem
Einathmen unfühlbar wird. In diesem Falle bin ich; ich mache
auf der Stelle den Puls der Art. fad. verschwinden, sobald ich
\
nur tief inspirire und den Athem einhalte, was einiges Licht
auf die Mährchen von willkürlicher Veränderung des Herzschlages
wirft.
Da sich nun endlich nach P oiseuille,s Versuchen ein Theil-
chen Blut in den verschiedensten Arterien mit gleicher Kraft bewegt,
so schloss er, dass man, um die Kraft des Blutdruckes in
einer Arterie von bestimmtem Caliber zu messen, nur den Umfang
derselben, und die Höhe des Blutdruckes im Instrumente zu nehmen
habe; denn die Kraft des Blutes in einer bestimmten Arterie
wird durch das Gewicht einer Quecksilbersäule repräsentirt, deren
Höhe das Instrument angiebt, und deren Umfang der Umfang der
Arterie ist. Nimmt man nun mit P oiseuille in einem Manne von
29 Jahren den Durchmesser der Aorta bei ihrem Ursprünge = 3 4
Millimeter, so beträgt der Flächeninhalt des Umfanges 908,2857
Quadratmillimeter., Nimmt man nun für die Höhe der Säule des
Instrumentes beim Menschen das Mittel der an Thieren beobachteten
höchsten und niedrigsten Höhen Zwischen 180 und 140 Millimeter,
also 160 Millimeter, so giebt 908,2857x160 = 145325,71
Cub. Millimeter Quecksilbersäule, deren Gewicht=1,971779 Ki-
logr. oder 4 Pfund, 3 gros, 43 gr. statische Kraft des Blutes im
Momente, wo es in die Aorta strömt. So erhält man für das Rind
1 0 Pfund, 10 Unzen, 7 gros, 61 gr., für die Art. radialis 4 gros.
Ehemals glaubte man, dass die stumpfen und spitzen Winkel,
unter welchen die Aeste von den Gefässen abgehen, einen
Einfluss auf .die Geschwindigkeit haben, indem die stumpfen Winkel
die Bewegung mehr hemmen. W eber (Anat. 3. 41.) bemerkt
hingegen, dass diess nur einen Einfluss auf die Geschwindigkeit
feiner Flüssigkeit habe, wenn sie bei ihrer Fortbewegung so wenig
Widerstand findet, dass ihr Lauf durch Summirung der Stösse,
die sie empfängt, nach einer bestimmten Richtung hin beschleunigt
wird. Im entgegengesetzten Falle befindet sich die Flüssigkeit
in den Röhren überall unter gleichem Drucke, und strebt mit
gleicher Kraft nach allen Pachtungen hin. Dagegen muss das
Blut in den kleineren Arterien dadurch langsamer fliessen, als in
den grösseren, dass die Summe der Lumina der Aeste immer grös-
■ ser ist, als das Lumen der Stämme, weil eine engere Röhre bei
gleicher Kraft schneller von derselben Masse erfüllt und dureb-
strömt wird, als eine weitere Röbre, die in kurzen Abschnitten so
viel enthält, wie eine engere Röhre in längeren Abschnitten. Ursachen,
welche die Geschwindigkeit der Blutbewegung überhaupt
vermindern, sind Weniger die häufigen Anastomosen der Arterien
als die immer mehr zunehmende Reihung an den Wänden
in den kleinsten Gefässen. Die Anastomosen erleichtern die Mittheilung
des Blutes. Wenn zwei Arterien anastomosiren, so gehen
aus den anastomosirenden Gefässen, oder aus der Anastomose selbst
Aeste hervor. Im erstem Falle wird, so weit man diess mit dem
Mikroskope beobachten kann, die Anastomose in der Richtung
durchströmt, welche am wenigsten Widerstand darbietet, und
das Blut geht aus der Anastomose in das Gefäss über, dessen
Weite gross genug ist, um das Blut von zwei Gefässen zugleich
aufzunehmen. In solchen Fällen wird aber die Anastomose imlH
ü l l e r ’s Physielogie. 1. ^