
D avy, B erthold und B lundell gerinnt das Arterienblut schneller
als Venenblut, wovon T hakrah das Gegentheil beobachtet hat,
B urdacii’s Physiol. 4. 382. Nach Mayer, Blainville und D enis
enthält das Venenblut etwas weniger Serum und mehr Kuchen.
Das Arterienblut enthält nach Mayer mehr Faserstoff, und giebt
ihn in dickem festen und glänzenden Bündeln, was schon E mmert
sah, ab. Die grössere Menge des Faserstoffs im Arterienblut ist
von Berthold und D enis (Burd. Physiol. 4. 382.) und von mir in
einer Beobachtung bestätigt worden. Nach D enis verhalte sich
der Gehalt von Faserstoff im venösen und arteriösen Blut beim
Hunde wie 24; 25, nach Berthold hei Ziegen wie 3661429, hei
Katzen wie 474; 521, bei Hammeln wie 475; 566, bei Hunden
wie 500 ; 6 6 6 . Nach meiner Beobachtung an der Ziege enthielt
das Venenhlut 0,395, das Arterienblut 0,483 Procent Faserstoff.
Zieht man das Mittel aus diesen 6 Beobachtungen, so verhält sich
der Faserstoff im Venen- und Arterienblute jvie 24 ; 29.
, Die weichere Beschaffenheit des Faserstoffs im Venenblut, die
schon E mmert beobachtete, könnte auf die Vermuthung führen,
dass durch das Athmen der Faserstoff weiter ausgebildet werde.
Indessen lässt sich die weichere Beschaffenheit auch aus der grossem
Vertheilung der geringem Menge von Faserstoff in gleicher Quantität
Blut ableiten. Die geringere Menge des Faserstoffs im Ve-
nenhlute rührt auch wohl bloss von dem Verlust eines Theils des
aufgelösten Faserstoffs in den Capillargefässen hei der Ernährung
her, theils von der Abführung von aufgelöstem Faserstoff aus dem
Gewebe der Organe durch die Lymphgefässe, eine Quantität Faserstoff,
die erst wieder durch den Ductus thoracicus zum Venen-
hlute gelangt. Dass aber das Athmen auf die Ausbildung des Faserstoffs
dennoch einwirke, wird wahrscheinlich daraus, dass das
Blut des Fötus viel weniger Faserstoff enthält, obgleich er mit
Unrecht darin geläugnet wurde, und dass bei der Blausucht von
Herzfehlern, wie Offenbleiben des Ductus Botalli oder des Foramen
ovale im Septum atriorum (wegen geringerer Gerinnbarkeit des
Blutes?) Neigung zu Blutungen beobachtet worden ist, obwohl die
merkwürdige Neigung zum Verbluten aus kleinen Wunden von
der Blausucht verschieden ist. Dass das venöse Blut weniger
Cruor (Blutkörperchen) enthalte, wie D enis behauptet, halte ich
für ganz hypothetisch. Wir besitzen kein Mittel, die Menge der
Blutkörperchen in einer Blutart zu schätzen. Vergl. oben pag. 118.
D enis rech. exp. sur le sang humain. Paris. 1830.
Die widersprechenden Beobachtungen über die Wassermenge
in beiden Blularten hat Burdach (Physiol. 4. 383.) zusammengestellt.
Eine Vergleichung beider Blutarten auf ihre letzten Bestand-
theile ist von .AbildgaaRd und Michaelis angestellt worden. Nach
AbildgaaRd sollte Venenhlut um yy— yyweniger Nitrum zu al-
kalisiren vermögen, als Arterienblut. P faff, Nord. Arch. 1. 493.
M ichaelis hat beide Blutarten durch Verbrennung mit Kupferoxyd
analysirt. S chweigg. J. 54. Er fand
Kohlenstoff Stickstoff. Wasserstoff Sauerstoff.
im venös. Eiweiss 52,650 15,505 7,359 24,484
» arteriösen 53,009 15,562 6,993 24,436
im venösen Cruor 53,231 17,392 7,711 2 1 ,6 6 6 >' arteriösen » 51,382 17,253 8,354 23,011
im ven. Faserstoff 50,440 17,207 8,228 24,065
» arteriösen » 51,374 .17,587 7,254 23*785
MacaiRe und- Marcet (arm. d. chim. et phys. T. 51. p. 382.) haben
ähnliche Versuche mit ähnlichen Resultaten angestellt.
Hiernach scheint, das? der arteriöse Cruor weniger Kohlenstoff
enthält, als der venöse, was sehr gut mit der■ Ausscheidung
von Kohlenstoff als Kohlensäure in den Lungen stimmen würde.
Das Arterienblut enthielt mehr Sauerstoff, was für eine Aufnahme
von Sauerstoff in das Blut beim Athmen zu sprechen scheint.
Indessen Hesse sich doch auf diese gefundenen Verhältnisse nur
dann Werth legen, wenn sie durch wiederholte Analysen beständig
gefunden werden. Denn sonst kann ein kleiner Unterschied
in der Austrocknung der zu analysirenden Stoffe schon grosse
Differenzen in den Resultaten erzeugen.
Das arteriöse Blut wird in den Capillargefässen des Körpers
dunkelroth, das venöse Blut wird in den Capillargefässen der
Lungen hellroth. Hört das Athmen auf, so fliesst dunkelrothes
Blut von den Lungen. Wird aber nach Tödtung eines Thieres
das Athmen künstlich unterhalten, so wird das Blut in den Lungen
auch, wieder hellroth. Die Durchschneidung der Nerven der
Lungen (nervi vagi) hebt diesen Process nicht auf, das Blut röthet
sich dann eben so gut noch in den Lungen, so wie das Blut selbst
ausser dem Körper noch an der Luft seine Farbe ins Hellrothe
verändert, und Sauerstoff in die Venen der Thiere eingespritzt
das Venenblut hellroth macht.
| Kenntnis? der Ursachen dieser Veränderungen führt zur
Theorie des Respirationsprocesses und zur Entscheidung der Frage:
ob die beim Athmen entweichende Kohlensäure aus dem Blute
bloss ausgehaucht wird, oder durch Verbindung ^on Kohlenstoff
des Blutes mit Sauerstoff der Luft sich erst bildet.
Die Thatsachen lassen sich in folgende Sätze zusammenfassen.
I p Venenhlut wird unter der Luftpumpe nicht merklich heller.
Ich konnte an ganz frischem, noch flüssigem Venenhlut« des
Menschen kein Hellerwerden beobachten. Wurde indess das
Auspumpen längere Zeit fortgesetzt, so zeigte sich in Magnus Versuchen
(Poggend. Ann. XXXX. 602.) eine geringe Veränderung der
Farbe, ohne dass jedoch das Blut so hellroth wie arterielles se—
worden wäre. Das Hellrothwerden des Blutes beim Athmen kann
als« nicht bloss von Aushauchung der im Blute vorhanden gewesenen
Kohlensäure herrühren, sondern die hellrothe Farbe des
Arterienblutes rührt wahrscheinlich von der Aufnahme von Sauerstoff
her.
2. Auch das mit Kohlensäure künstlich imprägnirte Blut wird