
ling oder Herbst) den Nerven des Ffosclischenkels in ein Schälchen
mit Blut oder Wasser (gleichviel) legt, und die Schenkelmuskeln
und die Blutflüssigkeit mit einem Stück Kupferdräth in
Verbindung bringt, so erhält man eine Zuckung des Froschschenkels.
Hier kann man sich nun überzeugen, dass eine'Kette von
Kupfer und Wasser zwischen Nerven und Muskel vollkommen
gleich gut ist, als eine Kette von Kupfer und Blut. Was hat
man nun damit gewonnen, wenn das elektrische Verhalten des
Wassers dasselbe ist, als das 'des Blutes? Dabei kann es wohl
s.eyn, dass nicht einmal das Blut oder Wasser in dieser Kette
ein Elektromotor ist, sie können eben so wohl blosse Leiter, und
das Kupfer mit den Muskeln die Electromotoren seyn.
IV. Capitel. Von den o rg a n is c h e n E ig e n s c h a fte n und
V e rh ä ltn is s e n des Blutes.
a. B e le b e n d e r E in f lu s s des B lu te s.
Das hellrothe arterielle Blut, dessen Blutkörperchen nach
Michaelis kaum etwas weniger Kohlenstoff und kaum etwas mehr
Sauerstoff im gebundenen Zustande enthalten, wird auf demW^ge
durch die feinsten Gefässe des Körpers wieder dunkelröth oder
venös, durch eine noch unbekannte Wechselwirkung mit der or-
ganisirten Materie, die die Organe fähig zum Leben, das Blut
aber unfähig macht, diesen zum Leben nothwendigen Reiz weiter
auszuüben. Nur dadurch, dass das Blut wieder in den Lungen
hellroth wird, indem es Sauerstoff aus der Luft aufnimmt,
und Kohlensäure ausscheidet, und zwar mehr Sauerstoff aufnimmt,
als es Kohlensäure (nach der chemischen Theorie von Kohlenstoff
des Blutes und Sauerstoff der Luft gebildet) ausscheidet, erlangt
es wieder diese Fähigkeit. Da, wie wir später sehen werden,
innerhalb einiger Minuten das Blut den ganzen Körper durchkreiset,
so erlangen und verlieren also dieselben Theile des Blutes
in einigen Minuten einmal diese belebende Fähigkeit. Nur
im hellrothen arteriellen Zustande ist das Blut fähig, das Leben
zu unterhalten, die Unterdrückung der Bildung des arteriellen
Blutes in den Lungen erstickt, d. h. macht schejntodt und todt,
vorzüglich, wie Bichat gezeigt hat, durch Lähmung der Funktionen
des Gehirns und Nervensystems; Doch ist diese Nofhwen-
digkeit beim Neugebornen, noch mehr im Winterschlaf und
Scheintod und bei den niederu Thieren geringer, scheint selbst
bei dem Foetus der Säugethiere ganz zu fehlen. Siehe den Art.
vom Athmen. Am meisten sind aber die Kräfte des Nervensystems
und des animalischen Lebens vom arteriellen Blut abhän^
gig, diess sieht man an den Erscheinungen der Blausucht, Wo
durch Fehler in den Kreislaufsorganen (Öffenbleiben des beim
Foetus vorhandenen ductus arteriosus Botalli zwischen arteria
pulmonalis und aorta, Offenbleiben des beim Foetus vorhandenen
foramen ovale in der Scheidewand der Vorhöfe) beide Blutarten
immer zum Theil gemischt werden. Dié Ernährung, die
Absonderung leiden hier wenig oder gar nicht, wenn auch das
Aussehen der Haut dunkler und bläulich ist; aber die Muskelkraft
fehlt, die geringsten Anstrengungen bringen Erstickungszufälle,
Ohnmächten und selbst Scheintod hervor, der Geschlechtstrieb
bildet sich nicht aus, die Wärme ist geringer. Es ist eine Neigung
zu Blutflüssen und selbst zu tödtlichen Blutungen vorhanden!
5 Siehe N asse über den Einfluss des hellrothen Bluts auf die
Entwickelung und die Verrichtungen des menschlichen Körpers
aus Beobachtungen blausüchtiger Kranken, R eil’s Archiv. T. 10.
p. 213. Dass aber die vegetativen organischen Functionen weniger.
vom arteriellen Blut abhängen, sieht man auch daraus, dass
Absonderungen zuweilen von Organen geschehen, die nicht allein
arterielles, sondern noch mehr venöses Blut erhalten. So geschieht
die Absonderung der Galle zum Theil vom venösen Blute
der Pfortader, die Absonderung des Harns zum grossem Theil
bei Amphibien und Fischen aus Venenblut der zuführenden Nierenvenen,
welche diese beiden Thierklassen ausser den rückführenden
Nierenvenen und den Nierenarterien besitzen.
Unterbindung aller Arterienstämme eines Gliedes hebt das
Bewegungsvermögen auf, und erzeugt zuletzt örtlichen Tod.
Grosse Blutverluste machen die höheren Thiere sogleich asphyk-
tiscli, die kaltblütigen überleben aber lange die Entleerung des
grössten Theiles des Blutes, und Frösche leben selbst nach Ausschneidung
des Herzens noch viele Stunden lang, und sind aller
Bewegung fähig. Aber selbst erschlaffte ausgeschnittene Theile,
wie das schon bewegungslose Herz des Frosches in v. H umboldt’s
Versuchen, scheinen durch Eintauchen in Blut wieder einiger-
maassen, belebt zu werden, und Blut erhält die Flimmerbewegungen
der mikroskopischen Wimpern an'abgeschnittenen Theilen
gewisser Schleimhäute nach P urkinje’s und V alentins Beobachtungen
am längsten.
P r e v o s t und D umas haben gezeigt, dass das Blut seine belebende
Wirkung nicht so sehr durch das Blutserum als durch
die darin schwebenden rothem Körperchen äussert. Spritzt man
in die Gefässe eines bis zur Ohnmacht von Blut entleerten Thie-
res Wasser oder reines Serum von 30° C.,. so wird das .Thier
nicht.erweckt. Nimm man dagegen Blut von derselben Art, so
wird es durch jeden Stoss merklich wieder belebt und zuletzt
hergestellt. Diese Versuche sind von D ieffenbach bestätigt.
Diese Wiederbelebung erfolgt nach P revost und D umas,
D ieffenbach und B ischoff, (Muell. Arch. 1835. 34/.) auch dann
wenn man den Faserstoff des Blutes durch Schlagen entfernt,
und das nicht mehr gerinnende Gemenge von Blutkörperchen
und Serum einspritzt. Da, wie ich gezeigt habe, die Blutkörperchen
in geschlagenem Blute durchaus unverändert sind, so
sollte man, in den wenigen Fällen, wo eine Infusion von Blut
in die Adern eines lebenden Wesens gerechtfertigt und wegen
Blutleere nöthig ist, lieber geschlagenes, von Faserstoff befreites
Blut' von der gehörigen Temperatur injiciren. Dieses ist und
bleibt vollkommen flüssig. Man vermeidet hierdurch die HaupU
beschwerde der Transfusionen, dass nämlich das Blut während