
suchungeh' Stickgas ausgeschieden, in einigen Versuchen selbst
mehr als Kohlensäuregas.
Bei den höheren Thieren hat man zuweilen eine Absorption
Ton Stickgas der Atmosphäre, zuweilen Ausbauchung von Stickgas
beobachtet.
1) H. D avy (Gilb. Ann. 19. 298.) glaubte beobachtet, zu haben,
dass beim Athmen Verminderung des Stickstoffgehaltes der
Atmosphäre stattfinde, welche nach 'Davy 1— des absorbirten
Sauerstoffgases, und in 21: Stunden 2216 Gran engl, betragen soll.
Auch P faff (Geiilens Journ. der Chemie. 5. 103.) hat eine Verminderung
des Stickgases von —;tst der eingeathmeten Luft
beobachtet.' G melin’s Chemie. 4. 1524.
2) Andere* wie Allen und P epys, bemerkten weder eine
Vermehrung,, noch Verminderung des Stickgases beim Athmen der
atmosphärischen Luft. -
3) Mehrere Beobachter haben beim. Athmen in atmosphärischer
Luft' Vermehrung des Stickstoffgehaltes der Luft beobachtet,
wie B ebthollet, Nysten., D ulong und D espretz. Am ent-
scheidensten erscheint diess Resultat in D espretz Versuchen* der
die Aushauchung von Stickgas gewöhnlich, aber bei Pflanzenfressern
stärker als bei Fleischfressern fand. Diess Letztere ist deswegen
unerklärlich, weil die Pflanzenfresser Stickstoff ärmere Nahrung
als die Fleischfresser gemessen. D espretz fand, dass die
Aushauchung von Stickgas y— —7— von demjenigen Sauerstoffgas
ausmacht, welches beim Athmen verschwindet, ohne auf Kohlensäure
verwandt zu werden. Am entscheidendsten liesse sich die
Aushauchung von Stickgas in einer Luft ermitteln, die kein Stickgas
enthält. So fanden Allen und P epys allerdings, dass Meerschweinchen,
die in Sauerstoff oder einem Gemenge von Sauer-
stoffgas und Wasserstoffgas athmeten, Stickgas aushäuchten. Diess
Stickgas konnte nicht schon vorher in den Lungen gewesen seyn.
Denn in Allen und P epys Versuchen war die Menge des ausge-
hanchten Stickgases grösser als das Volum des athmenden Thiers.
Aus diesen Versuchen scheint also hervorzugehen:
4) dass beim Athmen in atmosphärischer Luft Stickgas sowohl
aus der Luft an das Blut treten, als Stickgas äus dem Blut
frei werden kann, und dass man die Aushauchung des Stickgases
deswegen nicht bemerkt, weil sie von der Absorption von Stickgas
der Luft compensirt wird, und dass sie erst beim Athmen in
stickstofflerer Luft bemerklich wird. E dwards {Ann, de chirn.
et de phys. 22. 35.) erklärt aus der Ungleichheit der Aushauchung
von Stickgas und der Aufnahme desselben die Ungleichheit in den
Resultaten der Beobachter. Collard de Martigny {J. d. physiol.
1830.) fand eine Vermehrung des Stickstoffs beim Ansathmen, wie
denn Collard auch eine Exhalation von Stickgas durch die Haut
beobachtete. Da nun Stickgas, wie alle Gase, von den nassen
thierischen Häuten und von der äussern Haut absorbirt wird,
so nimmt Collard an, dass Absorption und zugleich Exhalation
von Stickgas in den Lungen stattfinde, dass letztere aber grösser
sey. Berzehus (Jahr6. 4. 217.) widersetzt sich der Vorstellung ,
von gleichzeitiger Exhalation und Aufsaugung von Stickgas, weil
sie ungereimt sey.
2) Vom Athmen im 'Wasser.
AVas den zuletzt berührten Gegenstand noch verwickelter
macht, ist, dass die Fische nach A. v. H umboldt und P rovencal
auch ziemlich viel Stickgas aus dem Wasser absorbiren. Sie
Hessen in 4000 Cubikcentimeter Wasser 8 Stunden 30 Min. athmen.
Vor dem Athmen enthielten 2582 Th. dieses Wassers 521 Th.,
nach demselben 453 Th. Luft. Den Verlust, von 71 Th. halten
sie für Wirkung der Respiration, und berechnen das Maass des
excernirten und absorbirten Gases nach dem Unterschiede dessen,
was vor dem Athmen in den 524 und nach dem Athmen in den
453 Tbeilen enthalten war. ln jenen fanden sie 155,9 Sauerstoff-
gas, 347,1 Stickgas, 21,Q kohlensaures Gas; in diesen 10,5 Sauer-
: stoffgas., 289,3 Stickgas, 153 kohlensaures Gas. Hiernach wären
beim Athmen 145,4 Sauerstoffgas nebst 57,6 Stickgas absorbirt
und 132 kohlensaures .Gas excernirt. T reviranus vermuthet in-
dess, dass die nach dem Athmen fehlenden 71 Theile Luft mit verschlucktem
Wasser in den Magen gekommen seyen. Indessen
haben v.. H umboldt und., P rovencal doch keinen Verlust von
"'Wasserstoffgas beobachtet, als sie Fische in luftleerem, bloss mit
NVasserstoff und Sauerstoff künstlich geschwängertem Wasser athmen
Hessen. S chweigg. J. 1. p. 111.
Man sieht übrigens aus den von H umboldt und P rovencal •
angestellten Versuchen, dass auch die Fische mehr Sauerstoffgas
absorbiren, als Kohlensäure ausathmen. ‘ Die Kohlensäure beträgt
höchstens des verschwundenen Sauerstoffs und oft nur 4- desselben.
Nach .den Untersuchungen von H umboldt und P rovencal befinden
sich die Fische in den Flüssen in Rücksicht auf den Sauerstoffgehalt
der umgebenden Flüssigkeit in der nämlichen Lage, wie
ein in einem Gasgemeng, welches weniger als 0,01 Sauerstoff enthält,
athmendes Thier. Denn die im Wasser aufgelöste Luft geht
nie über 0,027 des Volums des Wassers, und 0,31 von der aufgelösten
Luft sind reiner Sauerstoff. Nach T reviranus Reduction
der Beobachtungen von H umboldt und P rovencal bilden 100 Gr.
Schleihe beim Athmen 0,01 C. Z. Kohlensäure, in 100 Minuten,
während 100 Gran Säugethier, wie wir oben gesehen, 0,52 bilden,
also circa 50 Mal weniger in gleicher Zeit. Die Fische absorbiren
nicht allein mit den Kiemen, sondern mit der ganzen
Oberfläche Sauerstoffgas, wogegen sie Kohlensäure erzeugen. Diess
geschient im lufthaltigen Wasser, aber nicht in der freien Luft.
H umboldt brachte den Ivopf von Fischen in Halsbänder von Kork-
holz mit AVachsleinwand überzogen. Der Fisch wurde dann in
ein cylindrisches Gefäss gebracht, so' dass der Kork den Pfropf
bildete, und Kopf und Kiemen nicht mit dem Seinewasser des
Gefässes in Berührung waren. Die Fische lebten an 5 Stunden
und veränderten das Wasser durch ihre Haut auf die bei dem
Athmen gewöhnliche Art. Die Fische athmen mit den Kiemen,
so lange sie nass sind, auch in freier Luft, und absorbiren nicht
mehr und nicht weniger Sauerstoff, als in lufthaltigem Wasser,