
Enden verhalten, wie zu jeder andern feinen absondernden Haut,
z. B. der Schleimhaut der Lungenzellen. • Sie öffnen sich nicht
mit freien offenen Endigungen in den Anfängen der absondernden
Kanäle und Höhlungen der Drusen, sondern die Arterien
gehen auf den Elementartheilen der Drüsen durch unendliche
netzförmige feine Anastomosen in Venen über, wie wir an dem
Bau der mehrsten Drüsen gezeigt haben. •
VIII. So wie die absondernden Kanäle der Drüsen mit ihren
blinden Wurzeln eigenthümlich und selbstständig, sind, so
bildet auch das Blutgefässsystem in jeder Drüse ein vollkommen
in sich geschlossenes Ganze, durch den vollkommen geschlossenen
netzförmigen Zusammenhang der baumförmigen Verzweigungen
der Arterien und Venen.
■ IX. Man hat von einigen Drüsen früher einen Zusammenhang
der lymphatischen Gefässe mit den Ausführungsgängen behauptet.
Cruikshauk. u . A. füllten aus den Milchgängen der Milchdrüsen
lymphatische Gefässe. Diess geschieht in dey Regel nicht;
die Milchdrüsen füllen sich, wie Mascagni zuerst zeigte, mit
Quecksilber bis in ihre Endbläschen ohne allen Uebergang in
die Lymphgefässe. W alter behauptete aus gewaltsamen Injectionen
einen Zusammenhang zwischen Lymphgefässen und Gallenkanälen.
Allein diese Gründe sind so wenig haltbar, als so mancher
andere von gelegentlichen Uehergängen einer Injectionsma-
terie aus einer Ordnung von Gelassen in eine andere, nach gewaltsamen
Injectionen. Ueberhaupt könnte ein Zusammenhang
d e r' Lymphgefässe nur mit den stärkeren ausführenden Kanälen
möglicher Weise stattfinden ;■ denn die Lymphgefässe sind
ja ausserordentlich stärker als die feinsten Elementarlheile der
Drüsen.
X. Das System der absondernden Kanäle, mit blinden
hohlen Wurzeln selbstständig und geschlossen, ist als eine Ef-
florescenz des Ausführungsganges zu betrachten und bildet sich
auch beim Embryo augenscheinlich aus einem zuerst astlösen Gang.
XI. Die baumförmigen Verzweigungen der Blutgefässe begleiten
die aufkeimenden absondernden Gänge und legen sich mit
ihrer peripherischen netzförmigen Auflösung über alle diese blinden
Elementartheile hin, welche sie mit Blut tränken. So wie
sich die innere Flächenbildung auf der einfachen: ebenen Wand
zum Blinddarm und verzweigten Blinddärmchen fortsetzt, so erhebt
sich hinter und über dieser Efflorescenz die Gefässschicht
der einfachen Wand, ein Process, der beim Hühnchen beobachtet
werden kann. So entwickeln sich beide Systeme an einander
aufsteigend, je mehr sich die einfache Wand in eine innere
Flächenbildung complicirter aüsbildet.
XII. Dadurch, dass die verzweigten Kanäle und Röhren,
welche bei einfacherer Bildung unter den Insekten und Crusta-
ceen und selbst bei höheren Thieren frei liegen, . immer mehr
durch neue Efflorescenz aneinanderrücken und sich decken, entsteht
Paren chym. Dieser Entwickelungsgang ist bei den Embryonen
augenscheinlich gemacht worden.
XIII. Die feinsten netzförmigen Blutgefässchen sind meist
viel dünner als die dünnsten Aeste der Ausführungsgänge oder
Drüsenkanäle und ihre blinden Enden, selbst in den zusammengesetztesten
drüsigen Eingeweiden. Die Elementartheile der
Drüsen sind immer noch so gr.oss, dass sie erst von den feinsten
Blutgefässnetzen umspannt und umweht werden können. Die
Rindenkanäle der Nerven sind viel stärker als die feinsten Blutgefässe,
wie durch alle Klassen der Thiere erwiesen worden ist.
Bei 'den Speicheldrüsen der Menschen und der Säugethiere sind
die feinsten Blutgefässe immer noch mehrmal dünner als die trau-
benformig verbundenen, mit Quecksilber, zu füllenden Endbläschen
der Speichelkanäle. Eben so beim Pankreas, wie ebenfalls
durch Injectionen erwiesen ist. Auf den Zellen der Harder’schen
Drüse, der Tbränendrüse und Speicheldrüsen der Vögel, die
alle mit Quecksilber auf das Artigste injicirt werden können, verbreiten
sich erst die feinsten Blutgefässchen, wie auf anderen
zarten Häutchenj wie auf den Lungenzellen. Auf den Samenkanälen
des Hodens verbreiten sich erst die Netze der feineren
Blutgefässchen. Die Harnkanäle in den Nieren der Rochen sind
aber nicht dünner als die Samenkanäle im Hoden des Menschen.
Endlich zeigt die Entwickelungsgeschichte aller zusammengesetzten
Drüsen diesen Unterschied an den noch frei liegenden Drüsenkanälen
zur Evidenz.
XIV. Die Ausbildung der Drüsen in der Entwickelungsgeschichte
des, Embryo ist eine Wiederholung ihrer Ausbildung
in der Thierwelt. Die vollkommensten und zusammengesetztesten
Drüsen der höheren Thiere bestehen bei den Embryonen
dieser Thiere zuerst nur aus den freien Ausführungsgängen, ganz
ohne alle Zweige; aus diesen Kanälen, welche dann ganz mit
den Absonderungsorganen der niederen Thiere Übereinkommen,
efflorescirt die Verzweigung immer weiter.
XV. Es giebt sehr viele Modificationen im innern Bau einer
Drüse, wodurch sie die absondernde Fläche vermehrt; aber
keine ist einer Drüse ganz eigenthümlich durch alle Thiere.
Ganz verschiedene Drüsen können einen gleichen innern Bau haben,
wie die Hoden und die Rindensubstanz der Nieren; gleichp
Drüsen haben oft einen ganz und gar verschiedenen Rau bei verschiedenen
Thieren, wie die Thränendrüse der Schildkröte, Vögel
und Säugethiere. Die Speicheldrüsen sind bei den Vögeln
nur verzweigte Gänge mit zelligen Vorsprüngen; bei den Säuge-
thieren sind es Träubchen von Zellen, zu denen eine complicirte
Verzweigung der Kanäle führt. Wie verschieden ist die innere
Bildung der Leber in der Thierwelt, bald einfach blinddarmförmig,
bald büschelförmig, bald traubenförmig, bald schwammig,
bald aus' verzweigten Kanälen, mit gefiederten" Elementarreiserchen
endigend! Wie unendlich mannigfaltig die Bildungen der
Samenkanälchen im Hoden! Nur die Nieren behaupten in ihrer
Bildung durch alle Klassen das Constante, dass sie aus unverä-
stelten, nicht baumförmig vertheilten Kanälen, sondern durchgängig
aus langen neben- oder durcheinander liegenden Röhrchen
bestehen, obgleich in der .Ordnung dieser Röhrchen die
grösste Verschiedenheit herrscht.