
nes Empfindungsnerven angesehen werden, wenn auch hei einigen
Thieren mehrere Fasern des Vagus an diesem Knoten
Vorbeigehen. Santorini beobachtete in einigen Fällen eine
hintere Wurzel des Nervus hypoglossus (ohne Ganglion) und
Mayer (a. a. O.) hat die Entdeckung gemacht, dass bei mehreren
Säugethieren (Ochse, Hund, Schwein) eine überaus feine
hintere Wurzel des N. hypoglossus vorhanden ist, welche von
der hintern Fläche der Medulla .oblongata entspringt, über
den N. accessorius wöggeht und ein deutliches Ganglion über
dieser Stelle bildet, ohne mit dem N. accessorius zusammenzuhängen.
Aus diesem Ganglion geht ein dickerer Nervenfaden
hervor, welcher durch eine Oeffnung in dem ersten Zahn des
Li gamentum denticulatum hindurchgeht (oder, wie wir es neulich
sahen, über dem ersten Zahn des Lig. denticulatum weggeht), um
sich zur bekannten Wurzel des N. hypoglossus zu begehen. Diese
hintere Wurzel und das Ganglion hat Mayer bis jetzt nur einmal
beim Menschen gefunden.
An diese Beobachtung schliesst sich eine von mir beim Menschen
gemachte Beobachtung an. (Medizin. {Vereins-) Zeitung.
Berlin, 1833. Nr. 52.) Ich habe nämlich an der Wurzel des N.
glossopharyngeus des Menschen (aus.ser dem Ganglion petrosum
am untern Ende des Foramen lacerum), ein ganz kleines Ganglion
beobachtet, welches an der hintern äussern Seite der Wurzel
dieses Nerven, am obern, der Cavitas cranii zugewandten
Anfang des Foramen lacerum liegt. Man ‘sieht dieses Knötchen
von 1 Millimeter Länge erst, wenn man die Dura mater an
der Durchgangsöffnung weggenommen und den hintern Baud des
Felsenbeins abgemeisselt hat. Es gehört nicht der ganzen Wurzel
an, sondern einem Bündelchen von einigen Fäden derselben,
welches, nachdem es durch, das Ganglion gegangen, stärker geworden
scheint, übrigens aber keinen, von den übrigen Wurzelfäden
des N. glossopharyngeus _ verschiedenen Ursprung hat.
Ehrenritter hatte dieses Knötchen zuerst entdeckt. {Salzh. med.
Zeit. 1790. B. 4. p. 319.); aber er hat das nähere Verhältniss
zu den Wurzelfäden des Glossopharyngeus nicht gekannt, und
ich zeigte, dass die Wurzelfäden des Nerven, die einen mit Ganglion,
die 'andern ohne Ganglion sich wie die Wurzeln des N.
trigeminus verhalten, und dass der Nerve wie der trigeminus
ein gemischter nach Analogie der Rückenmarksnerven ist.
Das seit älterer Zeit schon bekannte Ganglion petrosum N.
glossopharyngei scheint die Bedeutung der Ganglien der Empfindungsnerven
nicht zu haben und mehr mit denjenigen Anschwellungen
überein zu stimmen, welche zuweilen entstehen, wenn Aeste
des N. sympathicus sich mit anderen Nerven verbinden, wie z. B.
die geringe Anschwellung des N. facialis am Knie desselben hierher
gehört, wo er den Ramus petrosus superficialis N. vidiani
aufnimmt. In der That verbindet sich das Ganglion petrosutn
mit einem aufsteigenden Aste des Ganglion cervicale Supremum,
und durch den Ramus tympanicus Ganglii petrosi mit dem Ramus
carotico-tympanicus N. sympathici.
Die Structur dieser Ganglien ist von derjenigen der Ganglien
des Nervus sympathicus nicht wesentlich verschieden; aber
man sieht hier deutlicher den unveränderten Durchgang der pinselförmig
zwischen die Kugeln der Ganglienmasse eintretenden
Fasern. Die eigentliche Bedeutung der Ganglien der Empfindungswurzeln
ist noch nicht bekannt. Vielleicht sind von dort
die organischen Fasern des Sympathicus abzuleiten, welche diese
Knoten dann mit den hinteren Strängen des Rückenmarks in Verbindung
setzen würden. Die sensoriellen und motorischen weis-
sen Fasern des Sympathicus stehen mit der vordem und hintern
Wurzel der Rückenmarksnerven in Verbindung. Es fragt sich
demnach, ob die hinteren Wurzeln der Rüekenmarksnerven sowohl
die sensoriellen als die organischen Fasern mit dem Rückenmark
verbinden. Eine Hauptquelle der organischen Fasern scheint
übrigens in den Ganglien des Sympathicus selbst zu liegen. Der
Grenzstrang des Sympathicus ist verhältnissmässig viel weisser als
die von den grossen Unterleibsganglien ausgehenden Bündel. Die
Frage, ob sich in den Ganglien der hinteren Wurzeln und im
Ganglion Gassen die Zahl der Fibern vermehre, lässt sich mit
den bisherigen Gründen nicht beantworten. Allerdings gehen
die weissen Fasern nur in anderer Ordnung durch. Aber von
den Ganglienkugeln können graue Fasern entspringen, wie man
in der That weiss, dass vorn Ganglion Gasseri graue Bündel auf
die Aeste des trigeminus mit fortgehen. Vergl. Wutzer's treffliche
Schrift de gangliorum fahrica. Berol. 1817.
II. .Ganglien des Nervus sympathicus.
Das Verhalten . der Nervenfasern in diesen Knoten ist so
schwer zu enthüllen, dass wir davon noch gar keine sichere
Kenntniss haben. Hier wie überall kömmt es in letzter Instanz
auf die Hauptfrage arf, ob die Primitivfasern sich wirklich
verschmelzen, oder auch bloss juxtaponiren, und theilweise
kreuzen mit andern, oder ob die Primitivfasern nur in der peripherischen
Richtung sich theilen, um sich darin zu multiplici-
ren. Wenn irgendwo eine Multiplication der Fasern in den
• Ganglien anzunehmen ist, so ist es gewiss am ehesten in den Ganglien
des N. sympathicus, wenigstens scheinen die in den Unter-
ieibsgeflechten sich entwickelnden Primitivfasern, die nun sich
peripherisch verbreiten, schwer auf die Wurzeln des N. sympathicus
von den Rückenmarksnerven sich zu reduciren. Aber diese
Multiplication wird, wenn sie stattfindet, nur auf die feinen organischen
grauen Fasern zu beziehen seyn. Denn man weiss,
dass sich die gewöhnlichen Primitivfasern in den Ganglien des
Sympathicus wie in den Ganglien der hinteren Wurzeln verhalten.
Die Ganglien des N. sympathicus bilden wieder zwei Reihen.
Die erste umfasst die G re n z k n o te n , welche da liegen,
wo die Wurzeln des N. sympathicus von den Cerebral- und Spinalnerven
kommen, sich zum Grenzstrang verbinden. In diese
Reihe gehören alle Ganglia cervicalia, intercostalia, lumbalia, sa-
cralia des Nervus sympathicus. In die zweite Reihe der Ganglien
des Nervus sympathicus gehören die Centralknoten oder Geflechtknoten,
plexusartigen Knoten in den Geflechten des Unterleibes.
Mü I I e r ’s Physiologie. I. i* 4 0