
raspelter Knochen, als wenn er durch Kochen von Knochenknorpel
nach Extraction der Kalksalze erhalten wird. Die Entwicklungsgeschichte
der Knochen wird übrigens im 8 . Buche
dieses Werkes abgehandelt.
Es ist eine ganz irrige Vorstellung, wenn man glaubt, ein
organisirter Tbeil könne das Ernährungsorgan eines andern or-
ganisirten Theiles seyri, z. B. die Knochensubstanz werde von der
Beinhaut gebildet, der Knochen von der Beinhaut ernährt. Die
Knochensubstanz muss, weil sie selbst organisirt ist, auch selbst
assimiliren. Nur unorganisirte Theile, w’eiche keine Gefässe enthalten,
wie die Haare, Nägel, Zähne, Crystaülinse, werden von’
einer organisirten Matrix erzeugt, und durch Apposition neuen
Stoffes erhalten. Dass die Knochensubstanz durch die Beinhaut
gebildet werde, diese Vorstellung halte ich für eine des jetzigen
Zustandes der Physiologie unwürdige Barbarei. Die Knochen erhalten
von der Beinhaut und von der Markhaut aus Gefässe, sie
sterben daher ab, wenn Beinhaut oder Markhaut in einer Strecke
zerstört sind; die äusseren Schichten sterben ab bei der Zerstörung
der Beinhaut, die inneren bei der Zerstörung der Markhaut
der Knochen. Allein daraus folgt nicht, dass diese Häute die
phosphorsaure Kalkerde im Knochen absetzen. Die Beinhaüt ist
das Vehikel der Gefässe, welche in den Knochen eindringen,
darum stirbt er ab, wenn seine Gefässe an dieser Stelle-zerrissen
sind.
Ueber das Wachsthum der Primitivfasern der Muskeln und
der Nerven ist man völlig im Dunkeln. Man weiss nicht, ob die
Zahl der Muskel- und Nervenfasern von der ersten Erzeugung
an constant bleibt, und sich nur ihre Länge und Stärke ver-
grössert, oder ob ihre Zahl bei dem Wachsthume und bei der
Uebu ng zunimmt. Genaue mikrometrische Messungen über den
Durchmesser der Muskel- und Nervenfasern in verschiedenen Altern,
über den Durchmesser der Nervenfasern in der Atrophie
der Nerven, z. B. in der Cauda equina bei der Tabes dorsualis,
müssen angestellt werden. Durch die interessante Schrift von
V alentin, historiae evolutionis syst, muscularis prolusio. Vratisl. 1832,
ist der Anfang in diesem Theile der Untersuchungen gemacht.
Nach ihm bestehen die Muskeln anfangs bei dem ganz t jungen
Embryo aus deutlichen Kügelchen, welche hernach verschwinden,
so dass an die Stelle eines perlschnurähnlichen Fadens ein gleichförmig
walzenförmiger tritt. Die Fasern sind nach ihm bei jungen
Embryonen der Säugethiere und Vögel immer dicker als bei
älteren. Die ersten perlschnurartigen Fasern sollen 3 und mehrere
Mal dicker als die Muskelfasern älterer Embryonen seynj so dass
also aus den ersten Fäden hernach mehrere dünnere sich zu bilden
scheinen. Da die Primitivfasern der Nerven und Muskeln so
klein sind, dass sie selbst keine Capillargefässe besitzen, und da
diese nur in ihren Zwischenräumen verlaufen (vergl. pag. 211.), so
muss das Wachsthum durch Anziehung der aufgelösten Theile des
Blutes geschehen.
Ueber die Entstehung und das Wachsthum der Drüsenkanälchen
beim Fötus habe ich einige nähere Aufschlüsse gegeben,
obwohl die Beobachtungen über die Entstehung der Leber, des
Pankreas, der Speicheldrüsen, der Nieren nicht ein ganz gleiches
Verhalten zeigen. R olando, Baer und ich haben gezeigt, dass
die Leber als ein kleiner Auswuchs der Darmwände entsteht,
der zuerst im Innern hohl ist. Indem die Substanz in der Dicke
der Wände dieses Auswuchses sich vergrössert, entstehen darin
Träubchen von Kanälen, von welchen es ungewiss ist, ob sie
gleich anfangs hohl sind; die Höhle in der Basis des Auswuchses
wird aber verzweigt. Die Nieren des Vogelembryo bilden nach
meinen Beobachtungen anfangs einen gallertartigen Keimstoff,
Blastema, Welcher auf der Oberfläche ein gewundenes Ansehen
hat. Der Saum dieser Windungen enthält hernach die (anfangs)
blasigen Enden der parallel aus der Tiefe heraufsteigenden Harnkanälchen,
welche durch den Keimstoff verbunden sind. Erst
allmählig bilden sich die blasigen Enden der Harnkanälchen (auf
Kosten des Blastema) aus, und werden gefiedert; am vollständigsten
habe ich die Ausbildung der Speichelkanälchen in der Parotis
und die Entwicklung der Thränendrüse bei Säugethieren
beobachtet; Nach E. H. W eber’s und meinen Beobachtungen ist
die erste Spur der Speichelkanälchen der Parotis der in einer
gallertartigen Materie liegende Ausführungsgang, der mehrere
blinde Zweigelchen ausschickt. Nach meinen Beobachtungen zeigt
sich hier in der Folge ein sehr merkwürdiges Verhältniss zwischen
dem Keimstoff der Drüse, Blastema und den Kanälchen.
Bei einem Schaafembryo von 4 Zoll Länge ist das Biastema nicht
mehr gallertartig, sondern eine grauliche gelappte Materie, innerhalb
welcher die Speichelkanälchen ganz weiss verlaufen, und
Sprössen mit blinden Enden ausschicken. Das Blastema umzieht
diese ganze Verzweigung, so dass die Zweigelchen nicht bfs an
den Rand der Läppchen des Blastema fortschreiten. De glandu-
larum structura penitiori tab. 6 . fig. 1 1 . Bei älteren Embryonen,
wie z. B. bei einem Schaaffötus {fig. 11;), war das Blastema schon
viel mehr aufgezehrt, und umgab die viel mehr ausgebildeten
Sprossen der Speichelkanälchen und ihre Enden nur sehr sparsam,
gleichsam als wenn es zuletzt in den Bindestoff oder das
Interstitial-Zellgewebe zwischen den Kanälchen einer Drüse verwandelt
würde. Bei der Thränendrüse tab. 5. fig. 8 . haben sich
mir diese Beobachtungen über das Verhältniss des Blastema zu
den Drüsenkariälchen bestätigt.
Die Frage, bis auf welche Theile sich das Wachsthum durch
Intussusceptio von den kleinsten Partikeln aus ausdehnt, ist iden-
tiseh mit der Frage, welche Theile organisirt sind oder Blutgefässe
enthalten. In den Sehnen, Bändern, Knorpeln sind Blutgefässe
wenn auch sehr sparsam, enthalten. Im Museum von F remery
zu Utrecht sah ich eine sehr schöne Injection der Rippenknor—
pel, der Knorpel des Kehlkopfs, der Luftröhre von einem, wenn
ich mich recht erinnere, jungen Fuchs. Von den Gefässen der
Cornea, des Glaskörpers, der serösen Haute ist pag. 2J5. gehandelt
worden. Zweifelhaft sind die Gefässe noch von der mnern
Haut der Blutgefässe