
klaren farblosen Flüssigkeit, Lympha seu Liquor sanguinis, welchen
man nicht mit dem nach dem Gerinnen sich abscheidenden
Blutwasser, Serum, verwechseln muss. Von Thieren, welche grössere
Blutkörperchen haben, die nicht durch ein Filtrum von
weissem Filtrirpapier gehen, wie heim Frosch, kann man noch
vor dem Gerinnen sogleich einen Theil des farblosen Liquor sanguinis
von den übrigen Theilen abseihen, und sich so eine Anschauung
von der farblosen Blutflüssigkeit ausser den rothen Körperchen
verschaffen. Die Körperchen des Blutes sind specifisch
schwerer als die Flüssigkeit, und können daher keinen luftförmigen
Stoff enthalten.
Das Blut des Menschen hat ein specifisches Gewicht von
1,0527 bis 1,057, einen salzigen Geschmack, reagirt schwach alkalisch,
und verbreitet einen eigenthümliehen Geruch, Halitus
sanguinis, der etwas verschieden ist bei verschiedenen Thieren, und
am stärksten am Blute des männlichen Geschlechtes bemerkt wird.
Das aus der Ader gelassene Blut gerinnt in der Regel hei
allen Wirbelthieren nach 2—10 Minuten (heim Menschen nach
3—'7, bei Kaninchen schon nach 2 Minuten), Zuerst wird das
Blut dabei zu einer zusammenhängenden gallertartigen Masse, die
sich nach und nach zusammenzieht, und zuerst tropfenweise,
danq immer stärker eine klare, schmutzig gelbliche Flüssigkeit
auspresst, das Serum, Blutwasser. Das rothe Gerinsel wird Cras-
samentum, Placenta, Coagulum sanguinis, Blutkuchen genannt. Das
Blutwasser von 1,027 bis 1,029 spec. Gew. ist von salzigem Geschmack,
hei den höheren Thieren schwach alkalisch, bei dem
Frosche aber sehr undeutlich, fast indifferent, H ermann hielt
das Blut für sauer reagirend. Da der Farbestoff der Blutkörperchen
sich in Lakmustinctur so gut wie in Wasser auflöst, so muss
das mit Lakmustinctur versetzte Blut ein röthliches Serum geben,
was H ermann zu dem Fehlgriffe veranlasst hat, das Serum
für sauer zu halten. Das Blutwasser enthält thierisehe Stoffe
aufgelöst, namentlich Eiweiss, Albumen, das aber nicht von selbst
gerinnt, sondern nur bei gewissen Einflüssen, wie von Erhitzung zu
70° Cent, oder Säure, Alcohol u. A, Wird das rothe Coagulum
fange in Wasser ausgewaschen, so löst sich die rothe Materie
Cruor, in Wasser auf, und es bleibt eine weisse, fadenartige Materie
zurück, welche man Faserstoff, Fibrina, nennt. Dieser Stoff
sinkt in ßlutwasser unter, gleichwie auch das rothe Coagulum,
wenn es nicht zufällig, beigemengte Luftblasen enthält. Bei
Sohwangeren, Wöchnerinnen, im acuten Rheumatismus, und in
Entzündungen, überhaupt aber, wenn das Blut langsamer gerinnt,
senken sieh die rothen Körperchen öfter schon vor dem Gerinnen
unter das Niveau der Flüssigkeit; da nun aber doch’die
ganze Masse gerinnt, so ist der obere Theil des Gerinsels weiss,
Crusta inflammatoria, der untere roth. Wenn frisches Blut geschlagen
wird, so werden die rothen Körperehen nicht mit von
dem Coagulum eingeschlossen, und der Faserstoff gerinnt sogleich
in farblosen Fäden, die sich an den Stab anlegen, während das
übrige nun flüssig bleibende Blut die rothen Körperchen schwebend
enthält. Wird das frische Blut einer sehr niedern Tempe*
103
ratur ausgesetzt, so gefriert es und kann aufbewahrt werden, so
dass es erst beim Aufthauen gerinnt. Alkalien verhindern die Gerinnung,
schon ein Zusatz von 0,001 Aetznatrum, nach PnEvost
und D umas; auch einige Salze, schwefelsaures Natron, salpeter-
saures Kali, kohlensaures Kali und Natron dem aus der Ader gelassenen
Blut beigemengt, verhindern oder verzögern die Gerinnung
des Blutes. ' Auch Viperngift und Ticunasgift hat nach F ontana
diese Wirkung, wenn 1 mit 20 Theilen Blut versetzt wird;
dagegen Viperngift in Theile des lebenden Körpers gebracht, die
Gerinnung des Blutes schnell lierbeiführen soll. Bei Menschen
und Thieren, die vom Blitz oder starken elektrischen Entladungen
getödtet sind, oder nach Vergiftungen von Blausäure, bei
Thieren, die bis zum Tode gejagt, beim Tode nach starken Schlägen
auf den Magen, worauf die Muskeln nicht todtenstarr werden
sollen, .vermisst man auch zuweilen die Gerinnung des Blutes
in den Gefässen. AberNethy physiol. lect. pag.. 246.
