
haupt, das fibröse Gewebe liebt, so in, dem Auge ihren Sitz in
der Sclerotica hat, ist mit ihrem Schmerz nicht auf das Auge
fixirt, sie zeichnet sich vor allen anderen Augenentzündungen dadurch
aus, dass die ganze Seite des Gesichtes, im Verfolg der
Beinhaut, die Scheide des Schläfenmuskels, die Galea aponeurotica
von den lebhaftesten Schmerzen ergriffen sind.
Die innere und äussere fibröse Haut des Cranium, nämlich
die Dura mater des Gehirns, die Beinhaut des Schädels und
die Galea aponeurotica stehen im Consensus unter sich und mit
der Sclerotica. Affectionen der Dura mater erregen Affectionen
der Sclerotica; Affectionen der Gaiea aponeurotica und Beinhaut
können sich auf die Dura mater versetzen. Umgekehrt, ist die
Dura mater örtlich entzündet, so ist es auch zuweilen die Beinhaut
äusserlich.
Dass bei den Sympathien des fibrösön Systèmes* auch die
Nerven im Spiele sind; lässt sich theils aus dem Vorhandensèyn
organischer, .die Gefässe begleitender Nerven in allen gefässhal-
tigen Theilen theils aus dër wirklichen Existenz von Nerven in
der Dura mater schliessen. Sie sind von Comparetti, A kkord,
S chlemm, B idder und von mir selbst beobachtet und gehören
zum Theil dem organischen Nervensysteme an;
f. Knöcherigewebe und Knorpelgewebe.
Sympathien des Knochengewebes unter sich sind selten.
Wohl' ist. in manchen Krankheiten, wie in der Rhachitis und im
zweiten Stadium der Venerie, däs ganze Knochengewebe überall
afficirt, aber diese Bildungskrankheiten kann man weniger unter
die Sympathien rechnen; die Reizung ist hier allgemein mit
fehlerhafter Bildung der Knochenmaterie. Indessen giebt es
doch auch deutliche Beispiele von reiner Sympathie des Knochengewebes.
Wenn nämlich eine Krankheitsursache auf ^die
Oberfläche eines Röhrenknochens wirkt, so wird in der .darauf
folgenden Entzündung nicht leicht die blosse Oberfläche, , sondern
die ganze Dicke des Knochens Bis zur Markhöhle afficirt;
in der ganzen Dicke verändert sich das Knochengewebe; und
'ebenso folgt nach Zerstörung dés Markes eines Röhrenknochens
auch wieder Entzündung und Aufschwellung, sowohl innen als
aussen bis zur äussern Oberfläche. Ueberhaupt ist das, was mafi
Exostosen nennt, in der grössten Mehrzahl der Fälle keine Krankheit
der Oberfläche des Knochens, sondern der ganzen Dicke
des Knochens, wie ich mich durch Dürchschneidung vieler Exostosen
überzeugt habe. Daher entspricht einer äussern. Exostose
an einem Röhrenknochen in der Regel eine innere Exostose gegen
die Markhöhle. (Man sieht, gelegentlich gesagt, hieraus allein
schon deutlich, wie wenig riéhtig es ist, wenn man der Beinhaut
einen wesentlichen Antheil an der Bildung der Exostosen
zuschreibt.)
Von den Knochen kennen wir bis jetzt keine.Nerven, düi’fen
jedoch die Existenz von Gefässnerven in ihnen so gut, wie in
allen gefässhaltigen Theilen voraussetzen.
g, . Muskelgewebe.
Man hat dem Muskelgewebe die Fähigkeit, sympathisch erregt
zu werden,vin hohem Grade zugesprochen.. Man hat angeführt,
dass die Reizung, welche die Contraction eines Muskels zur
Folge habe, häufig von einer Menge sympathischer Convulsionen
anderer Muskeln begleitet sey. Allein diese Sympathien beruhen
nicht in dem Gewebe selbst, sondern in der Sympathie der Bewegungsnerven
; der Muskel, dessen Bewegungsnerve von dem
übrigen Nervensystem getrennt ist, ist zwar selbst noch erregbar
auf einen äusseren Reiz, er pflanzt diesen aber nie fort aut andere
Theile desselben Gewebes, es entstehen keine sympathische
Convulsionen.
- Die sympathischen Krämpfe des Muskelsystems sind daher
nicht eigentlich Sympathien des Gewebes unter sich, sondern
Sympathien der Nerven. Die übrigen wenigen Krankheiten,
welche noch in den Muskeln Vorkommen, wie die Entzündung und
Eiterung sind auch immer beschränkt, sie verbreiten sich nicht
wie in den anderen Geweben, sie sind auf die örtlichen Stellen
der Reizung beschränkt. Ausser den sehr seltenen Muskeient-
zündungen, den Degenerationen und dem Krampfe kennt man aber
fast gar keine Krankheit der Muskeln weiter. Alles diess überzeugt
uns, dass das Muskelgewebe keiner lebhaften Sympathie in
sich und mit anderen Theilen unterworfen sey.
h. Lymphatisches System,.
Zu dem lymphatischen System gehören die Lymphgefässe
und die Lymphdrüsen.
Krankheiten des lymphatischen Systems sind sehr selten örtlich;
wenn sie ursprünglich entstehen und nicht sympathische
Krankheiten anderer Organe sind, befallen sie in der Regel das
ganze System unter der Form einer Dyskrasie, ja gewisse Krankheiten
sind auf das Gewebe des lymphatischen Systems fast beschränkt,
wie z. B. dié* Scrofeln. Geht aber die Reizung von
einer örtlichen Stelle des Lymphsystems aus, so verbreitet sie sich
schnell Sympathisch über grosse Strecken. Ist eine Lymphdrüse
primär durch äussere Reizung in Entzündung gesetzt, so werden
bald die umliegenden Drüsen ergriffen, sie schwellen an, wenn
sie auch selbst nicht in Entzündung gerathen. Manche'primäre
Reizungen des Lymphsystems gehen von Giften aus, die von den
Lyihphgefässen aufgenommen, worden. Wird an einer Stelle
Quecksilber eingerieben, so entsteht oft eine ausgebreitete Reizung
des lymphatischen Systems, und die Lymphdrüsen der verschiedenen
Stellen des Körpers können gleichzeitig in Affection
gezogen werden. Die Entzündung der Lymphgefässe, die von
einer örtlich giftigen Einwirkung ausgeht, verbreitet sich schnell
über alle Verzweigungen in einem Gliede, und in einem solchen
Falle ist die Haut überall nach dem Verlaufe der Lymphgefässe
von rothen Streifen durchzogen.
Eben so häufig sind die Sympathien der Lymphgefässe mit
den Lymphdrüsen. Eines der gewöhnlichsten Phänomene in den
Bildungskrankheiten der grossen Eingeweide ist die Anschwellung
der Lymphdrüsen in der Umgegend.
So schwellen die Lymphdrüsen des Halses an bei organischen
Krankheiten der Organe des Halses', der Glandula thyreoidea;