
2. die Brunner’schen Drüsen. Sie sind besonders im obern
Tbeile des Dünndarms häufig, und sind mit blossen Augen erkennbare,
vereinzelt stehende Folliculi. 3. die sogenannten Peier-
schen Drüsen. Diese Organe, welche jedesmal die der Insertion
des Mesenterium entgegengesetzte Stelle des Darms einnehmen,
sind bis auf den heutigen Tag räthselhaft geblieben, Aus
R u d o lm i ’s Abhandlung über die Peier’scheri Drüsen (Anatom.
physiol. Abhandlungen. Berlin 4802.) hat man nur das Allgemeinste
von den Form Verschiedenheiten dieser meistens ovalen, verdickten
Stellen der Schleimhaut kennen gelernt. Da nun aber
diese Organe, welche dem Ileuin angehören, in der neuern Zeit
durch ihre krankhaften Veränderungen, namentlich die in ihnen
sich ausbildenden Pusteln und Geschwüre, im Typhus abdominalis,
von grosser Wichtigkeit geworden sind, so war eine genaue
Kenntniss von der Structur dieser Theile dringend nothwendig
geworden, um endlich zu wissen, was sich in jenen Fällen krankhaft
verändert und worin diese Veränderung besteht. Was ich
hier mittheile, ist das Resultat der hier von Boehm über diesen
Gegenstand angestellten Beobachtungen. Es ist bei der Genauigkeit
dieser Untersuchungen überflüssig zu bemerken, dass ich
die Beobachtungen des Verf. selbst verificirt habe. Um die
Peyer’schen Drüsen zu untersuchen, darf man nur den Darmkanal
ganz gesunder Menschen zum Gegenstände der Beobachtung
wählen. Es ist daher besonders die Schleimhaut des Darmkanals
der durch plötzliche Todesart Gestorbenen dazu geeignet.
In vielen chronischen Krankheiten, namentlich in den Krankheiten
des Darmkanals selbst, werden diese Theile sehr verändert
und man erhält aus der Beobachtung in jenen Fällen ein durchaus
falsches Bild von dem Bau dieser Theile im gesunden Zustande.
In allen Fällen, wo die Peier’schen Drüsen wie neben
einander stehende seichte Zellen aussehen,! ist der gesunde Zustand
verloren; denn im gesunden Zustande haben jene Organe
nichts mit offenen Zellen oder Follikeln gemein. Untersucht
man die Peier’sfchen Drüsen von einem gesunden und durchaus
frischen Därmkanal, nachdem man die Schleimhaut sanft abgewaschen
und die Drüsen mit einem weichen Pinsel vorsichtig
abgepinselt hat, mit dem Mikroskop, so gewahrt man am leichtesten,
dass das dichtere Ansehn der Schleimhaut an den Stellen
wo Peier’sche Drüsen sind, zum The.il von der Grösse und Stärke
der hier befindlichen Darmzotten herrührt, welche hier im Ganzen
breiter und vorzüglich an ihrer Wurzel breiter ausgezogen
sind. Die grössere Dichtigkeit der Schleimhaut an jenen Stellen
rührt aber nicht bloss von der Stärke der Flocken her, sondern
liegt auch in dem Gewebe der Mucösa selbst. Untersucht man den
Boden der Schleimhaut der Peier’schen Drüsen zwischen den
auf ihr sitzenden Zotten, so bemerkt man, dass die in der ganzen
Schleimhaut des Dünndarms vorkommenden Löcherchen oder
Grübchen (Lieberkühn’sche Drüsen?) auch hier zwischen den Zotten
in grosser Anzahl vorhanden sind, ohne sich von ihrem
Verhalten im übrigen Theil des Darmkanals zu unterscheiden.
Man sieht aber auch zwischen den Zotten grössere, gegen
1 Linie breite, rundumschriebene weissc Stellen der Schleimhaut,
welche beim Menschen ziemlich flach und wenig erhaben, bei den
Thieren und namentlich bei dem Hund, der Katze, dem Kaninchen
ziemlich hervorragend sind, und beim Hund wie weisse
Papillen aussehen, in anderen Fällen einige Aehnlichkeit mit den
Papillae vallatae der Zunge in ihrer Form haben, indem sie, wie
bei dem Kaninchen und bei der Katze, von einer kreisförmigen
Furche umzogen sind und eine mehr platte Oberfläche darbieten.
Beim Menschen sind diese runden Stellen fast gar nicht erhaben,
sondern flach und ohne sie umgrenzende Furchen. In allen Fällen,
sowohl bei Menschen als beim Hund, bei der Katze und dein
Kaninchen, sind diese runden weissen Stellen von einem Kranz
von Oeffnungen umgeben, und diese Oeffnungen sehen gerade so
aus wie die Löcherchen zwischen den Zotten auf den Peier’schen
Drüsen in der übrigen Mucosa, oder wie die Lieberkühn’schea
mikroskopischen Drüschen. Sie unterscheiden sich von jenen nur
dadurch, dass die Oeffnungen zuweilen weniger rundlich als länglich
sind, so zwar, dass der Längendurchmesser dieser Oeffnungen
in der Richtung der Radien jener runden weissen Stellen
liegt. Dieser Kranz von Oeffnungen, deren bei Menschen um
eine solche Stelle gegen zehn und mehr sind, ist meistens kreisförmig,
selten etwas unregelmässig. Auf den runden weissen
Stellen, die bei den Thieren Papillen sind, sieht man in den
meisten Fällen keine Spur von Oeffnungen, nür bei den Vögeln
gelingt es, eine kleine Oeffnung zu sehen. Ich habe d'iess Verhalten
bei der Katze schon in meiner Schrift (De peniiiori gtand.
structura) dargestellt, und Tab. I. Fig. 11. abgebildet, wo noch
das Eigenthümliche vörkommt, dass um jeden Kranz der Oeffnungen
herum eine scheidenförmige, überaus feine Falte verläuft.
Herr Boehm hat den Bau bei vielen anderen Thieren und dem
Menschen untersucht. Die runden weissen Stellen, auf welchen
keine Oeffnungen Vorkommen, sind in der Regel von Zotten
entblösst; nur selten und ausnahmsweise bemerkt man bei Menschen
auf einer oder der andern dieser runden, gegen 1 Linie
grossen weissen Stellen Spuren von kurzen Zotten, oder auch
zuweilen eine ganz kurze pyramidale, weissere Zuspitzung der
flachen Erhabenheit; in der Regel sind diese Stellen ganz eben.
Alle Versuche bei Menschen und bei Säugethieren, aus diesen
Steifen ein Secret herauszudrücken und ihre Follicularstructur
zu erweisen, sind missglückt; auch dringt beim Druck auf diese-
Stellen nichts aus den rundum stehenden Oeffnungen hervor..
Um so auffallender ist es, dass, wenn man die Oberfläche dieser
Stellen aufritzt, man zu einer Aushöhlung gelangt, welche
den Umfang der weissen Stelle besitzt und ziemlich tief, aber
nicht so tief als breit ist; dass in dieser Aushöhlung ein grau-
lichweisser, schleimiger Stoff enthalten ist, der von der ungemein
dünnen Decke dieser Stellen eingeschlossen wird.. Die Körnchen
dieses Stoffes sind feiner als die gewöhnlichen Schlcimkör-
ner. Es geht hieraus hervor, dass weit offene Folliculi und Zellen
in den Peier’sehen Drüsen gar nicht Vorkommen; was jene
Säckchen sind, bleibt unbekannt. Bei den Thieren sicht man