
breiartige Materie abschaben Hess, das Eiweiss im Magensafte war
ebenfalls oberflächlich erweicht, und verhielt sich ungefähr eben
so, wie das Eiweiss in dem Magen des Hundes, der mit geronnenem
Eiweiss gefüttert war. Das Fleisch im Wasser ,war weiss-
lich und ganz fest, während das im Magensafte blassroth geworden
war; auch das Eiweiss im Wasser war ganz fest. Die andern
Stoffe im Essigwasser hatten gar keine Erweichung erlitten.
T iedemann und G melin a. a. O. p: 209. 210.
Von ganz besonderer Wichtigkeit sind nun die künstlichen
Verdauungen von Beaumont, welche wir hier im Auszuge mittheilen.
Erste Reihe. Exp. 2. August 7. 1825. B eaumont gewann von
dem Magensafte des St. Martin, nachdem derselbe 17 Stunden gefastet
hatte, auf die früher beschriebene Weise 1 Unze. Darein
legte er ein ganzes Stück gekochtes, frisch gesalzenes Rindfleisch
von 3 Drachm.J und setzte das Gefäss im Wasserbade einer Temperatur
von 100° F. aus. In 40 Minuten hatte die Digestion
deutlich auf der Oberfläche des Fleisches begonnen, nach 50 Minuten
war die Flüssigkeit trüb geworden, die äussere Oberfläche
begann sich zu zertheilen und lose zu werden; nach 2 Stunden
war das'Zellgewebe zerstört und die Muskelfasern lose und
unzusammenhängend geworden; nach 6 Stunden waren sie fast alle
gänzlich verdaut und nur wenige Fasern übrig geblieben, nach
10 Stunden war Altes verdaut. Der im Anfänge des Versuchs klare
Magensaft setzte beim Stehen ein feines Sediment zu Boden. Zu
gleicher Zeit mit diesem Versuche hatte Beaumont in dem Magen
des St. Martin ein kleines Stück Rindfleisch aufgehängt, welches
nach 1 Stunde so wie in der künstlichen Verdauung verändert,
nach 2. Stunden aber ganz verdaut war.
Zweite Reihe, Exp. 24. De'cember 14. 1829. Beaumont gewann
1 ^ Unzen Magensaft durch die äussere Oeffnung des Magens
von St. Martin nach einem Fasten von 18 Stunden, Und brachte
diesen mit 12 Drachm. frisch gesalzenen, gekochten Rindfleisches
zusammen, im Wasserbad von 100° F. Nach 6 Stunden war das
Fleisch halb aufgelöst; nach 24 Stunden wog der trocken gequetschte
Rest 5 Drachm. 2 Scrup. 8 Gr.
Exp. 2 5 . 2 0 Minuten, nachdem S t . Martin^ eine gewöhnliche
Mahlzeit von gekochtem, gesalzenem Rindfleisch, Brot, Kartoffeln
und Rüben mit einem Glas Wasser zu sich genommen hatte, gewann
Beaumont durch die äussere Oeffnung ein Gefäss voll des
Mageninhaltes, und setzte es einer Temperatur von 9 0— 1 0 0 ° F.
aus. Nach 5 Stunden fand sich nur ein geringer Unterschied
zwischen der künstlichen und natürlichen Verdauung. Von ähnlichem
Erfolge ist das Exp. 2 6 .
