
W eber findet sie grösser als Blutkörperchen und durchsichtig; der
grösste Theil der Speichelmaterie ist offenbar aufgelöst. So enthält
auch der ganz durchsichtige Theil des Schleims nach W eber
keine Körnchen, wohl aber die im Schleim .vorhandenen Flok-
ken. Meines Erachtens kann inan den hei weitem grössten
Theil def Materie des Speichels, der Galle, des,Schleims sg gut
wie des Harns, als aufgelöst betrachten. Dagegen enthalten Samen,
Milch, schwarzes Pigment und Eiter so viele Körnchen,
dass dieselben zu den wesentlichsten Theilen derselben gehören
müssen. Die Körnchen des schwarzen Pigments sind nach E.
H. W eber ungleich und haben im Mittel 0,0015 p. Lin. oder
Wo 4 P- sie sind daher ohngefähr halb so gross als die Blutkörperchen.
In der Milch sind sie nach W eber sehr durchsichtig,
rund, aber ungleich, im Mittel —^JMal kleinör als die Blutkörperchen.
T reviranus hält sie für Fettkügelchen, da sie nicht
zu Boden sinken und das Licht stark brechen. W eber hält sie
für zusammengesetzt aus Käse und Fett. Die Eiterkügelchen sind
nach W eber rund und von 3Wo—TsVfr P* die meisten WffoP*
sie sind daher grösser und ohngefähr noch ein Mal so gross als
Blutkörperchen. Alle diese Umstände beweisen, dass die in einigen
Absonderungsflüssigkeiten vorkömmenden Körnchen keine veränderten
Blutkörperchen sind; die der Milch sind zu klein, die des
Eiters zu gross dazu; letztere können nicht aus den Capillargefässen
kommen, da sie selbst etwas grösser als die feinsten Capillarge-
fässe sind. Ueberdiess ist eine Ausscheidung von Blutkörnchen
im veränderten Zustande auch schon darum nicht möglich, weil
damit die Zurückhaltung wirklicher Blutkörperchen unvereinbar
wäre. Nach meiner Ansicht entstehen die Kügelchen der Milch,
des schwarzen Pigments und des Eiters, indem der aufgelöste
Thierstöff des Secretums, nach der Secretion, wie bei der Gerinnung
des Eiweisses, zum Theil .in Kügelchen sich formirt.
Authenrieth erzählt folgende merkwürdige Beobachtung (Physiol.
2 . 119.). Lässt man die wässrige Feuchtigkeit, welche nach abgewischtem
Eiter aus der Oberfläche eines entzündeten Theils
dringt, zwischen zwei durchsichtigen, feinen Talgblättchen in der
Wunde liegen, so sieht man in ihr nach und nach feine, immer
sich vergrössernde und undurchsichtig werdende Kügelchen sich
bilden, aber diese nicht, wenn die Feuchtigkeit gänzlich aus der
Atmosphäre lebender Theile entfernt wird. Auch Brugmans (Diss.
de pyogenia. 1 1 4 , S chroeder van ber K olk, ohserv. anat. path. 21.)
giebt an: dasss wenn eine eiternde Stelle abgespühlt worden, nun
der Eiter als eine klare Flüssigkeit abgesondert und erst später
dicker werde. Vgl. über diesen Abschnitt W ehemeyer, über den
Kreislauf des Blutes; D oellinger, was ist Absonderung? JVürz-
burg 1819.
2. Vom Einfluss der Nerven auf die Absonderung.
Ueber den Einfluss der Nerven auf die Absonderungen ist
man noch sehr im Dunkeln. Es ist hier zuerst der bekannte, von A.
v. Humboldt an sich selbst angestellte, Versuch zu erwähnen, wo
er nämlich zwei Blasenpflaster auf die Schultergegend sich appli-
cirte, die eine Wundstelle- mit einer Silberplatte bedecken Hess
und mit einem Leiter von Zink die Kette schloss, worauf unter
schmerzhaftem Brennen eine Flüssigkeit aus der Wunde floss,
welche nicht mild und ungefärbt wie vorher, sondern roth gefärbt
war und, wo sie herablief, den Kücken in blaürothen
Striemen entzündete. ( Ueber die gereizte Muskel- und Nervenfaser.
I. 324.) Auch Most (Ueber die grossen Heilkräfte des Galvanismus.
1823)' will in der galvanischen Kette, wenn er mit dem
positiven Pol an der Ohrspeicheldrüse, mit dem negativen in der
Hand, 10 Minuten lang schloss, verstärkte Absonderung von
Speichel gesehen haben, der weder alkalisch noch sauer reagirte.
Directe Versuche über den .Einfluss der Nerven auf die Absonderung
sind noch wenige angestellt worden; doch weiss man,
dass nach Durchschneidung des Nervus vagus die Absonderung
des Magensafts aufhört. T iedemann und G melin, die Verdauung.
I. 340. Brodie (Biblioth. de med. britt. Paris 1814) zeigte durch
eine Reihe von Versuchen, dass Arsenik nach Durchschneidung des
Nervus vagus und sympathicus nicht die reichliche Absonderung
im Magen und Darmkanal h.ervorbringt, welche man sonst findet.
Die Absonderung der Schleimhaut in den Lungen wird ferner
nach der Durchschneidung jenes Nerven verändert und daher
sind jene schäumig-blutigen Exsudationen abzuleiten.
Ueber den Einfluss des Nervensystems auf die Urinabsonderung,
welcher im Allgemeinen durch das den Nervenzufällen
gewöhnliche Phänomen des wasserhellen, an den gewöhnlichen Be-
standtheilen armen Urins erhellt wird, hat K rimer (Physiol. Untersuchungen)
Versuche angestellt. Derselbe will die Nerven der Nieren
durchschnitten und darauf die Absonderung des Urins untersucht
haben, in welchem sich der Eiweiss- und Blutfärbestoff in
demselben Grade vermehren sollen, wie die eigenthümlichen Bestandteile
des Urins sich vermindern. Nach Durchschneidung
de? Nervus vagus soll die Urinabsonderung fortgedauert haben ;
aber Rhabarber und blausaures Kali sollen nicht in den Urin
übergehen, der ausserdem durch das in den Urin übergehende
Blutserum specifisch schwerer werde, durch die Verbindung der
durchschnittenen Nervenenden mit der Säule aber seine normale
Beschaffenheit wieder erlange, und den Uebergang jener
Substanzen zulasse. Nach der Durchschneidung des Rückenmarks
in der Rücken- und Lendengegend werde der Urin wasserhell.
Die Durchschneidung des sympathischen Nerven am Halse mache
den Urin alkalisch und eiweissstoff haltig ; die Wirkung der vol-
taischen Säule stelle aber seine normale Beschaffenheit wieder
her. Siehe L und (Physiologische Resultate der Vivisectionen neuerer
Zeit. Kopenhagen 1825 pag. 204), wo die Versuche von K rimer
ausgezogen sind. Aehnliche Beobachtungen bat Brächet
(Recherches expériment', sur les fonctions du système nerveux ganglio-
naire. Paris 1830. pag. 269.) durch Unterbrechung des Nerveneinflusses
in den Nierennerven gemacht. Er durchschnitt die Nierenarterie
eines Hundes, nachdem er sie vorher vor und hinter
der Durchschnittsstelle zwei Mal unterbunden, und verband die