
sind so reichlich, als sie die lebendigste Phantasie nicht erdenken
kann, wie denn ein grosser Theil der Terminologie nur ein Versuch
ist, logisch mit der Natur ein gleichlaufendes Schema der
möglichen Flachen Vermehrung durch Abänderung der Blätter und
des Verhältnisses zU Stiel, Zweig,. Ast, Stamm zu entwerten. Das
Einzige, was man in den organischen und unorganischen Körpern
passend vergleichen kann, ist die Art, wie die Symmetrie in beiden
verwirklicht ist. Die Krystalle haben symmetrische und asymmetrische
Flächen, Winkel, Ecken. Auch die Thiere haben symmetrische
und asymmetrische Theile, und die Gesetze der symmetrischen
und asymmetrischen organischen Gestaltung zeigen
ähnliche, mannigfaltige Abänderungen. Die Urform des thieri-
schen Keiiües ist z. B. eine rundliche platte Scheibe, der Hahnentritt
im Vogelei, besser die Keimscheibe, Blastoderma, welche
im Ei des Eierstocks nach den Untersuchungen von P urkinje
und B aer ein Bläschen zu seyn scheint. Scheibenförmig zeigt
sich der Keim auch hei Wirbellosen, -wie ich bei Planaria gesehen.
Die Form des Eies und Dotters darf man mit der Form des
Keimes nicht verwechseln. Anders sind die ausgebildeten Formen.
Wir unterscheiden z. B. einen strahlenförmig symmetrischen Typus
in den Radiarien, mit gleichartigen Theilen um einen gemeinsamen
Mittelpunkt, wobei das Asymmetrische bloss dieWorder-,
und Hinterseite der sternförmigen OVganisation ist. Wir unterscheiden
2. die Symmetrie gleichartiger Theile auf einem ästigen
Typus, wie in den Pflanzen die Blätter und Blüthen das sich wiederholende
Symmetrische, die Polypen das Symmetrische auf dem
' verzweigten Polypenstamm, .sind. Wir unterscheiden 3. die rei-
henförmige Symmetrie in der Succession gleichartiger Theile von
vorne nach hinten hei den Würmern, wo die asymmetrischen
Theile nur Bauch und Rücken sind; 4. Endlich unterscheiden
wir die doppelseitige Symmetrie in der bloss seitlichen Wiederholung
gleicher Theile bei den höheren Thieren und beim Menschen,
wo das Asymmetrische die hinter einander liegenden Organe,
und die Asymmetrie von Bauch- und Rückenfläche sind.
Bei vielen Thieren ist die seitliche Symmetrie zum Theil mit der
successiven Symmetrie von vorne nach hinten verbunden, wie bei
den höheren Thieren in den Wirbeln. Abgesehen davon, dass
die Symmetrie und Asymmetrie der krystallisirten unorganischen
Körper immer in ebenen Flächen und geraden Linien stattfindet,
wovon sic h das-Gegentheil bei den organischen Körpern zeigt, so
Bleibt immer noch der grosse-Unterschied, das's symmetrische und
asymmetrische Theile der Krystalle eine einfache Zusammensetzung
haben, dass dagegen die Theile, welche sich bei organischen Köi-
pern symmetrisch wiederholen, selbst erst aus ungleichartigen Geweben
zusammengesetzt sind. Welche Ursachen übrigem die angeführten
verschiedenen (Typen der organischen Symmetrie bedingen,
und welche Gründe in dem Keime zuerst die Lage der
Achsen z. B. für die doppelseitige Symmetrie, das Vorn und Hinten,
und die Bauch- und Rückenseite in den höheren Thieren
bestimmen, können wir eben so wenig ahnen, als die Ursachen
der symmetrischen Krystallbildung. Die Organtheile des Organismus
sind übrigens nie krystallinisch, und wenn auch einige
Fettarten im reinen Zustande krystallisiren, so gilt diess nur, wenn
sie den äusseren Einflüssen unterworfen und der Lebenskraft entzogen
sind; eben so mit dem Zucker, dem Harnstoff, der Harnsäure.
Die meisten Säfte und organischen Stoffe krystallisiren
nicht einmal ausser dem lebenden Organismus. Der Rückgratskanal
und die Schädelhöhle der Frösche enthalten um die Cen-
traltheile des Nervensystems eine Lage von breiartiger weisser
Materie, die nach E hrenberg’s und H uschke’s Entdeckung aus
mikroskopischen Krystallen von kohlensaurem Kalke besteht. An
der Bauchbaut der Fische und im Silberglanze der Chorioidea
der Fische hat E hrenberg auch mikroskopische Krystalle aus einer
organischen Materie entdeckt. M ueller’s Archiv fü r Anat.
und Phyfiol. p. 158.
Ich habe bis jetzt bloss die Eigenthümlichkeit der organischen
Körper untersucht, dass sie organische Ganze sind, aus ungleichartigen
Organen zusammengesetzt, welche den Grund ihrer
Existenz in dem Ganzen haben, wie K ant sich ausdrückte. Die
organische Kraft des Ganzen, welche die Existenz des Einzelnen
bedingt, hat aber auch die Eigenschaft, dass sie die zum Ganzen
nothwendigen Organe aus organischer Materie erzeugt. Einige
haben geglaubt, das Leben öder die Thätigkeit der organischen
Körper sey nur die Folge der Harmonie, des Ineinaudergreifens
gleichsam der Räder der Maschine, und der Tod sey durch eine
Störung dieser Harmonie bedingt. Die Harmonie, dieses Ineinandergreifen
findet offenbar statt; denn das Athmen in den. Lungen
ist die Ursache der Thätigkeit des Herzens, und die Bewegung
des Herzens . bringt in jedem Augenblick dem Gehirn das durch
das Athmen veränderte Blut, wodurch das Gehirn alle übrigen
Organe belebt, und wieder die Athembevvegungen bedingt. Der
äussere. -Impuls zu diesem Getriebe ist aber die atmosphärische
Luft beim Athmen. Jede Verletzung einer dieser Haupttriebfedern
in dem Mechanismus des organischen Körpers, jede grössere
Verletzung, der Lungen, des Herzens, des Gehirnes kann die Ursache
des Todes werden, daher man sie die Atria rnortis genannt
hat. Allein diese Harmonie der zum Ganzen nothwendigen Glieder
besteht doch nicht" ohne den Einfluss einer Kraft, die auch
durch das Ganze hindurch wirkt, und nicht von einzelnen Thei-
len abhängt, und diese Kraft besteht früher, als die harmonischen
Glieder des Ganzen vorhanden sind; sie werden bei der Entwik-
kelung des Embryo’s von der Kraft des Keimes erst geschaffen.
Bei einetn zweckmässig zusammengesetzten Mechanismus, z. B. einer
Uhr, kann das zweckmässige Ganze eine aus der Zusammen-
wirküng der einzelnen Theile hervorgehende Thätigkeit zeigen,
die von einer Ursache aus in Bewegung gesetzt wird; allein die
organischen Wesen bestehen nicht bloss durch eine zufällige Verbindung
ihrer Elemente, sondern erzeugen auch die zum Ganzen
nothwendigen Organe durch ihre Kräfte aus der organischen Materie.
Diese vernünftige Schöpfungskraft äussert sich in jedem,
ihiere nach strengem Gesetz, wie es die Natur jedes Thieres erlös
dert; sie ist in dein Keime Schon vorhanden, ehe selbst die