
lebhaften sympathischen Action fähig. Hieher hat man unter
anderen auch die nach Verletzung des N. frontalis zuweilen
beobachtete Blindheit gerechnet, von der es jedoch noch zweifelhaft
ist, ob sie hieher gehört. Man glaubt, dass die Verletzung
des Nervus frontalis auf den Stamm des Nervus ophtbahnicus
zurückwirke, der auch den N. naso-ciliaris abgiebt, welcher
letztere die lange Wurzel des Ganglion ciliare bildet. Allein die
Ciliarnerven können nur die Iris lähmen, nicht die Retina, mit
welcher sie in keiner Verbindung stehen. Viel naturgemässer
scheint mir die consecutivp Blindheit nach Contusionen der Stirngegend
von der Erschütterung des Auges und Sehnervens erklärt
zu werden. Der treffliche v. W alther scheint mir zu weit
gegangen zu seyn, wenn er so viel Gewicht auf das Giliarnerven-
system hei den Amaurosen und Amblyopieeu legte. Viele andere
Erscheinungen zeigen uns aber unzweideutige Beweise von Weckwirkung
der Sinnesnerven, wie die Empfindung des'Kitzels. in
der Nase nach dem Sehen in die Sonne, die Empfindungen von
Schauder, Rieseln nach gewissen Tönen u. s. w. bezeugen. Wie
diese Erscheinungen zu erklären sind, ist nach den in der Mechanik
der Nerven aufgestellten Grundsätzen wicht sehr zweifelhaft.
Da uns zuverlässig erwiesene Verbindungen dieser Sinnesnerven
mit jenen Hülfsnerven durch den N. syriipathieus nicht
bekannt sind, so müssen diese Phänomene auch nur durch das
Gesetz der Reflexion, nämlich durch Vermittelung des Gehirns
zwischen der centripetalen Erregung, z. B. des Sehnerven und
der Rückwirkung .auf die Nasennerven heim Niesen und Gefühl
von Kitzel in der Nase nach dem Sehen in die Sonne, erklärt
werden. T iedemann hat in der von ihm gegebenem vollständigen
Darstellung aller Sympathieën, der Sinnesorgane {Zeitschr. für
Physiologie, I. 237.) die That.sache hervorgehoben, dass alle Sinneswerkzeuge
Zweige von dem sympathischen Nerven erhalten.
Diess ist nicht zu läugnen; zur Erklärung der Sympathieën der
Sinnesnerven mit anderen Empfindungsnerven ist aber erforderlich,
dass nicht das Sinnesorgan überhaupt, welches ein sehr zusammengesetzter
Theil. von juxtaponirten'- Geweben ist, sondern
der Sinnesäerve Selbst eine solche Verbindung eingehe. Nun
hat man zwar auch solche Verbindungen beschrieben. T iedemann
selbst beobachtete Zweige der Ciliarnerven, welche die Art. centralis
retinae bis auf die Netzhaut begleiten; diess ist aber noch
keine Verbindung des Sehnerve,n, oder der Retina mit dem N.
sympathicus. H irzel (Tiedemann s Zeitschrift I. ——J.) beobachtete
mehrmal eine Verbindung zwischen dem Ganglion spbenopalati-
num und dem Sehnerven. Abhold verfolgte einen solchen Faden
nur bis in die Scheide des Sehnerven, und läugnet die Verbindung
mit diesem selbst. V arren.trapp (observ. anat. de parte ce-
phatica N. sympathici. Francof. 1831.) sah diesen Faden nicht.
Wenn aber auch der N. sympathicus wirklich einen Faden an
den Sehnerven abgäbe, so lässt sich daraus auch noch nicht viel
erklären; denn zu einer vollständigen Wechselwirkung, wie sie
bei den Sympathieën stattfinden müsste, müsste dieser Verbindu ngs-
faden des N. sympathicus mit allen im Sehnerven enthaltenen
Fasern sich verbinden; die Verbindung mit einer oder einigen
Fasern würde nicht hinreichen. Dasselbe lässt sich von dem Gehörorgane
bemerken. K oellneR , Swan, Arnold, Varrehtrapp
beobachteten eine Verbindung des Nervus facialis und acusticus
im Innern, de^s meatus (auditorius internus. Nach Arnold (der Kopf-
theil des vegetat. Nervensystems. Heidelb. 1831. p. 83.) ist diese
Verbindung eine doppelte. Die eine gehört dem N. sympathicus
an. Es geht nämlich vom Knie des N. facialis ein vom N. sympathicus
abgeleiteter Faden zum N. acusticus. Beim Kalbe bildet
dieser Faden auf dem Grunde des Meatus auditorius ein Knötchen.
Mir scheint diese Anordnung, welche beim Kalb sehr deutlich
ist, bestimmte organische Fäden ins Innere des Labyrinthes
zu schicken. Wie denn auch die organischen zur Trommelhöhle
gehenden Fäden der JACOBSQH’schen Anastomose wahrscheinlich
den organischen Functionen, z. B. der Schleimabsonderung dienen
mögen. Die zweite Verbindung dçs N. facialis und acusticus
führt einen Faden der kleinern Portion des N. facialis zum Hörnerven.
Da beide Nerven schon am Ursprung durch mehrere
Nervenfädchen Zusammenhängen, so kann jener Verbindungsfaden,
als zum acusticus gehörig, aber mit dem facialis verlaufend angesehen
werden. Eine ähnliche Bedeutung hat der Ramus acusticus
aecessorius vom facialis bei den Vögeln und bei den Cy-
clöstomen.
Dasselbe, was von dem Verhältniss der Sinnesnerven zu ihren
Hülfsnerven bemerkt wurde, gilt von den entfernteren Sympathieën
der Sinnesorgane mit den Abdominaleingeweiden. Man
hat zuweilen, in Störungen der Verrichtungen der Ünterleibséin-
geweide Amblyopie, Ohrenbrausen u. s. w. beobachtet; auch diese
Wechselwirkungen erklären Viele durch den Antheil des N. sympathicus
an den Verrichtungen der Sinnesorgane, da doch diese
Erscheinungen, viel leichter aus der Impression, welche die Veränderungen
der Ünterleibsnerven auf di& Centralorgane machen,
und aus der Rückwirkung der letzteren auf die Sinnesorgane erklärt
werden. Man kann diese Veränderungen der Sinnesorgane
in Unterleibskrankbeiten nicht so isolirt betrachten ; oft zeigt sich
das ganze Nervensystem mit alterirt; hartnäckige Cephalalgieen
sind der Affection der Sinnesorgane vorausgegangen oder noch
vorhanden, das Gemeingefühl der gesammten Sensationsnerven,
der Rückenmarksnerven ist alterirt.
. Nachdem wir die verschiedenen Formen der Sympathieën
zergliedert haben , ist es nöthig, noch einen Blick auf die Anwendung
zu werfen, welche die Therapie von den Svmpathieen
macht. Die Lehre von der Statik des Consensus belehrt uns,
wie wir uns hüten müssen, den krankhaften Zustand des Organ
e s^ durch Wirkungen auf das Organ B zu verstärken; sie zeigt
uns aber auch die Mittel, den Zustand des unzugänglichen Organes
A durch angemessene Veränderung des Organes B mit zu
verändern. Die hieher gehörigen Heilmethoden haben den Namén
der Ableitung und Gegenwirkung erhalten, indem sie durch
die. künstliche Veränderung des einen Organs einen Zustand in