
sicht ihrer Versuche das entschiedenste Uebergewicht. Siehe
B. 2 . p. 6 6 95. Diese Naturforscher sagen, alle ihre Versuche
beweisen auf das Bestimmteste, dass die weisse Trübung des Chy-
lus von einem fein zertheilten, darin schwebenden Fette herrührt.
Beim Gerinnen des Chylus trete es dem geringem Theil nach in
die Placenta, dem grossem Theil nach bleibe es im Serum ver-
»theilt, aus dem es sich zuweilen nach oben gleich einem Rahm
erhebe. T iedemann und Gmelin haben aus Chylusplacenta öfter
ein gelblichbraunes, Fett durch kochenden Vfeingeist ausgezogen.
Beim Schütteln des milchiehen Serums mit weingeistfreiem Ae-
ther erfolgte allmählige Klärung des Serums, und beim Abdampfen
des Aethers erhielten sie um so mehr Fett (Gemenge
von Elain und Stearin), theils in öliger, theils in talgartiger
Form, je mehr das Serum getrübt gewesen war. T iedemann
und Gmelin schliessen daraus, was auch durch die Resultate verschiedener
Fütterung bestätigt wird, dass das in dem thierischen
Körper , enthaltene Fett aus den Speisen in denselben übergehe,
und dass es (wenigstens im Chylus) nicht in einem auflöslichen
Zustande, sondern nur fein zertheilt vorhanden sey.■ Schafe mit
Gras oder Stroh gefüttert, lieferten einen wenig getrübten, fast
klaren Chylus. Sehr gering war auch die Trübung bei den mit
flüssigem Eiweiss, mit Faserstoff, Leim, Käse, 'Stärkemehl, Kleber
gefütterten Hunden, und dem mit Stärkemehl gefütterten Pferde.
Mässig trüb war der Chylus des mit Hafer gefütterten Schafes.
Starke milchige Trühung zeigte sieh dagegen bei Hunden nach
dem Genuss von geronnenem Eiweiss, Milch, Knochen, Rindfleisch,
bei Pferden nach Hafer. Am stärksten getrübt war der Chylus
des mit Butter gefütterten Hundes. Nach Unterbindung des Gallenganges
zeigte sich der Chylus weniger milchig als sonst. Vielleicht
rührt diess nach Tiedemann und Gmelin daher, dass die
Galle das Vermögen hat, das Fett der Speisen mit der wässrigen
Flüssigkeit in einer sehr zarten Suspension mikroskopischer Partikelchen
zu verth eilen.
Eine reine Auflösung von Thierstoifr in welcher keine anderen
als Fettkügelchen schweben, scheint übrigens der Chylus nicht
zu seyn. Als ich milchiges Serum vom Chylus der Katze in einem
Uhrglas >mit weingeistfreiem Aether versetzte, schien sich
zwar anfangs allmählig das Serum etwas aufzuklären; aber es
blieb doch, selbst nach. langer Fortsetzung des Versuchs unter
immer neuem Zugiessen von Aether, unten ein trübes Wesen zurück,
und als ich dieses unter dem Mikroskop untersuchte, bemerkte
ich darin ganz unveränderte Kügelchen. Ich fütterte einen
Hund mit Brot, Milch und etwas Butter,'und todtete ihn
5 Stunden darauf. Der Chylus des Ductus thoracicus wie der
Lymphgefässe war weiss; diesen Chylus untersuchte ich-tropfenweise
unter dem Mikroskop. Hier sah ich, dass er viele an Grösse
sehr ungleiche Oelkügelchen enthielt, welche ganz durchscheinend
waren. Der weit grössere Theil der Chyluskügelchen war aber
ganz anderer Art, nämlich weisslich und nicht durchscheinend,
sehr klein und ohngefähr | bis f so gross als die Blutkörperchen
dieses Hundes, wie ich früher auch am .Kalbe diesen Unterschied
bemerkt hatte. Die kleinen Kügelchen sind in ungeheurer Menge
vorhanden und sind offenbar die Ursache der weissen Farbe;
ihre Gestalt ist nicht so regelmässig wie die der Blutkörperchen.
