flusses selbst auf das Herz bei starken Muskelanstrengungen stattzufinden.
Das merkwürdige Phänomen der beschleunigten Herzbewegung
bei willkührlicben Anstrengungen hat noch gar keine hinreichende
Erklärung gefunden. Man hat gesagt, bei Anstrengungen
wird eine grössere Menge arteriellen Blutes gebraucht, deswegen
muss das Herz das Blut schneller durch die Lungen treiben;
aber aus einem grossem Athembedürfniss folgt deswegen
nicht, dass das Herz diesem Zwecke gemäss bewegt werde. Man
bat jenes Phänomen ferner aus der Störung des Blutlaufes durch
die Lungen und durch das Herz, vermöge der Hemmungen des
Kreislaufes erklärt; indessen tritt die beschleunigte Herzbewegung
auch bei Anstrengungen der blossen unteren Extremitäten,' beim
Bergsteigen, Laufen, ein. In diesem Falle sieht man nicht ein,
wie der Lauf des Blutes durch die Lungen und das Herz verhindert
seyn sollte. Denn wenn auch wegen der beständigen
Zusammenziehungen der Muskeln der unteren Extremitäten der
Lauf des Blutes durch die unteren Extremitäten gehemmt wird,
so wird er deswegen nicht in den Lungen und dem Herzen gehemmt:
sondern das Blut, welches nun nicht, die kleinen Gefässe
der unteren Extremitäten durchgehen kann, kömmt auch nicht
zum Herzen zurück, und wird sich also nicht in den Lungen
und im Herzen anhäufen. Der Erfolg muss vielmehr derselbe
seyn, wie wenn man sich in aller Kühe um beide Oberschenkel ein
Tournicpet legt und die Blutbewegung in den unteren Extremität
hemmt, worauf keine beschleunigte Herzbewegung eintritt.
Es wäre daher wohl möglich, dass diese so gewöhnliche beschleunigte
Herzbewegung bei Anstrengungen, dje hei nervenschwachen
Menschen so stark wird, eine zwar 'unmerkliche,
aber zuletzt immer stärker hervortretende Mitbewegung wäre,
ein Ueberspringen des Nervenprincips von dem in so grosser
Kraftanstrengung begriffenen Rückenmark auf die sympathischen
Nerven, gleichwie die Iris sich nnwillkührlich bei willkühr-
lichef Anstrengung des' N. oculomotorius mitbewegt. Da die,se
Erklärung indess nicht direct als richtig erwiesen werden kann,
und nur an-analoge wirkliche Facta sich anschliesst, so kann
sie vor der Hand nur als eine , Andeutung für fernere Untersuchungen
in diesem dunkeln Felde hiiigestellt werden.
Viel deutlicher ist die Mitbewegung eines andern unwillkürlich
beweglichen Organes bei willkührlichen Bewegungen, nämlich
der Samenbläschen. Es ist schön mehrseitig bemerkt worden
, dass wenn reizbare Knaben sehr grosse Muskelanstrengun-
gen beim Klettern ■ oder Heraufziehen an einem Seile machen,
zuweilen eine spontane Irritation in den Genitalien bis zur Con-
traction der Samenbläschen eintritt.
XX. Die pan dem Nerpus sympathicus oersehenen Bewegungsorgane
Koben einen peristaltischen Typus ihrer Bewegung.' Diese
schreitet nämlich in einer gewissen Richtung fort, und die Ursachen
dieser Bahn liegen nicht bloss im Gehirn und Rückenmark, sondern
auch in den Nerpen dieser Organe selbst. Die Ursachen der regelmässigen
Succession in den Wirkungen der sympathischen Nerven
sind völlig unbekannt. Die peristaltischen Bewegungen des Darms von
vorn nach hinten sind bekannt. Sie folgen sich wie Wellen von
vorn nach hinten, ehe eine Welle im ganzen Darme abgelaufen
ist, hat schon wieder-eine begonnen, die ihr, in einiger Entfernung
folgt. Diese Erscheinung ist nicht auf den Darm isolirt,
auch der Ductus choledochus zieht sich wurmförmig successiv zusammen,
und selbst am Herzen ist die Succession offenbar. Am
Herzen des bebrüteten Hühnchens läuft die Bewegung wie eine
Welle von hinten nach vorn über das Herz hin, oder ist peristaltisch.
Seihst das Herz des Erwachsenen zeigt noch die Succession
der Bewegung als Andeutung des Peristaltischen. Am
Herz des Frosches folgen die Bewegungen des contractilen Theils
der Venenstämme der Vorhöfe, der Kammern, des Bulbus aor-
taé in der Reihe, wie sie hier genannt sind.
Die Succession der Bewegung in diesen Theilen ist eines'der
schwierigsten Probleme der Physiologie, an welches man bisher
nicht einmal gedacht hat.
Am nächsten liegt anzunehmen, dass die Ursache der Succession
im Rückenmark selbst liege. Laufen - hier Wellen oder
Schwingungen von oben nach unten ab, so können die vom Rük-
kenmark entspringenden Fasern nach der Reihe die Wellen oder
Schwingungen aufnehmen und einé Folge davon würde eine peristaltische
Bewegung des Darms von vorn nach hinten seyn. Allein
diese Erklärung ist gewiss nicht genügend, denn die Succession
der Bewegung bleibt am ausgeschnittenen Herzen und
Darm. Die Ursache der Succession muss daher in den Nerven
dieser Theile selbst liegen. Die Fasern dieser Nerven liegen nebeneinander,
wie kann es kommen, dass sie in einer gewissen
Succession wirken. Hier könnte man sich zwar auf ungekannte
spontane Wirkungen der Ganglien berufen; allein jene Organe
zeigen die Succession der Bewegung auch, wenn sie von den Ganglien
isolirt sind. Es ist gegenwärtig völlig unmöglich, eine nur
einigermassen wahrscheinliche mechanische Erklärung jener merkwürdigen
Erscheinungen aufzustellen. Nur wie eine der Mechanik
genügende Erklärung aussehen würde, lässt sich im Allgemeinen
andeuten. Eine Succession der Bewegung, die von Nervenfasern
ansgeht, würde begreiflich seyn, wenn diese Fasern in der Länge
des Darms entweder von vorn nach hinten lange fortlaufen,
Wirkungen successive abgebend, oder peripherisch successiv Aest-
chen abschickërid! . In diesem Falle würden langsam fortschreitende
Wellen von den Fasern aus successive Bewegung des Darms
hervorbringen. Eine Succession der Ankunft von Wellen wird
auch erlangt, wenn eine:1 Bahn, die anfangs einfach ist-, successiv
Aeste äbgiebt, die an Länge in einer bestimmten Richtung zunehmen,
so dass z. B. die vorderen kurz sind und die hinteren
immer länger werden. Nichts dieser Art ist von der Verbreitung
der Nerven in den fraglichen Organen bekannt, und es kann die
Sache auch nur in- sofern hier berührt werden, dass die Wichtigkeit
des Problems die Beschaffenheit einer genügenden Erklärung
und die Unmöglichkeit sie beizubringen einleuchtet. Was
die Schwierigkeit der Sache noch vermehrt, ist, dass in manchen