
Cephalopoden (Octopus) eine ganz ähnliche Structur wie der
Bauchstrang der Articulaten. Sie bestehen aus 2 Paar Strängen,
wovon das eine Paar von Stelle zu Stelle gangliöse Anschwellungen
bildet, das andere Paar an der Ganglienbildung keinen
Antheil nimmt.' Die Lage der Anschwellungen entspricht den
Saugnäpfen der Arme.
Ueber das Eingeweidenervensystem der Insecten und „über
B randt’s Untersuchungen über diesen Gegenstand siehe Müell.
Archiv. 1836. Jahresbericht C. Zu ihm gehören 3 Stränge, welche
Knötchen auf der Speiseröhre und dem Magen bilden und wovon
oft die seitlichen, oft der mittlere weniger entwickelt
sind. Sie verbreiten ihre Aeste am Mund, Schlund und Magen,
und vorzugsweise an unwillkührlich beweglichen Theilen: Der
untere Theil des Darms erhält seine Nerven nicht daher. Aus
der peripherischen Ganglienbitdung und der Verbreitung an unwillkührlich
beweglichen Theilen folgt, dass diess System mehr
dem Gängliennerven der Wirbelthiere als dem Vagus gleicht; die
dem Vagus entsprechenden Fasern mögen indess auch darin, enthalten
seyn. Aus den über die Zusammensetzung des Gangliennerven
der Wirbelthiere gegebenen Principien stellt sich übrigens
die Vergleichung der Nerven zu den Eingeweiden jetzt ganz
anders, Organische Fasern können vielen und verschiedenen
Nerven eingemischt seyn. Als Nerven von gemischter Bedeutung,
wahrscheinlich auch organische Elemente enthaltend, betrachte
ich das von Newport sehr genau beschriebene System der Nervi
transversi der Insecten. Der ihnen zum Ursprung dienende
Strang vereinigt sie zu einem besondern System und setzt sich
über die Ganglien und den Bauchstrang in dér Mittellinie fort.
Diese Nerven sind den Athemmuskeln und Tracheen vorzüglich
bestimmt. Da diess System mit den animalischen Nerven zusammenhängt,
so bleibt es ungewiss, woher die Nerven zu den Muskeln
kommen. Wenn die von den Wirbelthieren, gewonnenen
Principien hier auch Anwendung finden können, so lässt sich
vermuthen, dass die Verbindungen dieses Systems mit den animalischen
Nerven zugleich bestimmt sind, jenen organische Fasern
oder wenigstens Fasern seiner Art • einzumischen. Siehe
Newport a. a. O. und Archiv. 1835. 82. *)
III. Abschnitt. V o n d e r M e c h a n i k d e s
H i S l e r v e n p r i n c i p s #).
(Nach eigenen Untersuchungen.)
Unter Mechanik des Nervenprincips versteht man hier dasselbe,
was unter Mechanik des Lichts in der Physik verstanden wird,
nämlich die Gesetze, nach welchen die Leitung der Wirkung in
den Nerven erfolgt, oder die Lehre von der Bewegung des Nervenprincips.
Ob bei der Wirkung der Nerven von einer Stelle
zur andern mit unmessbarer Geschwindigkeit eine imponderable
Materie den Nerven durchströme, und in dem abgeschnittenen
Nerven selbst durch Reiz entladen den Nerven durchströme,
oder ob die Wirkung des Nervenprincips bloss eine
vom Gehirn oder durch einen Reiz im Nerven erregte Oscillation,
Schwingung des schon darin vorhandenen imponderabeln
Nervenprincips ist, ist jetzt noch ungewiss, und eben so
wenig ganz 'bestimmt zu beantworten als dieselbe Frage von
dem Lichte, ob nämlich die Emanations- oder Undulationstheo-
rie richtig sey. Die Gewissheit darüber ist vor der Hand für das
Studium dér Mechanik des Nervenprincips eben, so wenig nöthig,
als die Erkenntniss der Mechanik des Lichtes bei der Reflexion,
Refraction u. s. w. von der Entscheidung der Richtigkeit einer
jener beiden Theorien abhängig war. Wir werden übrigens diese
Frage im vierten Capitel dieses Abschnittes untersuchen.
Bei der Vergleichung der verschiedenen Theile des Nervensystems
zeigen sich Conductoren und Mdtoren dés Nervenprincips.
Die Conductoren sind die Nerven, die Motoren die Centralorgane.
Die Nerven zeigen sich indess nicht als blosse Conductoren,
sie sind vom Gehirn getrennt, in der ersten Zeit immer
noch Motoren und Conductoren zugléich, indem Reize auf sie
angewandt sie zur Bewegung der Muskeln anregen; allmählig
aber verlieren sie, vom Gehirn gëtrennt, die Fähigkeit, Motoren
sowohl als Conductoren des Nervenprincips zu seyn. Stellt man
sich den Nerven als Conductor vor, so kann man sich die Leitung
auch wieder wie die Wirkung des Nervenprincips doppelt
denken. Entweder wird das .imponderable Fluidum der Nerven in
einer gewissen Richtung durch den Conductor als ein Strom geleitet,
oder és Wird die Oscillation dieses Fluidums nur in den
Nervenfasern angeregt. Die Schnelligkeit der Nervenwirkung ist
entweder die Schnelligkeit der Leitung dés imponderabeln Nerven-
fluidums vom Gehirn zu den peripherischen Theilen und umgekehrt,
oder die Schnelligkeit, mit dér eine vom Gehirn oder einer
beliebigen Stelle des Nerven ausgehende Schwingung bis zu seinem
peripherischen Ende und umgekehrt sich verbreitet. Welche von
heiden Vorstellungen die richtige ist, ist für die Frage von Schnelligkeit
der Nervenwirkung auch wieder gleichgültig.
*) Dieser Abschnitt erscheint mit Wenigen Veränderungen wie in der ersten
Auflage von 1834.