Hier hatte St. Martin eine Mahlzeit von Brot, 8 Unzen frisch
gesalzenen, magern Rindfleisches, 4 Unzen Kartoffeln und 4 Unzen
gekochter Rüben zu sich genommen. Nach 45 Minuten nahm
Beaumont einen Theil des Mageninhaltes heraus. Die Textur des
Fleisches war in kleine weiche und pulpöse Fetzen aufgelöst, das
Fluidum trüb und leimig; diese Materie wurde wie gewöhnlich
erwärmt. Nach 2 Stunden vpm Anfänge des Versuchs nahm Beaumont
eine neue Portion Nahrung heraus. Diese verhielt sich in
Hinsicht der fortgeschrittenen Verdauung fast eben so wie bei
der künstlich fortgesetzten Verdauung: Bei der letztem waren
fast alle Partikeln von Fleisch verschwunden und in ein rölhlich-
braunés Sédiment verwandelt, während lockere, weisse Coagula
an der Oberfläche der Flüssigkeit schwammen. Bei der zuletzt
herausgenommenen Portion wurde die künstliche Verdauung fortgesetzt.
Nach 3 Stunden vom Anfänge des Versuchs hatte die
Verdauung in beiden Gefässen gleiche Fortschritte gemacht; am
andern Morgen (der Versuch war um 3 Uhr Nachmittags begonnen)
war Alles verdaut bis auf einige Ueberbleibsel von Vegetabiliën.
Die Contenta der Gläser waren in dieser Zeit von der
Consistenz einer dünnen Gallerte, von einer hellbraunen Farbe,
salzigem und saurem Geschmack.
Exp. 31. März 9. 1831. Beaumont gewann aus dem leeren
Magen des St . Martin 2 Unzen Magensaft, theilte diesen in zwei
gleiche Theile, und legte in jeden eine gleiche Quantität Roastbeef:
Dén einen Theil erwärmte er im Wasserbade bei 99° F.
den andern Hess er an der offenen Luft bei 34° stehen. Dieselbe
Quantität Fleisch that er in eine gleiche Quantität Wasser
Und Hess ’sie unerwärmt stehen. 1 Stunde darauf hatte St. Martin
sein Frühstück aus demselben Fleisch mit Zwieback, Butter
Und Kaffee geendet. Um 10Uhr nahmBEAUMONT eine Portion theil—
weise verdauter Nahrung aus dem Magen und erwärmte sie wie
gewöhnlich. Das Fleisch der künstlichen Verdauung und Wärme
war in demselben Zustande wie das des Magens, das Fleisch des
kalten Magensaftes war weniger verdaut, das Fleisch in dem blossen
Wasser war nur macerirtj noch ebenso wie nach dem Kauen.
2 Stunden 45 Minuten nach Anfang des Versuchs war in dem
Magen Alles verdaut und weggegangen. Da 6 Stunden nach dem
Anfänge des Versuchet d ié'Fleischstückchen in dem Magensafte
halb verdaut, nicht weiter aufgelöst waren, so nahm Beaumont
12 Drachm. Magensaft aus dem leeren Magen des St. M artin
und setzte sie zu den künstlichen Verdauungen mit Magensaft,
auch zu der Masse, die aus dem Magen genommen war. Darauf begann
die Verdauting^ wieder und schritt regelmässig fort, aber
schneller in-der aus dem Magen genommenen Portion; in letzterer
blieb indess ein solideKStück Fleisch, welches wahrscheinlich
Ungekaut verschlungen war, unaufgelöst. Die Gefässe mit kaltem
Wasser und kaltem Magensafte waren 8 Stunden nach Anfang
de’$ Versuchs wenig verändert. Nach 24 Stunden zeigten
die Portionen folgende Erscheinungen : Die eine Stunde nach dem
Essen aus dem Magen, genommene Portion war vollständig verd
a t , und in ^ dickliche, /breiige Masse von rothlichbrauner
Fgirbe verwandelt, mit Ausnahme des ungekauten Stücks Fleisch.
Dièse:' Portion hatte einen scharfen, ranzigen Geruch, und
war etwas bitter. Dié Portion Magensaft mit Fleisch war sehr
ähnlich der Crstern, obgleich weniger vollkommen verdaut; sie
war nicht so consistent, aber von demselben scharfen Geruch
und bitterem Geschmack, zugleich empyreumatisch und schwach
faulig riechend. Die kalten Portionen Fleisch und Magensaft, Fleisch