
terer Theil zusammenzieht. Ersterer rollt den Oberschenkel nach
einwärts, letzterer nach auswärts. Die einzelnen Theile des
Sphincter palpebrarum und des Sphincter oris können isolirt
wirken. Diess muss von der Wirkung verschiedener Nervenfasern
abhängen.
Uebereinstimmende alltägliche Erfahrungen sind, dass obgleich
dieselben Nerven oft Aeste an vielerlei Muskeln geben, der
Hirneinfluss sich doch auf die Aeste oder einzelnen Bündel eines
Stammes, die zu den Muskeln gehen, isoliren kann. Oft isolirt
sich der Nerveneinfluss vom Gehirn aus, z. B. in Krankheiten
desselben auf die kleinsten Muskelparthien, welche dann beben.
Da aber alle Primitivfasern anatomisch geschieden sind, so folgt
aus der Verbindung dieser anatomischen und physiologischen
Thatsachen, dass alle jPrimitivfasern in den Stämmen und Aesten
in ihren motorischen Kräften isolirt sind. Zur Zeit, als man das
bei den galvanischen Versuchen an Thieren beobachtete Princip,
damals thierische Elektricität genannt, noch für die Ursache der
Nervenkraft hielt, musste man annehmen, dass diese in Distanz
wirke. Alex. v. Humboldt und R eil haben die galvanischen Erscheinungen,
wie sie durch Metallreiz an Thieren hervorgerufen
werden, zu der Idee von der sensibeln Atmosphäre der Nerven
benutzt. A. v. H umboldt hat zuerst die Entdeckung gemacht,
dass heterogene Metalle schon galvanisch reizen, wenn eins der-
selben in einer Entfernung von % Linien dem Muskel oder dem
Nerven nahe kommt. Derselbe hat aber auch gefunden; dass
die Leitung des galvanischen Stromes unter diesen Umständen
von einem unmerklichen Verdampfen von Flüssigkeiten abhängt,
dass sie sogleich aufhört, sobald keine unmerkliche Verdunstung
stattfinden kann, und dass der, Stimulus um so heftiger wirkt,
je leichter und schneller das angewandte Fluidum verdampft,
dass mit dem Anhauchen trockner Metallplatten, welche keine
Reaction mehr hervorbringen, die galvanische Reizung sogleich
erfolgt. •
II. U e b e r die a s so c i i r t e n Bewegungen o d e r Mi tb eweg u n g e n .
Unter Mitbewegungen • verstehe ich diejenigen Bewegungen
der Muskeln, welche mit intendirten wifikübrlichen Bewegungen
gegeu den Willen zugleich erfolgen. In früheren Zeiten wurden
mehrere dieser Erscheinungen mit vielen anderen nicht hieher
gehörenden associirte Bewegungen genannt. Wir meinen hier
nur diejenigen Bewegungen, die duTch Bewegungen hervorgerufen
werden. Im gesunden Zustande sind diese Bewegungen schon
sehr häufig, wir wollen die Muskeln des äussern Ohres bewegen,
aber wir bewegen bei dieser Intention auch den Musculus epi-
cranius und mehrere Gesichtsmuskeln mit. r Wir wollen die Nasenflügel
heben und senken, aber wir runzeln zugleich, ohne
dass wir es wollen, die Augenbraunen. Ueberhaupt können die
wenigsten Menschen die Bewegungen einzelner Gesichtsmuskeln
isoliren ; sie können vielmehr die einzelnen Gesichtsmuskeln nur
bewegen, wenn sie in einer«Gruppe von anderen Gesichtsmuskein
mitspielen. Die Dammmuskeln, Muse, sphincter ani, levator
ani, transversus perinaei, bulbo-cavernosus, ischio-cavernosus,
pubo-urethralis werden fast immer zusammen bewegt, wenn der
Wille auch nur einen einzigen intendirt. Am auffallendsten zeigt
sich diese Association bei der Bewegung der Iris. Wir sind
nämlich nicht im Stande, die Augen durch den Muse. rect. int.
nach innen zu kehren, ohne zugleich die Iris mitzubewegen und
zusammenzuziehen. . Auch kann das Auge nicht nach Innen und
aufwärts gewandt werden (Muse, obliq. inf..), ohne dass die Iris
enge wird. Die Bewegung dieser Muskeln und der Iris hängt
von Aesten desselben Nerven ab, nämlich des N. oculomotorius,
welcher die kurze oder motorische Wurzel des Ganglion ciliare
abgiebt. Es springt daher bei der Intention des Willens auf
den N. oculomotorius, und zwar auf die jene Muskeln versehenden
Primitivfasern, das Nervenprincip immer auch etwas auf einen
andern Theil der Primitivfasern des N. oculomotorius, denjenigen,
welcher sich in die kurze Wurzel des Ganglion ciliare
fortsetzt, über. In allen übrigen Muskeln zeigt sich ganz etwas
Aehnliches. Den meisten Menschen ist es schwer, die einzelnen
Bäuche dés Muse, extensor communis digitorum willkührlich in
Thätigkeit zu setzen und die einzelnen Finger z. B., den 3. und
4., die keine besonderen Strecker haben, allein zu erheben; bei
Anstrengungen gar wirken viele Muskeln durch Association mit,
ohne dass diese Bewegungen irgend einen Zweck haben; der Angestrengte
bewegt seine Gesichtsmuskeln, als wenn er mit denselben
zum Heben der Last beitragen könnte; bei jedem angestrengten
Athmen und bei geschwächten Menschen wirken die Gesichtsmuskeln
zum Atbmen unwillkührlich mit, ohne dass die Zusammenziehung
dieser Muskeln, ausser dem Heben der Nasenflügel
irgend etwas zum Athmen beitragen könnte. Es sind dieser Erscheinungen
so viele, und sie treten so häufig und alltäglich ein,
dass diese wenigen Beispiele eines immer in derselben Weise
sich wiederholenden Phänomens genügen können. Doch muss
ich eine Thatsache noch besonders hervorheben, weil sie uns
die ausgebildetste Tendenz zur Mitbewegung zwischen gleichen
Theilen der rechten und linken Seite zeigt. Diess ist die will-
kührliche Bewegung der Iris. Die Belegung der Iris ist immer
gleichzeitig in beiden Augen, sowohl die durch den äussern Reiz
hervorgerufene als die von innen intendirte, und die Bewegung
erfolgt immer auf durchaus gleiche Art, mag der Reiz von innen
oder aussen auch nur äuf ein Auge wirken. Ist nur ein Auge
geöffnet, so ist die Weite der Pupille bei dem auf Ein Auge stattfindenden
Lichteindrucke grösser, als wenn beide Augen Bei gleichem
Lichteindruck offen sind. Ist der Lichteindrucke auf beide
Augen verschieden, so ist gleichwohl die Grösse der Pupille auf
beiden Augen gleich, und entspricht dem Mittel aus beiden Lichteindrücken.
So verhält es sich aber auch bei; von innen intendirten
Bewegungen der Iris. Wir können die Iris immer willkührlich
bewegen durch Association, wie ich schon anführte,
nämlich durch Bewegung des Auges nach innen, oder nach innen
und oben; aber das Merkwürdigste hierbei ist, dass die Iris