
Innerhalb der absondernden Häute gehen die Arterien wie
überall durch ein Netzwerk der feinsten Blutgefässchen in Venen
über; diess geschieht hier in der Fläche unzähliger netzförmiger
Verbindungen. Die häutigen Wände tränken sich während des
Durchgangs des Blutes durch die feinsten Gefässnetze mit den
aufgelösten Theilen des Blutes, verwandeln es und lassen das
Verwandelte, als Secret, auf der häutigen Fläche abfliessen.
Die complicirteste Drüse ist aueh nur eine im kleinsten
Raum cönstruirte grosse Fläche, sie ist mit allen ihren inneren
Gängen, Kanälen, jenen Röhren, oder Zellen, oder Blinddärm-
chen immer nur eine ungeheure flächenhafte thierische Grenze,
auf welcher die Metamorphose des Blutes stattfindet.
Die Elementarröhren derNierpn, die Elementartheile der Leber,
wie anderer zusammengesetzten Drüsen, sind in ihrem ganzen
Verlauf von den feinsten Blutgefässnetzen umsponnen, haben zwischen
sich nur dünnes Bindegewebe, welches die Drüsepkanäle
verbindet und innerhalb welchem die feinsten Strömchen des
Blutes stattfinden. Die Elementarkanäle, jene Träubchen, Röhrchen
etc., werden also überall äusserlich von feinen Blutströmchen
umspült, sie tränken sich mit diesem Blute, verwandeln es auf
eigenthümliche Art, und lassen auch das Verwandelte nach innen
gegen die Ausführungsgänge abfliessen. Diess ist der einfache Pro-
cess der Absonderung, der sich von der Ernährung nur unterscheidet,
dass.das Verwandelte von häutigen Grenzen abfliesst.
Man bat früher die Absonderung in den Drüsen gegen alle
Analogie auf die Enden der Drüsenkanäle oder auf jene hypothetisch
so geheimnissvollen Acini verwiesen. Diess ist sehr unrecht,
wie bereits E. H. W eber bemerkt; denn die Acini, in dem
naturgemässen Sinne, dass es hohle Bläschen sind, existiren in
den wenigsten zusammengesetzten Drüsen; die Elementartheile
der Leber sind Reiserchen, die Elementartheile der Hoden und
Nieren blosse Röhren von überall gleichem Durchmesser. Viele
andere Drüsen haben büschelförmige Blinddärmchen am Ende
der Kanäle ohne alle Endanschwellung. Unsinnig wäre es, hier
zu sagen, der Samen, der Harn u. s. w. wird nur in den blinden
Enden der Röhren abgesondert, die Galle nur am Ende der hohlen
Reiserchen.
Einige zusammengesetzte Drüsen zeigen überdiess im Verlauf
des Ausführungsganges überall dieselben Elementartheile, als Zellen
wie die Speicheldrüsen der Vögel, die Thränendrüse derselben,
die Meibomischen Drüsen des Menschen; oder Blinddärmchen
, wie die Leber der Krebse und die Thränendrüse der
Schildkröten.
In den Drüsen, welche aus zusammengesetzten Blinddärmchen
bestehen, kann man endlich die Grenze der Elementartheile
und der Ausführungsgänge gar nicht angeben.
Es ist also höchst wahrscheinlich, ja gewiss, dass die Absonderung
auf der ganzen Continuität der Drüsenkanäle, also auf
einer zusammenhängenden Fläche, geschieht.
Das Blut wird in den Drüsen wie in allen Organen durch die feinsten
Verzweigungen der Arterien in ein überaus feines Netzwerk von
Strömchen vertheilt, aus welchen ps wieder in die Anfänge der Venen
übergeht, Die Vasa exhalantia sind von den älteren Physiologen
bloss desswegen erfunden worden, weil man die pag. 237 und
252 erläuterte Beschaffenheit der thierischen Gewebe nicht kannte,
mit allem Aufgelösten sich zu tränken, und die Flüssigkeiten eben
so leicht durch ihre porösen Wände an andereTheile abzugeben.
Man muss sich also eine ajjsondernde Fläche nur von den dichtesten
Netzen der Capillargefässe durchzogen denken. Man weiss schon
wie nahe diese Netze der Oberfläche einer von Epidermis unbedeckten
Haut liegen;, man weiss, dass ein Häutchen von der
Dicke der Urinblase eines Frosches schon innerhalb einer Sekunde
einen aufgelösten Stoff durch sich hindurch lässt und da
das zarte Häutchen der Darmzotten vom Kalb und Ochsen von
0,00174 p. Z. Dicke noch blutführende Capillargefässe enthält
(siehe pag. 244), so kann man sich nach dieser Dicke einen Begriff
von der Tiefe machen, welche aufgelöste Stoffe des Bluts zu
durchdringen haben, um aus den oberflächlichsten Netzen der
Capillargefässe hervorzudringen. A.us diesen Netzen der Capillargefässe
dringen nun die aufgelösten Theile des Bluts mit
Leichtigkeit in die Partikeln des specifischen Gewebes der absondernden
Haut ein; hier werden sie chemisch verändert und dringen
gegen die Oberfläche der absondernden Haut hervor. Die
Kraft., durch w'elche das chemisch veränderte Secretum von der
secernirenden Fläche abgestossen wird, ist hiermit noch nicht,
sondern bloss die Möglichkeit des Durchdringens erklärt. Man
kann diese bei manchen Secretionen so profuse Ergiessung wie
so vieles Andere, nicht im Ernst von der Kraft des Herzens und
dem Impuls des Blutes abhängig machen; diese mechanische
Erklärung würde durchaus nicht ausreichen; ausserdem dass
sie ohnehin bei den Absonderungen der Pflanzen, wegfällt, wäre
auöh nicht einzusehen, wie die Absonderung sich unabhängig
vom Herzen durch specifische örtliche Reize vermehrt. Nun
fragt sich ferner, warum das specifisch veränderte Fluidum bloss
nach einer Seite hin vordringt, und warum der Schleim nicht
eben so leicht zwischen den Häuten des Darmkanals, als auf
der innern Haut desselben abgeschieden wird? warum die Galle
aus den Gallenkanälchen nicht eben so leicht durch die Oberfläche
der Leber, als nach innen im Verlauf der Gallenkanälchen
Vordringen kann? warum der Samen nur auf der innern,
Eläche der Samenkanälchen, und nicht auf der äussern Fläche
derselben in die Zwischenräume, dieser austritt? Diese Abscheidung
des Secretums nach einer Seite der secernirenden Wände,
nämlich ins Innere der secernirenden Kanäle und nicht nach
aussen, ist eines der grössten physiologischen RätLsel;, man kann,
sich dasselbe auf zweifache Art hypothetisch lösen:
1., Indem, man annimmt, dass .jene die secernirenden Flächen
durchziehenden Capillargefässnetze durch besonders con-
struirte organische und gleichsam aushauchende Poren bloss nach
der innern Fläche- der secernirenden Kanäle offen stehen. Das