
schon im Blute aufgelöst ist, warum wird er allein durch die
Nieren ausgeschieden s und nicht durch alle anderen Absonderungsorgane?
Die Gesetze der Endosmose reichen zur Erklärung
dieser wahrhaften Ausscheidung nicht aus.
Auch andere Ausscheidungen geschehen aus Bestandtheilen
des Blutes und erfolgen nur unter bestimmten örtlichen Bedingungen,
wie der Menstrualfluss. Nach L avagna, T oulmouche,
B rande und meinen eigenen Beobachtungen enthält das Men-
strualblut keinen Faserstoff. Es formt sich allerdings im Urin
oft in Klumpen, aber diese Klumpen sind wie Brei und bestehen
vorzüglich nur aus den rothen Körperchen. Dass das
Menstruaiblut nur eine concentrirte Auflösung von Farbestöff
der Blutkörperchen sey, wie B rande behauptet, ist gewiss falsch;
ich habe bei Untersuchung des Menstrualbiutes wirkliche unveränderte
Blutkörperchen darin gefunden. Diess setzt voraus,
dass im Uterus der Menstruirenden eine solche Auflockerung
der Capillargefässwände eintrefe, dass sie zu dieser Zeit Kügelchen
durchlassen. An Venenmündungen ist hierbei so wenig
als an irgend einem Orte zu denken. Es giebt keine Venenmündungen.
Die langsame Ausscheidung von Blut, welche dip Pathologie
Diapedesis (per secretionem) nennt, kann auch keine einfache
Ausscheidung seyn; sie setzt auch Auflockerung der Gefässwäude
voraus, und ist in vielen Fällen, wenn nicht in allen, gewiss in
einer Zerreissung der kleinsten oder Capillargefässe begründet,
wie bei dem Blutspeien und blutigen Auswurf in der Lungenentzündung.
Dass aber der die Blutkörperchen färbende Stoff sich
unter besonderen Umständen in Blutwasser der lebenden Thiere
auflösen könne, und blutig gefärbtes Blutwasser durchschwitzen
könne, hat W edemeyer {über den Kreislauf. Hannooer 1828. 463.)
wahrscheinlich gemacht. Bei Pferden, welchen viel warmes Wasser
in die Venen gegossen wurde, trat Exsudation von blutigem Wasser
aus der Nase und in die Bauchhöhle ein. Bekanntlich hat der
Färbestoff der Blutkörperchen die Eigenschaft sich im Wasser anf-
zulösen. So scheint sich auch Blutroth im Serum beim Scorhuf,
im Morbus maculosus, und nach dem Schlangenbiss (AuTenrieth
Physiol. 2. 154.) aufzulösen. Nach einem geistreichen Arzt soll
die Diapedesis ein Durchdringen von bloss aufgelöstem Blutroth,
nicht von Blutkörperchen seyn. Diess ist schwer zu beweisen
und vor dem Beweis nicht annehmbar. Selbst das blutige Serum
des Blutes im Scorbut enthält vielleicht nicht einmal Farbestoff
aufgelöst, sondern zerstreute Kügelchen, was immer leicht geschehen
kann, wenn das Blut nicht fest gerinnt.
Die Erscheinung von Kügelchen in den Secreta setzt eine
Bildung derselben im Momente der Abseheidpng voraus. Aus
dem Blute aus den Capillargefässen können diese nicht durchgehen.
Die Kügelchen des Eiters sind grösser als die Blutkörperchen,
zum Theil noch einmal so gross (W eber) , sie können
nicht aus den Blutkörperchen ihre Entstehung nehmen, sie sind
entweder abgestossene Theilchen der eiternden Oberfläche, oder
bilden sich erst im Momente der Abscheidung, da der Eiter im
Momente der Bildung dünn und klar nach BrugmAns und A u -
t e n r i e t h abgeschieden werden soll. Die Ausscheidung von Ei-
terkiigelchen, die ins. Blut gekommen, durch die Nieren erscheint
daher als eine reine Unmöglichkeit, nur die näheren Be-
standtheile des Eiters im aufgelösten Zustande können abgeschieden
werden.
III. Abschnitt. Von der Lymphe und dem
Lymphge fäs s sys tem.
I. Capitel., Von d er Lymphe.
Die Lymphe ist der Inhalt der lymphatischen Gefässe. Sie
ist eine blassgelbe klare und, wenn sie nicht mit Blutkörperchen
zufällig verunreinigt worden, in der Hegel nicht röthliche Flüssigkeit.
Beim Frosch ist sie ganz klar, nicht einmal gelblich ; beim
Menschen haben sie W utzer, H. Nasse und ich gelblich klar
beobachtet. Die Lymphe ist geruchlos, reagirt schwach alkalisch,
und schmeckt salzig. Die Lymphe des Darmkanals, wenn sie aufgesogene
Nahrungsstoffe enthält, ist weniger klar, sondern immer
mehr oder weniger getrübt, bald gelbgrau, bald weisslich, von
einer grossen Menge von runden Kügelchen. Die Lymphe des
Darmes wird bei gefütterten Thieren Chylus genannt.
Lymphe und Chylus enthalten aufgelöstes Eiweiss und aufgelösten'Faserstoff.
Der letztere gerinnt in der Lymphe innerhalb
10 Minuten zu einer Gallerte. In R euss und E mmert's Untersuchung
(Scuerer’s Journ. 5. 691.) gaben 92 Gr. Lymphe des Pferdes
1 Gr. Coagulum im weichen Zustande, also noch nicht-5-Proc.
trocknen Faserstoff. Die übrige Flüssigkeit hinterliess abgedunstet
3^| Proc. trocknen Rückstand, vorzüglich Eiweiss und Kochsalz.
R.euss, E mmert und L assaigne erhielten von der Lymphe
der Pferde, wie ich und Nasse von der Lymphe des Menschen,
und ich in allen Fällen von der Lymphe der Frösche, den Faserstoff
ganz farblos. Nur T iedemann und G melin geben den Faserstoff
der Lymphe von Thieren blassröthlich an, xvas vielleicht
von zufälliger Verunreinigung von etwas Blut herrührte. L assaigne
giebt die Zusammensetzung der Pferdelymphe folgender-
massen an: Wasser 92,500,B Faserstoff 0,330, Eiweiss 5,736,
Chlornatrium, Chlorkalium, Natron, phosphorsaurer Kalk zusammen
1,434. T iedemann und G melin fanden in der Lymphe auch