
das Licht empfinden kann; allein Magendie meint, die Sensibilität
des N. trigeminus -sey wenigstens behülflich und nöthig für
die volle Sehkraft des Nervus opticus. Magendie glaubte auch,
dass der N. trigeminus zum’ Hören nöthig sey. Wenn ein Thier
nach Durchschneidung eines -so ungeheuren Nerven, als t der, N.
trigeminus ist, nicht sogleich noch für andere Reizversuche aufgelegt
ist, so beweist dies nichts weiterj. als eine sehr grosse
vprausgegangene Verletzung. Wir wissen ja, dass nach Durch-
schneiduhg grosserNervenstämme wie des N. opticus selbst schlimme
Nervenzufälle entstanden sind. Nach meiner Ansicht hat der N.
trigemipus durchaus keinen Einfluss weder auf das Sehen, noch
das Hören und Riechen. Bei einem Epileptischen, der an einer
Augenentzündung und Verdunkelung der Cornea rechter Seite
litt, und bei dem das Sehen' auf diesem Auge aufhörte,' hernach
auch die Augenlieder,-Nase und Zunge rechts unempfindlich und
das rechte Ohr taüb wurden, das Zahnfleisch scorbutisch wurde,
beobachtete Serres eine Entartung der Portio major N. trigemini
bis zur Pons Värolii. Magendie Journ. de physiol. V. 232.- Allein
die Blindheit war eine Folge der Verdunkelung der Cornea.
Alle übrigen Veränderungen der Sinne werden mit den Convulsio-
nen der rechten Seite aus der Degeneration des Gehirns erklärbar.
Die Consequenzen aus diesem.Falle werden übrigens ganz durch
einen andern Fall von Entartung des ganzen Stammes dés N. trigeminus
widerlegt, in welchem Unempfindlichkeit der »ganzen
linken Kopfseite, der Nase, Zunge, des Auges, bei vollem Sehvermögen
stattfand. Mueller’s Archiv fü r Anatomie und Physiologie.
1834. p. 132.
II. Capitel. Von d é p E ig è n th üm lic h k e ite n a n d e re r Nerven.
Augennerven.
Ob der N. oculomotorius, abdueens und trochlearisy ausser
ihrer motorischen Kraft auch sensibel sind, ist noch unbekannt.
D esmoulins bebadptet, dass sie gezerrt, gequetscht keinen Schinerz
verursachen. Allein die Entscheidung bei so kleinen Nérvén ist
schwierig unter vorausgegangenen stärken Verletzungen zur Blosslegung
dieser Nerven. Der N. oculomotorius versieht den Mus-
culus lèvator palpebrae sup., den obern und untern graden Augenmuskel,
den graden innern und 'dep schiefen untern, Und giebt
durch den Nervenzweig des untern schiefen-Augenmuskels -die
kurze Wurzel des Ganglion ciliare ab, während die lange Wurzel
vom N. nasalis herkommt, welche letztere auch einen Faden
vom Plexus cavernosus des N. sympathicüs erhält. #
Eine besondere Betrachtung verdient der Einfluss - dés N.
oculomotorius und nasoeiliaris auf die Iris. D esmoulins führt an,
dass nach den Erfahrungen von F owlér, R elnhold und Nysten
der Galvanismus durch das dritte Paar Contraetion der Iris bewirke.
Dass der N. oculomotorius durch die kurze Wurzel des
Ganglion ciliare die Bewegungen der Iris'bestimmt, und dass die
lange Wurzel vom N. nasoeiliaris trigemini hieran keinen Antheil
hat, ist durch Mayo’s schöne Untersuchungen erwiesen. Anatomical
and physiological commentaries. London 1823. Magendie Journal
de Phys. T. 3. p. 348.
Folgendes sind die Resultate der Versuche an 13 lebenden
Tauben angestellt, von denen wir aus Muck. (De ganglio ophthal-,
mieo. Landish. 1815.) wissen, dass sie zwei Wurzeln des Ganglion
ciliare, eine vom N. oculomotorius, die andere vom N. trigeminus
haben.
1) Die Durchschneidung des N. opticus in der Schädelhöhle
bewirkt die Erweiterung der Pupille, die sich nicht mehr zusammenzieht,
ohngeachtet des heftigen Lichtreizes. Auch Magendie
sah nach Durchschneidung des N. opticus bei Hunden und Katzen
Erweiterung der Pupille, und Unbeweglichkeit der Iris. Dagegen
bei-Kaninchen und Meerschweinchen Unbeweglichkeit und
Verengung.
2) Die Section des N. oculomotorius im Schädel einer lebenden
Taube bewirkt denselben E rfo lg in beiden Fällen, sowohl
nach der Durchschneidung des N. opticus als des N. oculomotorius,
behält das Auge seine Sensibilität auf der Oberfläche.
3) Die Section - des N. trigeminus in der Schädelhöhle bewirkt
keine Veränderung in den Bewegungen den Iris, aber die
Oberfläche, des Auges - verliert ihre Sensibilität (durch die Aeste
des N. ophthalmicus, die sich in der Conjunctiva verbreiten).
4) Wenn man den N. opticus in der Schädelhöhle einer lebenden
Taube, oder unmittelbar nach der Decapitation mechanisch
reizt, zieht sich die Iris jedesmal mit Verkleinerung der
Pupille zusammen. (Ist auch von F lourens gesehen.)
5) Wenn man den N. oculomotorius auf dieselbe Art zerrt,
hat dasselbe statt..
6) Wenn man das fünfte Paar zerrt, erfolgt keine Veränderung
der Pupille.
• 7) Wenn man die Sehnerven in der Schädelhöhle einer
Taube unmittelbar nach der Decapitation durchschneidet, und
den Theil der Sehnerven zerrt, der mit dem Auge verbunden ist,
erfolgt keine Veränderung der Pupille; wenn man dagegen den
Theil des Sehnerven zerrt, der mit dem Gehirn verbunden ist,
so erfolgt Verengung der Pupille, eben so als wenn der Nervus
opticus nicht durchschnitten wäre.
, 8) Die Section des fünften Paares bewirkte keine Modification
in diesem Erfolge.
9) Nach der Section des dritten Paares im Gegentheil hat
die Reizung des Nervus opticus, sey er noch ganz oder durchschnitten,
gar keinen Einfluss auf die Pupille.
Aus diesen Versuchen kann man mit Sicherheit schliessen,
dass der N. oculomotorius die motorische Kraft dem Ganglion
ciliare und den Ciliarnerven ertheilt, dass der Lichtreiz nicht unmittelbar
auf die Ciliarnerven wirkt, sondern dass die Irritation
der.Netzhaut, des Sehnervens auf das Gehirn wirkt, und vom Gehirn
auf den N. oculomotorius und die kurze motorische Wurzel
des Ganglion ciliare zurückwirkt. Diess geht auch aus der be