Fettkügelchen sind diess wohl nicht; sie sind kleiner als die von
mir und Dr. Nasse in der Lymphe des Menschen gefundenen
Kügelchen. Ich habe auch die Gerinnung des Chylus unter dem
Mikroskop an grossen Tropfen beobachtet, die ich mit etwas
Wasser vermischte, um die Kügelchen mehr von einander zu
entfernen und zu sehen, ob das Gerinnsel durch blosse Aggregation
der Kügelchen entsteht, oder durch Gerinnung eines vorher
aufgelösten Stoffes, welcher beim Gerininen die. Kügelchen in sich
aufnimmt. Die überaus zarten Häutchen, welche entstanden,
bestanden nicht bloss aus aggregirten Kügelchen, sondern es war
noch ein durchsichtiger Stoff dazwischen, welcher die Kügelchen
zusammen verband, auch wenn sie nicht dicht aneinander lagen.
Es ist also gerade so, wie bei der Lymphe und dem Blute. Auf
den auf einer Glasplatte ausgebreiteten Chylustropfen entstanden
aber nicht bloss Häutchen, welche die schwebenden Kügelchen
verbanden, sondern auch an einzelnen Stellen kleine Fettinsel-
chen, welche fast ganz durchsichtig waren, und wovon ich nicht
weiss, ob sie durch das Aneinanderfügen und Erkalten der Oelkügelchen
entstehen. Die mikroskopischen Untersuchungen über
den Chylus sind noch in der Kindheit. Vor allem wäre dasVer-
hältniss der kleinen Chyluskügelchen zu den Blutkörperchen aus-
zumitteln, ob die Blutkörperchen aus den Chyluskügelchen entstehen,
ob die von mir im Blute der Frösche und Vögel, von
Home im Blute des Menschen beschriebenen kleineren Kügelchen
Chvluskügelchen sind. Dann wäre sehr wünschenswerth, zu wissen,
ob die Chyluskügelchen bei den Thieren, welche elliptische
und grosse Blutkörperchen haben, wie Amphibien und Vögel, im
Ductus thoracicus vielleicht auch schon elliptisch sind, oder nicht,
um zu erfahren, wo die Form der Blutkörperchen entsteht. Diess
Hesse sich nur bei grösseren Amphibien, wo der Ductus thoracicus
leichter zu finden ist, oder bei Fischen ermitteln. Rudolphi
führt zvvär aus Leuret und Lassaigne an, dass die Chyluskügelchen
der Vögel rund seyen, während doch ihre Blutkörperchen
oval sind. Indess sprechen Leuret und Lassaigne hier nicht von
Chyluskügelchen, sondern Chymuskügelchen aus dem Darm der
Vögel.T
iedemann und Gmelin haben weitere, sehr ausgebreitete Untersuchungen
über die Veränderungen des Chylus nach den Nahrungsmitteln
angestellt. . Nach ihnen ist der Chylus röther hei den Pferden
als bei den Hunden, bei diesen röther als bei den Schafen. Bei dem
Hunde röthete sich die Placenta des Chylus lebhafter nach der Fütterung
mit flüssigem Eiweiss, Butter, Milch, Knochen, und mit
Fleisch, Brot und Milch. Der Chylus war weiss und die Placenta
wenig roth nach Fütterung mit Faserstoff, Leim, Käsematte,
Stärkemehl und, Butter, und mit Kleber. Nach der Fütterung
mit Eiweiss zeigte weder der ganze Chylus noch die Placenta eine
rothe Färbung, wie ich auch beim,Hunde nach Fütterung mit
Brot, Milch und Butter bemerkte. Bei den im nüchternen Zu