Das Blut gerinnt sonst ausser dem lebenden Körper sowohl
in der Ruhe, als wenn es bewegt wird , auch bei einer feinpe-
ratur, welche der des lebenden Körpers gleich ist, es gerinnt im
luftleeren Raum und in vollgefüllten, luftdicht verschlossenen Gelassen
lind in nicht atmosphärischen Gasarten. S chroeder van der
K olk, comment. de sanguinis coagulationc. Groning. 1820. Diss. sist.
sang, coagulantis historiam. Groning. 1820. Die einzige Ursache der
Gerinnung ist daher, dass sjch die Mischung des Blutes nur unter
dem Einflüsse der lebenden Theile Und namentlich der Gefässe
erhält. Blut, welches im lebenden Körper aus den Blutgefässen
austritt, gerinnt auch meistens. Nach S chroeder’s Versuchen gerinnt
das Blut ausserordentlich schnell nach gewaltsamer Zerstörung
des Gehirns und des .Rückenmarks? und man soll einige
Minuten nach der Operation schon Coagula in den grossen Gebissen.
finden. Mayer beobachtete, dass mich Unterbindung des
Nervus vagus das Blut in den Gefässen gerinne, und so tödte, da—.
ge,ren- in 4 Versuchen bei 2 Hunden und 2 Kaninchen, die unter
meiner Anleitung angestellt wurden, nach dieser Operation,
als, die Thjere unmittelbar nach dem erfolgten Tod untersucht
wurden, nur 2mal im linken Herzen ein erbsengrosses Coagulum,
keines in den Lungengefässen gefunden ward. H ewson, P armen-
tier D eyeux und S chroeder haben beobachtet, dass, je mehr
die Lebenskraft eines Thieres abnimmt,, die Gerinnung des aus
der Ader gelassenen. Blutes um so schneller eintritt. Mehrere
Beobachter wollen eine Temperaturerhöhung bei der Gerinnung
beobachtet haben, wie G ordon, T homson,. Mayer, während J.
D avy und S chroeder dies auf das Bestimmteste in Abrede stellen
J. D avy tentamen experimentale de sanguine. Edinb. 1814,
M eckel’s Archiv. 1. p. 117. Vergl. eiend. 2. 317. 3. 454. 3.. 456.
Ueber das Blut im Allgemeinen sind P armentier und D eyeux in
R eil’s Archiv. B. k, H. 2. p. 76.,. H ewson, vom Blute. JSiirnb,. 1786.,
P revo.st und D umas, Bibliotheque universelle T. 17. P- 294. M eck.
Archiv. 8., S cudamore über das Blut, aus d. Engl., IFürzburg 1826.
und Berzelius Thierchemie 1831., D enis rech, experim. sur le sang
kumoiin. Paris 1830. M. E dward’s. in .Torrn Cyclopaedia of ana